Schwester des Toten soll das Kind austragen„Unser Sohn ist gestorben! Jetzt können wir sein Sperma verwenden, um ein Enkelkind zu bekommen“

„Jetzt können wir unseren Sohn zurückbekommen!“
Seit vier Jahren trauern Harbir Kaur und ihr Ehemann Gurvinder Singh aus Indien um Sohn Preet Inder Singh. Jetzt wollen sie sein „Erbe“ weiterführen – dank seines Spermas.
Eltern wollten Sperma ihres toten Sohnes
Wenn Eltern ihr eigenes Kind beerdigen müssen, ist es immer tragisch. Die Trauer ist riesig. Doch was Harbir Kaur und ihr Ehemann Gurvinder Singh (beide über 60 Jahre alt) aus Indien nach dem Tod ihres gemeinsamen Sohnes vorhaben, klingt dann doch ziemlich skurril. Sie wollen mit dem eingefrorenen Sperma des Verstorbenen ein Enkelkind zeugen. Dafür ziehen sie sogar bis vor das höchste Gericht in Delhi. Mit Erfolg.
„Unser Sohn ist gestorben. Jetzt können wir sein Sperma verwenden, um ein Enkelkind zu bekommen“, sagt das indische Paar gegenüber der BBC. Vier Jahre liefern sich Harbir Kaur und ihr Ehemann Gurvinder Singh dafür einen erbitterten Rechtsstreit mit dem Krankenhaus, in dem das Sperma des 30-Jährigen aufbewahrt wird. Denn Sohn Preet Inder Singh stirbt 2020 an einem Non-Hodgkin-Lymphom, einer Form von Blutkrebs. Vor Beginn der Chemotherapie hatte das Krankenhaus ihm geraten, seine Spermien zu konservieren, da die Behandlung die Spermienqualität beeinträchtigen könnte. Das macht er. Kurze Zeit später stirbt der 30-Jährige in der Klinik an den Folgen seiner Krankheit.
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„Das Gericht hat uns ein sehr wertvolles Geschenk gemacht“
Wenige Monate nach dem Tod ihres geliebten Sohnes wenden sich dann Harbir Kaur und ihr Ehemann Gurvinder Singh an die Klinik. Sie fordern das Sperma ihres Sohnes. Doch die verweigert die Herausgabe. Für die Eltern ein Unding. Denn mit dem Sperma wollen sie das „Erbe“ ihres Sohnes weiterführen. Darum starten sie eine Petition und ziehen schließlich vor Gericht.
Mit Erfolg. Der höchste Gerichtshof in Delhi entscheidet sich zugunsten der Eltern. „Wir hatten sehr viel Pech, wir haben unseren Sohn verloren. Aber das Gericht hat uns ein sehr wertvolles Geschenk gemacht. Jetzt können wir unseren Sohn zurückbekommen“, sagt die Mutter gegenüber der BBC. „Ich habe jeden Tag gebetet, um alle unerfüllten Wünsche meines Kindes zu erfüllen. Es hat vier Jahre gedauert, aber meine Gebete sind erhört worden“, fügt sie hinzu.
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„Werden es in der Familie behalten!“ Schwester soll Kind austragen
Noch skurriler: Zwar soll eine Leihmutter einer Eizelle spenden, ausgetragen werden solle das Kind dann jedoch von einer Schwester des Toten, heißt es weiter. Das Kind wollen die beiden über 60-Jährigen selbst aufziehen. Mit der Hilfe ihrer beiden Töchter. „Wir werden es in der Familie behalten“, erklärt das Paar den Schritt.
Das Urteil ist zwar sehr selten, aber nicht ohne weltweite Präzedenzfälle, sagt ihre Anwältin Suruchii Aggarwal der BBC. Unter anderem gibt es Fälle aus den USA und aus Israel. Das Gericht hat in seinem Beschluss ebenfalls eine Reihe von Fällen „posthumer Reproduktion“ angeführt. (jow)