Zahlreiche Nebenwirkungen möglich

Tödliches Nahrungsergänzungsmittel! Experten warnen vor Trendprodukt Kratom

Don't take chances, take your vitamins
Viele Menschen greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln, um ihren Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Doch oft sind die Präparate überdosiert. Häufig ist die Einnahme überhaupt nicht notwendig, in manchen Fällen sogar gefährlich.
ROWAN JORDAN(PTY)LTD, iStockphoto

Je mehr, desto besser: Nach dieser Devise schlucken viele Menschen Nahrungsergänzungsmittel.
Doch eine Überdosierung von Vitaminen, Mineralstoffen und Pflanzenextrakten kann unserer Gesundheit genauso schaden wie eine Unterversorgung. Aktuell warnt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor Kratom. Die Einnahme des Blattpulvers kann schwerwiegende Folgen haben.

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Wohl die meisten von uns wünschen sich einen gesunden, leistungsfähigen Körper. Die meisten wissen, dass eine ausgewogene Ernährung mit vielen frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, fettarmen Milchprodukten und hochwertigen Ölen eine der Grundvoraussetzungen dafür ist. Sie versorgt uns nämlich mit allen essentiellen Nährstoffen wie Mineralstoffen, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen. Doch oft scheitert es an der Umsetzung: Vielen fehlt im hektischen Alltag schlichtweg die Zeit, um frisch zu kochen. Für viele ist der Griff zur Fertigpizza oder Lasagne aus der Tiefkühltruhe, der Gang zum Imbiss um die Ecke oder das belegte Brötchen vom Bäcker die einfachere Option.

Um ihr Gewissen zu beruhigen und mögliche Nährstoffdefizite auszugleichen, schlucken viele Menschen präventiv Nahrungsergänzungsmittel (NEM). In Deutschland ist greift jeder Sechste täglich zu NEM, wie eine Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2022 belegt.

Ob Multivitaminpräparate, Calcium- oder Magnesiumpräparate oder Kieselerde: Die Liste der frei verkäuflichen Mittel ist lang. In Drogerien füllen Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Pulver, Tabletten und Tropfen zig Regalreihen. Und auch über das Internet lassen sich unzählige Präparate bestellen.

Allen gemeinsam ist, dass sie – anders als viele vermuten würden – zu den Lebensmitteln zählen. Daher müssen sie kein Zulassungsverfahren durchlaufen. Zudem werden die Mittel weder auf ihre Wirkung hin geprüft, noch wird die Dosierung kontrolliert. Denn als Lebensmittel müssen NEM keine Wirkung haben. Einzige Voraussetzung: Sie dürfen unserer Gesundheit nicht schaden. Für diese Überprüfung sind die Lebensmittel-Überwachungsbehörden der Bundesländer zuständig.

Lese-Tipp: „Getestet und geprüft werden sie nur stichprobenartig”: Wann Nahrungsergänzungsmittel zur Gefahr werden

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Was ist Kratom?

Auch Kratom zählt zu den Nahrungsergänzungsmitteln. Im Internet wird es als pflanzliches Mittel gegen Angst, Depressionen und Schmerzen beworben. Auch gegen Entzündungen, Husten und weitere Erkrankungen soll das aus den Blättern des südostasiatischen Kratom-Baumes gewonnene Pulver helfen. Beheimatet ist die Pflanze in Indonesien, Malaysia und Thailand. Von einigen Teilen der Bevölkerung wird der Extrakt zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt, aber auch als Aufputschmittel.

Die auch als Herbal Speed oder Herbal Speedball bezeichneten pulverisierten Blätter werden überwiegend über das Internet angeboten. Pharmakologen stufen Kratom als Betäubungs- oder Rauschmittel ein. Denn in niedriger Dosierung von einem bis fünf Gramm sollen die Blätter stimulierend wirken, während die Wirkung bei höherer Dosierung von fünf bis 15 Gramm denen von Opioiden ähnelt: beruhigend und schmerzlindernd.

Da es zudem süchtig machen kann, zählt Kratom in vielen Ländern ähnlich wie Drogen zu den zu kontrollierenden Substanzen.

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Was Kratom gefährlich macht

Nun warnt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Patientinnen und Patienten vor der Anwendung von Kratom zu medizinischen Zwecken. Denn die Sicherheit und Wirksamkeit der pulverisierten Blätter des Kratom-Baumes seien bislang nicht ausreichend geprüft. Daher ist Kratom in Deutschland derzeit nicht als Arzneimittel zugelassen.

Grundsätzlich werden Produkte laut BfArM erst dann als Arzneimittel zugelassen, wenn ihre Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und die Qualität des Arzneimittels durch ein behördliches Zulassungsverfahren nachgewiesen werden kann. Zudem müsse im Rahmen der Prüfung ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis bestätigt werden. Dies sei bei Kratom nicht der Fall.

„Vielmehr deuten Tier- und Humanstudien darauf hin, dass Kratom möglicherweise zu schädlichen neurologischen Wirkungen, einschließlich Abhängigkeit und Entzugssyndrom führen und insbesondere Leber und Niere schädigen könnte”, geben die Experten auf ihrer Seite zu bedenken. „Es gibt Berichte über Todesfälle im Zusammenhang mit Kratom, die genauen Ursachen und Zusammenhänge werden noch wissenschaftlich untersucht.”

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Diese Nebenwirkungen kann die Einnahme von Kratom haben

Auch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) warnt vor den Nebenwirkungen von Kratom. Laut der Behörde für Lebensmittel und Arzneimittel zählen dazu beispielsweise Appetitlosigkeit, Durchfall und Übelkeit. Aber auch grippeähnliche Symptome, Schüttelfrost und Muskelkrämpfe könnten nach der Einnahme auftreten.. Außerdem zählten psychische Beschwerden wie Angst, Halluzinationen und Schlafstörungen zu den bekannten Nebenwirkungen. Darüber hinaus könne die Einnahme von Kratom zu Krampfanfällen und Leberschäden führen.

Außerdem wurden in den USA bisher etwa 50 Todesfälle im Zusammenhang mit Kratom gemeldet. Verantwortlich dafür sind nach Informationen der FDA möglicherweise auch Wechselwirkungen mit Medikamenten. So könne die Kombination mit Koffein beispielsweise hohen Blutdruck fördern, während die gleichzeitige Zufuhr von Alkohol die beruhigende Wirkung verstärken und schlimmstenfalls Atemnot verursachen könne. Die FDA warnt zudem davor, Kratom bei Herzproblemen einzunehmen.

Ein weiteres Problem: Da der Wirkstoffgehalt in Nahrungsergänzungsmitteln nicht genormt ist, variiert er von Produkt zu Produkt.

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Fazit: Warum ihr Nahrungsergänzungsmittel mit Vorsicht genießen solltet

Grundsätzlich gilt: Nehmt Nahrungsergänzungsmittel immer nur bei einem ärztlich diagnostizierten Mangel und nach Rücksprache mit eurem Hausarzt ein. Dies auch deshalb, um Wechselwirkungen mit gleichzeitig eingenommenen Medikamenten auszuschließen. Außerdem sollten Sie nicht mehr der angegebenen Tagesdosis einnehmen.

Bei einem nachgewiesenen Nährstoffmangel können entsprechende Präparate durchaus sinnvoll sein. Das gilt beispielsweise für die gezielte Nahrungsergänzung für bestimmte Risikogruppen wie Schwangere und Stillende, die Jod, Folsäure und Vitamin B12 einnehmen sollten. Für Menschen, die sich vegan ernähren, ist ebenfalls die Einnahme von Vitamin B12 sinnvoll.

Wer jedoch gesund ist und sich ausgewogen ernährt, braucht in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel. Das Gleiche gilt für Kinder.

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