"Getestet und geprüft werden sie nur stichprobenartig"Wann Nahrungsergänzungsmittel zur Gefahr werden

Mehr als ein Drittel der Deutschen greift regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin- oder Mineralstoffpräparaten. Wer dies ohne Rücksprache mit seinem Arzt macht, riskiert Überdosierungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten. Was Sie vor dem Kauf und bei der Einnahme beachten sollten, sehen Sie im Video.

Qualität und Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln müssen nicht getestet werden

Jeder sechste Deutsche greift täglich zu Nahrungsergänzungsmitteln. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Jahr 2022. Dennoch ist vielen Menschen nicht bewusst, dass ein Zuviel der entsprechenden Produkte auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.

Nahrungsergänzungsmittel zählen rein rechtlich zu den Lebensmitteln. Daher müssen sie kein Zulassungsverfahren durchlaufen. Das heißt, es bedarf keiner Prüfung der Sicherheit, Wirksamkeit oder Qualität, damit sie auf den Markt kommen dürfen.

„Getestet und geprüft werden sie nur stichprobenartig - viele der im Handel befindlichen Präparate sind fragwürdiger Herkunft, mit fragwürdigen Inhaltsstoffen und Wirkungen. Bis es bessere Kontrollen und Regulierungen gibt, ist es wichtig, auf Qualitätsprodukte zu vertrauen und skeptisch zu bleiben, wenn bestimmte Produkte etwas zu günstig sind, um wahr zu sein“, erklärt auch Biochemiker und Ernährungsberater Martin Auerswald, Autor von "Fakten-Check Nahrungsergänzungsmittel" (Herbig Verlag), im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on.

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Es gibt keine Höchstmengen für Mikronährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln

Anders als Lebensmittel enthalten Nahrungsergänzungsmittel Nährstoffe wie Mineralstoffe und Vitamine in konzentrierter und isolierter Form. Zudem gibt es in der EU bislang keine Vorgaben hinsichtlich der Dosierung der Mikronährstoffe in den Präparaten. Während einige europäische Länder eigene Regelungen haben, sind in Deutschland keine Höchstmengen für Mikronährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln vorgegeben. Genau das kritisieren die Verbraucherzentralen seit Jahren.

Denn letztlich hat dies zur Folge, dass es schnell zu Überdosierungen einzelner Inhaltsstoffe kommen kann. Bekannt sind beispielsweise zu hohe Curcumin- oder Piperin-Dosen in Kurkuma-Produkten. Diese können bei regelmäßiger Einnahme die Leber schädigen. Über den Konsum von Lebensmitteln ist eine Überdosierung mit Vitaminen oder Mineralstoffen hingegen praktisch unmöglich.

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Was Nahrungsergänzungsmittel von Medikamenten unterscheidet

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellt klar, dass Nahrungsergänzungsmitte nur für gesunde Verbraucher bestimmt sind, die Ihre Nahrung ergänzen möchten. Auch Menschen, die unter einem bewiesenen Nährstoffmangel wie Eisen- oder Vitamin-D-Mangel leiden, können von der Einnahme der Mittel profitieren. Ob tatsächlich ein Nährstoffmangel vorliegt, sollten Sie dabei im Vorfeld mit Hilfe eines Bluttests bei Ihrem Hausarzt abklären lassen.

Nahrungsergänzungsmittel sind hingegen nicht dazu da, Krankheiten oder Beschwerden zu heilen, zu lindern oder zu verhindern. Denn definitionsgemäß dürfen Nahrungsergänzungsmittel nicht pharmakologisch wirken. Das unterscheidet sie auch von Medikamenten.

Wie genau sie wirken und ob sie beispielsweise unerwünschte Nebenwirkungen haben, bleibt häufig fraglich. Denn anders als Arzneimittelhersteller müssen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmittel Nebenwirkungen nicht in einem strukturieren Prozess und Studien testen und belegen.

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Das sollten Sie bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln beachten

„Ohne gute Aufklärung grenzt der Einsatz von Nahrungsergänzungen oftmals an Russisch-Roulette, mit guter Aufklärung kann damit Gesundheit und Wohlbefinden verbessert werden. Denn man kann Nahrungsergänzungen richtig oder falsch machen - so, wie niemand ohne Vorkenntnisse am eigenen Auto herumschrauben würde, sollten Nahrungsergänzungen nur nach guter Beratung und Aufklärung eingesetzt werden“, rät auch Auerswald. „Trifft gute Aufklärung auf sinnvollen Einsatz mit qualitativ hochwertigen Produkten, können Nahrungsergänzungsmittel als Ergänzung zur gesunden Ernährung viel Gutes für uns tun."

Bei einem nachgewiesenen Nährstoffmangel können entsprechende Präparate demnach durchaus sinnvoll sein. Auch die Verbraucherzentralen betonen, dass eine gezielte Nahrungsergänzung für bestimmte Risikogruppen wie Schwangere (Folsäure), Hochbetagte (Vitamin D) oder Menschen, die sich vegan ernähren (Vitamin B12), sinnvoll sei. Kinder benötigen jedoch in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel.

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Ganz wichtig: Besprechen Sie die Einnahme entsprechender Präparate im Vorfeld immer mit Ihrem Hausarzt. Dies auch deshalb, um Wechselwirkungen mit gleichzeitig eingenommenen Medikamenten auszuschließen. Außerdem sollten Sie nicht mehr der angegebenen Tagesdosis einnehmen. (mit spot on news)