Sein Sohn (30) starb am gleichen KrebsRTL-Reporter lebt nach Schockdiagnose ohne Magen – „freue mich über jeden Tag”

„Es ist alles verdammt schwer, wenn man ein Kind verliert.“
Überraschend verliert RTL-Reporter Burkhard Kress 2023 seinen 30-jährigen Sohn an einen seltenen Magenkrebs. Die Ursache für die tückische Erkrankung ist eine genetische Veranlagung – vererbt durch Burkhard selbst. Und es kommt noch schlimmer für den Familienvater: Im Rahmen einer Magenspiegelung und einer anschließenden Biopsie entdecken die Ärzte auch bei ihm bösartige Tumore, der Magen muss schnellstmöglich raus. Im Interview gibt der Reporter einen Einblick in seine Gefühlswelt, schildert, wie es ihm heute ohne Magen geht und warum er sich dazu entschlossen hat, mit seiner persönlichen Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen.

Die gesamte Geschichte von Extra-Reporter Burkhard Kress und seiner Familie seht ihr im „EXTRA Spezial: Krebs - warum meine Diagnose Ihr Leben ändern kann“ am 12. August um 22.35 Uhr bei RTL und RTL+.

RTL-Reporter Burkhard Kress im Interview – wie geht es ihm nach der Magen-OP?

RTL: Wie geht es Ihnen aktuell und welche Einschränkungen haben Sie jetzt, sechs Monate nach der Entfernung des Magens?

Burkhard Kress: Ein Außenstehender würde wohl nicht merken, was mit mir passiert ist. Aber ich selbst muss nun genau auf meine Ernährung achten. Ich darf zum Beispiel generell keinen rohen Fisch essen. Auch Salate und alles, was bläht, muss ich weglassen. Ich muss sehr langsam essen und sollte möglichst wenig dabei trinken. Mittlerweile habe ich bei Nahrungsmitteln ein Gefühl dafür entwickelt, was geht und was nicht.

RTL-Reporter Burkhard Kress kurz vor seiner Magen-OP
RTL-Reporter Burkhard Kress vor sechs Monaten kurz vor seiner Magen-Operation.
RTL

Ich muss täglich Enzyme beim Essen einnehmen und bekomme alle drei Monate eine Vitamin-B12-Spritze. Außerdem muss ich kleinere Portionen essen. Auf Alkohol verzichte ich ganz, da ich ohnehin nur wenig trinken kann.

Doch nach allem, was ich alles erlebt habe, sind das alles Kleinigkeiten, die fast nicht erwähnenswert sind. Ich bin dankbar dafür, am normalen Leben teilhaben zu können.

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„Immer noch unbegreiflich, dass mein Sohn so früh gestorben ist“

RTL: Inwiefern beschäftigt Sie der schwere Verlust Ihres Sohnes Damians gerade – was geht Ihnen durch den Kopf?

Kress: Für meine Familie und mich ist es immer noch unbegreiflich, dass mein Sohn so früh gestorben ist. Ich wünschte, die Krankheit wäre zuerst bei mir ausgebrochen und ich hätte so meinen Sohn warnen und retten können. Hätte ich meine Magenkrebs-Diagnose eher bekommen, hätte ich meinen Sohn retten können. Und natürlich beschäftigt uns diese Abfolge der Ereignisse nach wie vor stark.

Burkhard Kress mit seinem Sohn Damian im Ski-Urlaub.
Burkhard Kress mit seinem Sohn Damian im Ski-Urlaub.
RTL

In meinem Zitat, das durch die Presse ging, habe ich gesagt: „Der Tod meines Sohnes hat mir das Leben gerettet.“ Das ist faktisch so, aber es klingt ein wenig so, als wäre ich froh darüber, dass es mich nicht erwischt hat. Es ist aber natürlich vielmehr so, dass es mir lieber gewesen wäre, man hätte den Krebs bei mir frühzeitig festgestellt. Dann hätte mein Sohn womöglich gerettet werden können. Wenn ich Symptome gehabt hätte und man den Krebs bei mir entdeckt hätte, dann hätte alles ganz anders ausgehen können.

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„Meine Tochter und ich wurden positiv auf CDH1 getestet“

RTL: Trauer, Hoffnung und die Frage nach dem: „Was wäre gewesen, wenn …“ – in Ihrer Geschichte stecken so viele unterschiedliche Gefühle. Welche Strategie hat Ihnen geholfen, mit all dem Erlebten umzugehen?

Kress: Auf meine Familie und mich ist ja eine Katastrophe nach der anderen eingeprasselt. Zuerst hieß es, mein Sohn sei schwer krank. Dann haben wir erfahren, dass er unheilbar krank ist. Schließlich ist er fünf Monate nach der Diagnose gestorben. Kurz darauf haben wir von der Klinik erfahren, dass der Magenkrebs bei ihm erblich, bedingt durch die CDH1-Mutation, entstanden ist.

Nächster Schock: Meine Tochter und ich wurden positiv auf CDH1 getestet.

Dann wieder ein Schock: Bei einer Routineuntersuchung wurden Krebszellen in meinem Magen gefunden. Diagnose: Der Magen muss raus. Schließlich musste sich dann meine Tochter den Magen prophylaktisch herausnehmen lassen. Gott sei Dank wurden bei ihr keine Krebszellen im Magen gefunden. Kaum hatten wir uns von der einen Hiobsbotschaft erholt, dann kam schon die nächste! Das war für unsere ganze Familie fast unerträglich.

Nichtsdestotrotz habe ich zeitlebens als Reporter mit Menschen und außergewöhnlichen Geschichten zu tun gehabt und wollte meine persönlichen Erlebnisse jetzt dazu nutzen, um aufzuklären. Viele Menschen wissen gar nicht, dass man ohne Magen leben – sogar verhältnismäßig gut leben kann! Viele ahnen nicht, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind.

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Reporter bringt Familien-Geschichte an die Öffentlichkeit

RTL: Wie ist es dann als Journalist, plötzlich selbst der Protagonist zu sein und in der Öffentlichkeit zu stehen?

Kress: Einerseits tut es gut, wieder zu arbeiten, andererseits wühlt es die Erlebnisse wieder auf. Wenn ich den TV-Beitrag zum Beispiel aktuell vertone oder Interviews gebe, sehe ich wieder die Bilder von meinem Sohn und das bringt den Verlust gedanklich erneut in den Vordergrund. Auch innerhalb der Familie.

Es ist für mich einerseits gut, so das Erlebte zu verarbeiten. Es hat aber auch andererseits sehr viel Unruhe in der Familie ausgelöst. Meine Tochter ist zum Beispiel nicht mehr davon überzeugt, dass es eine gute Idee war, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Doch ich habe den Schritt nicht bereut.

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Burkhard Kress: „Man macht sich Vorwürfe“

RTL: Was hat Ihnen noch geholfen, mit der Trauer fertig zu werden?

Kress: Es ist alles verdammt schwer, wenn man ein Kind verliert. Man macht sich Vorwürfe, auch wenn es rationale Erklärungen für Damians Tod gibt. Eltern fragen sich am Ende doch, ob sie etwas falsch gemacht haben.

Ich rede viel mit meiner Frau. Der Tod unseres Kindes ist allgegenwärtig. Mir hilft viel Bewegung, ich fahre Fahrrad, gehe oft schwimmen. Außerdem gehe ich sehr oft in den Wald. Dort habe ich meine ruhigen Plätzchen und kann in mich gehen. Das funktioniert sehr gut für mich.

Burkhards Kress Frau mit Sohn Damian.
Burkhard Kress’ Frau Teri mit Sohn Damian.
RTL

RTL: Wie lebt es sich mit dem Gedanken, dem eigenen Tod so nah gewesen zu sein und jetzt wieder die Chance auf ein langes Leben zu haben?

Kress: Ich fühle Dankbarkeit gegenüber der modernen Medizin – ich bin total froh! Das Gefühl lässt sich so beschreiben: Ich freue mich über jeden Tag und bin dankbar, dass die Ärzte die grausame Krankheit bei mir unter Kontrolle gebracht haben. Ich gelte als geheilt.

Auch mein stressiges Reporterleben ist nun fast vorbei, am ersten September gehe ich in Rente und das wird nun mein letzter Film für EXTRA. Ich plane dann nur noch, gelegentlich Filme zu machen. Erst mal konzentriere ich mich auf Urlaub und genieße das Leben, auch wenn ich das alles gerne mit der ganzen Familie gemeinsam getan hätte.

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Im Video: RTL-Reporter lässt sich Magen entfernen

Kress mit Appell: „So weit sollte man es nicht kommen lassen”

RTL-Reporter Burkhard Kress.
RTL-Reporter Burkhard Kress erfuhr durch den Tod seines Sohnes, dass er selbst bereits einen Tumor im Magen hatte.
RTL

RTL: Was raten Sie anderen Betroffenen? Wie denken Sie heute zum Thema Vorsorge und was sollten Menschen tun, die schon länger mit Magenproblemen zu tun haben?

Kress: Jeder, der schon länger mit diesen Beschwerden zu tun hat, sollte nicht lockerlassen und der Ursache diagnostisch auf den Grund gehen. Wenn man länger als ein Jahr mit Magenproblemen zu kämpfen hat und die Symptome nur mit Tabletten in den Griff bekommt, weil alles nichts hilft – dann muss man dranbleiben, um die Ursache des Problems zu finden.

Viele Menschen haben Angst vor Magenspiegelungen und Co., obwohl man davon gar nichts mitbekommt. Diese Untersuchungen muss man machen lassen! Denn ganz schnell ist es zu spät und so weit sollte man es nicht kommen lassen. Unsere Geschichte soll für diese Menschen der Aufruf sein, ihren Beschwerden nachzugehen und nicht aufzugeben.

EXTRA Spezial am 12. August bei RTL und RTL+

Die gesamte Geschichte von Extra-Reporter Burkhard Kress und seiner Familie seht ihr im „EXTRA Spezial: Krebs - warum meine Diagnose Ihr Leben ändern kann“ am 12. August um 22.35 Uhr bei RTL und RTL+.