Stiefvater in Siegen vor Gericht
Mädchen (11) schwanger durch Sperma aus benutztem Kondom? Facharzt klärt auf!
Schwanger vom Stiefvater!
Seit Dienstag muss sich Benjamin S. in Siegen vor Gericht verantworten. Mehrere Male soll sich der 37-Jährige an seiner Stieftochter vergangen haben. Im Mai vergangenen Jahres bringt die damals Elfjährige ein Kind von ihm zur Welt. Doch das Mädchen bestreitet den Missbrauch zunächst – sie will sich das Sperma selbst eingeführt haben. Doch ist eine Schwangerschaft so überhaupt möglich?
„Eine praktikable Möglichkeit”
Eine DNA-Analyse liefert den eindeutigen Beweis: Benjamin S. ist der Vater des Babys. Doch die Frage, wie es zu der Schwangerschaft seiner Stieftochter kommen konnte, scheint nicht so einfach geklärt. Denn das Mädchen bestreitet zunächst, dass es überhaupt zum Geschlechtsverkehr mit dem 37-Jährigen gekommen sein soll. Den Ermittlern erklärt sie, sich ein Kind von ihrem Stiefvater gewünscht zu haben. Das Sperma dazu habe sie sich selbst aus einem benutzen Kondom eingeführt.
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Äußerst unwahrscheinlich, meinen die Ermittler in dem Fall. Doch so absurd diese Theorie klingt, unmöglich sei eine Schwangerschaft auf diesem Wege nicht, erklärt Prof. Dr. Markus Kupka, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, im Interview mit RTL. „Die Samenzellen werden bei einer normalen Zeugung auch nicht in die Gebärmutterhöhle hineingegeben, sondern landen in der Scheide“, erklärt der Hamburger Experte. „Und die Samenzellen müssen sich dann noch ein Stück weit auf den Weg machen.” Stülpe man das Kondom wie eine Socke um, sei das „eine praktikable Möglichkeit.”
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Kondome und zeitlicher Ablauf seien entscheidend
Ob es so zu einer Schwangerschaft kommen könne, hänge laut dem Experten davon ab, was für ein Kondom genutzt worden sei. „Es gibt Kondome, die sind mit Chemikalien behandelt, die Spermien schnell abtöten”, so Kupka. Selbst bei Kondomen ohne diese Stoffe dürfe das Sperma jedoch nicht zu alt sein. „Dass da viele Stunden oder sogar ein Tag dazwischen liegen können, ist schwer vorstellbar. Ich will nicht sagen ganz unmöglich, aber schwer vorstellbar.”
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Zum Vergleich erklärt Kupka, dass selbst in Kinderwunschkliniken das Sperma für eine künstliche Befruchtung in der Regel nur eine Stunde aufbereitet werde. Dabei werde zudem die Temperatur genau kontrolliert.
Gutachten soll Kondom-Theorie prüfen
In dem Fall von Benjamin S. wäre es für Kupka logisch, einen Samentest zu machen. „Wenn die Samenqualität deutlich eingeschränkt wäre, dann müsste man selbst bei einem zeitnahen Gebrauch schon ein Fragezeichen dahinter setzen”, meint der Facharzt. Das schränkt die wilde Kondom-Theorie, die vor Gericht beschrieben wird, weiter ein.
Das Gericht in Siegen wirft dem 37-Jährigen fünf Fälle von schwerem sexuellen Missbrauch an Kindern vor. Er bestreitet den Missbrauch. Sein Verteidiger will nun im Prozess die Kondom-Theorie durch einen Gutachter prüfen lassen. Sollte Benjamin S. vor Gericht wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt werden, drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.