Dosierung viel zu hochNichts für Schwangere und Kinder! Bundesinstitut warnt vor Melatonin-Produkten aus Drogerie und Internet

Pillen schlucken, statt Schäfchen zählen!
Melatonin-Produkte sollen beim Einschlafen helfen, manche Eltern geben ihren Kindern sogar Melatonin-Gummibärchen, damit sie selig schlummern können. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat die Nahrungsergänzungsmittel aus der Drogerie und dem Internet genauer untersucht – und kommt zu keinem guten Ergebnis.
Einnahme über längeren Zeitraum gefährlich
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Melatonin zur Vorsicht. Insbesondere Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendlichen sowie Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sollten diese nicht eigenständig und unkontrolliert nehmen, wie das Institut mitteilt. Gerade eine Einnahme über einen längeren Zeitraum könne unerwünschte gesundheitliche Effekte haben, wie die Bewertung der vorhandenen wissenschaftlichen Daten gezeigt habe.
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. In den vergangenen Jahren hat das Produktspektrum in Drogerien und im Internet deutlich zugenommen. Die Produkte sollen das Einschlafen erleichtern.
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Aber: Bei einem Teil der erhältlichen Mittel, die als Spray, Kapseln, Tropfen, Pulver oder Weichgummis angeboten werden, übersteige die empfohlene Tagesdosis an Melatonin die übliche Dosierung zugelassener melatoninhaltiger Arzneimittel, so das BfR.
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Produkte enthalten viel zu viel Melatonin
Als Nahrungsergänzungsmittel sollten die Produkte meist nur zwischen 0,5 bis 1,5 Milligramm Melatonin pro Tagesdosis enthalten. Ist die Dosierung höher, gelten die Produkte als Arznei und sind eigentlich verschreibungspflichtig, erklärt Dr. Britta Nagl vom BfR. Die Produkte in den Drogerien und im Netz enthalten jedoch bis zu zehn Milligramm Melatonin pro Tagesdosis!
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Wieso dürfen die Nahrungsergänzungsmittel dann eigentlich verkauft werden? „Das ist darin begründet, dass es noch keine festgelegten Höchstmengen für Melatonin in Nahrungsergänzungsmitteln mit Inhaltsstoffen wie Melatonin gibt”, so Nagl.
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Melatonin ist laut dem Bundesinstitut unter anderem zur zeitlich begrenzten Behandlung von Schlafstörungen bei Menschen ab 55 Jahren sowie bei Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störungen oder der seltenen Erbkrankheit Smith-Magenis-Syndrom zugelassen. Im Gegensatz zu Arzneimitteln unterliegen Nahrungsergänzungsmittel keiner Zulassungspflicht. Das heißt jedoch auch, dass die Mittel nicht auf ihre Wirksamkeit, Sicherheit oder Verträglichkeit hin untersucht werden, warnt Nagl.
Das sind die Nebenwirkungen
Unerwünschte Folgen einer Melatonineinnahme können dann sein:
ausgeprägte Tagesmüdigkeit
verringerte Aufmerksamkeit
verlängerte Reaktionszeiten
Kopfschmerzen
Blutdruckabfall
verringerte Körpertemperatur
Albträume
Kraftlosigkeit
Gangunsicherheit
Auch beeinflusse Melatonin den Blutzuckerspiegel. Daraus ergebe sich die Frage, ob eine langfristige Einnahme das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen könne.
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Das BfR weist jedoch auch darauf hin, dass gesundheitliche Risiken insbesondere der Langzeitanwendung bisher nur unzureichend untersucht seien. (dpa/jbü)