Wer von der Einnahme profitieren könnteMelatonin – kann das Schlafhormon viel mehr als gedacht?
Bei Schichtarbeit oder Jetlag kann die Einnahme von Melatonin helfen, die innere Uhr wieder ins Lot zu bringen. So weit, so bekannt.
Doch das Hormon kann offenbar noch viel mehr: Wie eine kanadische Studie zeigt, wirkt Melatonin auch antioxidativ und kann Zellschäden reparieren. Wie genau das gehen soll und welche Lebensmittel ähnlich wirken – im Video!
Was ist Melatonin?
Melatonin steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Daher wird das körpereigene Hormon auch als Schlafhormon oder Sandmännchen-Hormon bezeichnet. Produziert wird es in der Zirbeldrüse (Epiphyse), einem Teil des Zwischenhirns. Diese wandelt das bei Tageslicht gebildete, stimmungsaufhellende Serotonin bei Einbruch der Dämmerung in das Schlafhormon Melatonin um. Die Folge: Die peripheren Blutgefäße weiten sich, die Körpertemperatur sinkt, wir werden müde.
Das Problem: Bei Personengruppen wie Schichtarbeitern gerät die innere Uhr aus dem Takt, infolge der Nachtschicht produziert der Körper weniger Melatonin. Da das Hormon aber nicht nur müde macht, sondern auch antioxidativ wirkt, werden durch den Mangel wichtige zelluläre Reparaturmechanismen ausgebremst: Antioxidantien wie Melatonin machen freie Radikale, die im Körper durch UV-Strahlung, Sport oder durchs Rauchen entstehen, unschädlich. Daher begünstigt die unzureichende Melatoninbildung langfristig die Entstehung von Krebs.
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Jetzt ist eure Meinung gefragt!
Warum Melatonin Krebs vorbeugt
Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Einnahme von Melatonin könnte die Reparatur von DNA-Schäden bei Schichtarbeitern verbessern. Und genau das konnte in der aktuellen Studie des BC Cancer Research Institute in Vancouver belegt werden. An der kanadischen Untersuchung nahmen 40 Probanden zwischen 18 und 50 Jahren teil, die seit mindestens sechs Monaten im Schichtdienst arbeiteten. Weitere Voraussetzung: Die Studienteilnehmer mussten mindestens zwei aufeinanderfolgende Nachtschichten pro Woche absolvieren. Im Rahmen der Studie erhielten sie einen Monat lang vor ihrem Tagschlaf drei Milligramm Melatonin oder ein wirkungsloses Placebo.
Dabei zeigte sich: Bei den Teilnehmenden, die Melatonin eingenommen hatten, war die 8-OH-dG-Konzentration um 80 Prozent höher als in der Kontrollgruppe. Dieses Molekül entsteht bei der Reparatur von DNA und wird anschließend über den Urin ausgeschieden. Je höher die Konzentration, umso mehr Zellsubstanz kann repariert werden.
„Abhängig von den Ergebnissen solcher Studien könnte die Melatoninsupplementierung eine wirksame Intervention darstellen, um die Belastung durch Krebs bei Nachtschichtarbeitern zu verringern”, schlussfolgern die kanadischen Forscher im Fachmagazin Occupational & Environmental Medicine” Weitere größer angelegte Studien mit unterschiedlichen Dosierungen und längerfristigen Beobachtungen müssten die Ergebnisse jedoch bestätigen.
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Wer auf melatoninhaltige Nahrungsergänzungsmittel verzichten sollte
Aus diesem Grund enthalten auch viele Nahrungsergänzungsmittel (NEM) gegen Schlafstörungen den Inhaltsstoff Melatonin. Entsprechende Tropfen, Tabletten oder Sprays, erhältlich in Apotheken, Drogerien oder Online-Shops, sollen das Einschlafen erleichtern und den Schlaf verbessern.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt jedoch davor, dass die Einnahme melatoninhaltiger Nahrungsergänzungsmittel auch unerwünschte Nebenwirkungen haben könne. Demnach sollten vor allem Kinder und Jugendliche, Schwangere und Stillende sowie Personen mit bestimmten Vorerkrankungen auf die unkontrollierte Verwendung melatoninhaltiger Präparate verzichten. Und auch für alle anderen gilt: Besprecht die Einnahme im Vorfeld immer mit eurem Hausarzt. (nri)
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