Chesley B. Sullenberger landete Flugzeug auf dem Hudson RiverPiloten-Legende zu Washington-Absturz: „Nachts ist alles schwieriger”

Amerikas Flieger-Legende ist „einfach nur erschüttert“ über den Absturz von Washington mit 67 Toten.
Noch ist die Ursache nicht zweifelsfrei geklärt, aber für Chesley B. Sullenberger III könnte der Zeitpunkt der Katastrophe eine Rolle spielen. „Nachts ist alles schwieriger“, sagt der Mann, den die ganze Welt seit 2009 als „Sully“ kennt.
„Wir mussten wichtige Lektionen mit Blut lernen”
Sullenberger vollbrachte eine fliegerische Meisterleistung, als er auf dem Hudson River einen Airbus A320 notlandete, mitten im stark frequentierten Gebiet des New Yorker Hafens. Keiner seiner 155 Passagiere wurde ernsthaft verletzt, der Pilot ging als „Held vom Hudson“ in die Geschichte ein.
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Das passierte vor 14 Jahren, noch knapp zwei Jahre länger ist der bis vorgestern letzte tödliche Absturz eines Verkehrsflugzeuges in den USA her. Deswegen spricht Sullenberger im Interview mit der New York Times davon, dass das Unglück in Washington zu einem „außergewöhnlich sicheren Zeitpunkt in der Geschichte der Luftfahrt“ passierte. Dass jetzt 67 Menschen bei dem Unglück ums Leben kamen, „zeigt, wie wachsam wir sein müssen“, so der erfahrene Pilot.

„Wir mussten wichtige Lektionen zu oft buchstäblich mit Blut lernen, und wir waren endlich so weit, dass wir aus Zwischenfällen und nicht aus Unfällen lernen konnten“, blickt er zurück. Das habe sich durch die Katastrophe von Washington geändert. Der Reagan-National-Airport ist nicht weit vom Stadtzentrum entfernt und gilt als einer der schwierigsten Flughäfen der Vereinigten Staaten.
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Extra-Trainig für Washington-Flieger
Sullenberger plädiert für ein Extra-Training für Washington-Piloten. Der Flughafen sei klein, stark frequentiert und habe kurze Start- und Landebahnen. Erbaut wurde er in den 1930er-Jahren, „seitdem hat sich nicht viel geändert“, sagt der Pilot.
Er weist auf zwei weitere Erschwernisse für die Unglücksmaschine hin: Ort und Zeitpunkt. Die Katastrophe ereignete sich in der Nacht und über Wasser. „Nachts ist es immer schwierig, andere Flugzeuge zu sehen. Im Grunde kann man nur die Lichter sehen“, so Sullenberger. „Man muss versuchen, herauszufinden: Sind sie über dir oder unter dir? Oder wie weit weg? Oder in welche Richtung sind sie unterwegs?“ Er weiß: „In der Nacht ist alles schwieriger.“
„Wir haben die Pflicht, aus jedem Fehler zu lernen“
Zudem seien vielleicht über dem Wasser weniger Bodenlichter zu sehen gewesen, als das über Land der Fall gewesen wäre. Das habe möglicherweise die Sicht erschwert. „Aber das ist eine Vermutung. Wir wissen es nicht“, sagt er. Sicher sei für ihn allerdings: „Wir haben die Pflicht, aus jedem Fehler zu lernen und uns zu verbessern.“
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Sullenberger, der vor wenigen Tagen seinen 74. Geburtstag feierte, genießt seit dem 15. Januar 2009 Legendenstatus in den USA.
Er nutzt seine Popularität, um auf Probleme aufmerksam zu machen. Nach zwei Abstürzen von Boeing-737-MAX-8-Maschinen wurde er von Kongressabgeordneten um seine Meinung gebeten. Dabei äußerte er scharfe Kritik sowohl an dem Flugzeugbauer als auch der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration.