„Du wirst der erste amerikanische Papst”Brüder packen aus! So tickt der neue Papst Leo XIV.

Plötzlich wird der eigene Bruder zum Papst gewählt!
Nach der Wahl des ersten US-amerikanischen Papstes rückt die Kindheit des neuen Pontifex ins Licht der Öffentlichkeit und alle Welt fragt sich: Wie tickt Robert Francis Prevost, jetzt Leo XIV.? Wer könnte das besser wissen, als seine beiden älteren Brüder.

Vom Schulhof in Dolton zum Balkon im Vatikan

Die Brüder Prevost (von links): Robert, John und Lou.
Die Brüder Prevost (von links): Robert, John und Lou.
AP

Die Gebrüder Prevost wuchsen in Dolton, einem Vorort von Chicago, auf. Schon früh sei klar gewesen, dass Robert Priester werden wolle, sagt John Prevost im Interview mit The Associated Press. Dass er aber eines Tages tatsächlich Papst werde, sei lange eher ein familiärer Witz gewesen. In der ersten Klasse hätte eine Dame aus der Nachbarschaft dem sechsjährigen Rob sogar prophezeit: „Du wirst der erste amerikanische Papst.” „Wie sie das wissen konnte, wer weiß das schon?”, fragt sich der mittlere der Brüder.

John schildert den Moment der Papstwahl als surreal. Als der weiße Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufstieg, habe er mit seiner Tochter vor dem Fernseher gesessen. Als dann der Name ihres Onkels fiel, hätten sie es kaum glauben können. „Als er dann heraustrat, da wusste ich: Es ist Wirklichkeit. Dann fühlte ich so etwas wie Stolz. Aber im nächsten Moment dachte ich an die enorme Verantwortung, die jetzt auf seinen Schultern lastet.” Dass sein jüngerer Bruder nun das Oberhaupt 1,4 Millionen Katholiken ist, habe er noch nicht verarbeitet.

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Brüder: Leo XIV. war schon immer Friedensstifter

Rob sei schon immer etwas anders gewesen, sagt auch der älteste Bruder Lou. „Wir haben immer Räuber und Gendarm gespielt”, sagt er der US-Zeitung The Daily Sun. „Mein Bruder John und ich hatten unsere Spielzeugpistolen dabei, rannten herum und schossen damit. Unser Bruder Bob lief mit einer Rolle Necco-Waffeln herum, verteilte sie und versuchte, Frieden zu stiften.”

Er habe außerdem schon als Kind versucht, Konflikte mit Worten zu lösen. In einer Erinnerung schildern die Brüder einen Vorfall, bei dem sie als Teenager in ein gefährliches Viertel in Chicago gerieten und dort von Jugendlichen mit Messern bedroht wurden. Während Lou und John sich auf eine Auseinandersetzung einstellten, habe Robert schlicht das Gespräch gesucht. Wenige Minuten später seien die Kontrahenten mit Messer verschwunden gewesen, erinnert sich Lou. „Wir fragten: ‘Was hast du getan?’ ‘Ich habe nur mit ihnen gesprochen’”, habe der jüngste Bruder gesagt.

Der älteste Bruder Lou, Robert Kardinal Prevost und Bruder.
Der älteste Bruder Lou, Robert Kardinal Prevost und Mittel-Bruder John.
Family handout

Auch heute sei der neue Papst jemand, der ausgleichend wirke. Er glaube, sein Bruder werde ein Pontifex im Geiste von Franziskus: mitfühlend, sozial engagiert und ohne ideologische Extreme, „nicht zu weit links, nicht zu weit rechts”, meint John.

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Alltag mit Wordle und Tennis

Trotz seiner Ämter in der katholischen Kirche pflegt Leo XIV. bis heute engen Kontakt zu seinen Brüdern. John und der Papst telefonieren täglich, sogar während des AP-Interviews am Tag nach der Papstwahl klingelt der neue Pontifex via Facetime durch. Die Brüder tauschen sich über Gott und die Welt aus, manchmal lösen sie auch gemeinsam das Online-Wortspiel Wordle. Jeden Tag finden sie gemeinsam ein fünfbuchstabiges Wort und haben dafür sechs Versuche. Wordle habe ein hohes Suchtpotential. „Wir spielen Wordle und wir spielen Work with Friends.” Ob sich der Papst damit auch zukünftig ein wenig vom Welt-Schmerz ablenkt?(kra)