Eigene Mutter misshandelte Yagmur († 3) zu Tode
Cousine im emotionalen Interview: „Macht eure Augen auf!”

Blaue Flecken und Abschürfungen am ganzen Körper – alle überschminkt.
So findet die Polizei die leblose Yagmur im Dezember 2013 in einer unscheinbaren Wohnung in Hamburg-Billstedt. Ihr Leben endet nach nur drei Jahren, zwei Monaten und elf Tagen, weil ihre eigene Mutter sie schwer misshandelt. Der Fall macht sprachlos und bringt ein fast unvorstellbares Behördenversagen ans Tageslicht.
Mutter überschminkt die Verletzungen
Wenn Ceyda Özdemir an dem alten Wohnhaus ihrer Cousine vorbeikommt, dann kommen die Emotionen wieder hoch. Der schmerzhafte Verlust und das Gefühl der Hilflosigkeit machen der jungen Frau noch heute zu schaffen. Zu ihrer Cousine Yagmur hatte Ceyda eine besonders enge Verbindung, fast wie zu einer Schwester. „Sie war immer wie ein Engel”, sagt sie mit Tränen in den Augen. „Ich hätte mir gewünscht, dass ich viel mehr Zeit mit ihr verbringen könnte.”
Am 18. Dezember 2013 stirbt die kleine Yagmur. Zunächst ist nicht klar, ob ein tragischer Unfall Schuld am Tod der Dreijährigen ist. Doch schon vor Ort bemerken die Ermittler damals zahllose blaue Flecke und Abschürfungen auf dem kleinen Körper – alle sind mit Schminke abgedeckt.

Behörde prüft Ausreden der Mutter nicht
Als Yagmur am 9. Oktober 2010 in Hamburg-Bergedorf geboren wird, ist ihre Mutter 24 Jahre alt, arbeitslos und hat bereits ein uneheliches Kind. Mit der neuen Situation mit zwei Kindern kommt sie offenbar nicht zurecht. Aus Überforderung entscheiden sich die Eltern nach nur einer Woche, Yagmur in eine Pflegefamilie zu geben.
Lese-Tipp: Der Cold Case Seike Sörensen – Was macht es mit einem Ort, wenn ein Kind für immer verschwindet?
Es ist wohl die glücklichste Zeit in Yagmurs Leben. Acht Monate lang lebt die Kleine bei einer Familie, die sie liebt. Einmal pro Woche besucht sie ihre leiblichen Eltern. Doch dann entdeckt die Pflegefamilie plötzlich die ersten Blutergüsse an dem Säugling. Yagmurs Mutter redet sich raus, die Kleine sei gestürzt oder im Schwimmbad ausgerutscht. Die Behörde glaubt ihr, ohne die Vorfälle weiter zu prüfen. Es ist der erste Fehler in einer langen Verkettung von Versäumnissen der zuständigen Ämter.
Video-Tipp: Die komplette True Crime-Dokumentation auf unserem RTL Nord-YouTube-Kanal
Wie kann eine Mutter ihrem Kind so etwas antun?
„Macht eure Augen auf!”
Würde Yagmur noch leben, wenn die Ämter sorgfältiger gearbeitet und genauer hingeschaut hätten? Eine quälende Frage, die auch Yagmurs Cousine bis heute beschäftigt. Doch jede Behörde, jede Akte kann nur ein Baustein sein, um Kinder vor Misshandlungen zu schützen, da ist sich Ceyda Özdemir heute sicher. „Wir müssen mehr miteinander sprechen und auf uns achten, dass so ein Schicksal nicht noch einmal passiert”, sagt sie im RTL Nord-Interview. „Wir müssen aufpassen und hinschauen und immer miteinander reden. Macht eure Augen auf!”