Er war am Steuer mit seinem Handy beschäftigtAngeklagter rast Schwangere tot – vor Gericht kämpft er mit den Tränen

Ein Moment der Unachtsamkeit verändert alles.
Weil Dorel G. am Steuer nach seinem Handy-Ladekabel sucht, sterben die schwangere Sina W. und ihr ungeborenes Kind. Im Prozess am Landgericht Norderstedt, bei dem er sich am Dienstag (7. Oktober) wegen fahrlässiger Tötung verantworten muss, ringt der Angeklagte mit den Tränen.

Angeklagter rast mit rund 120 km/h in Stauende

Der 42-jährige Fahrer eines Transporters verursacht den schweren Unfall am 10. März 2024 auf der A7 bei Alveslohe (Kreis Segeberg), als er aus Hamburg kommend Richtung Flensburg unterwegs ist. Wegen eines Fahrzeugbrands und einer daraus resultierenden Vollsperrung staut sich der Verkehr auf der Autobahn. Laut Gutachten ist die Strecke zu diesem Zeitpunkt gerade, trocken und gut einsehbar.

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Vor Gericht gibt Dorel G. zu, durch sein Handy abgelenkt gewesen zu sein: Er habe es als Navi genutzt, doch weil der Akku fast leer war, habe er während der Fahrt nach dem Ladekabel gesucht und nicht auf die Straße geachtet. Mit rund 120 km/h fährt er deshalb ungebremst auf das Stauende und schiebt mehrere Fahrzeuge ineinander.

Im ersten Wagen sitzt die 30-jährige Sina W. auf dem Beifahrersitz. Sie ist im siebten Monat schwanger. Der heftige Aufprall verursacht bei ihr ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Einen Tag nach dem Unfall verliert sie ihr ungeborenes Kind, einen Jungen. Kurz danach stirbt auch sie an den Unfallfolgen. Ihr Partner, der am Steuer sitzt, überlebt. Insgesamt werden bei dem Unfall noch vier weitere Menschen verletzt. Dorel G. bleibt unverletzt.

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Dorel G. wird zu einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung verurteilt.

„Ich kann mir vorstellen, wie sich das für die Eltern anfühlen muss!”

Im Saal des Landgerichts Norderstedt sitzt Dorel G. den Eltern von Sina W. gegenüber, die als Nebenkläger anwesend sind. Mit brüchiger Stimme richtet er sich an sie: „All das, was passiert ist, bedauere ich zutiefst. Es tut mir wirklich sehr leid.“ Immer wieder versagt seine Stimme, den Eltern kann er kaum ins Gesicht sehen. „Ich habe selbst auch Kinder und kann mir vorstellen, wie sich das für Sie anfühlen muss“, sagt er weiter und ringt sichtlich mit den Tränen.

Das Gericht urteilt: Dorel G. wird wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung verurteilt. Seine Fahrerlaubnis darf er behalten.

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Landesweite Kontrollwoche soll sensibilisieren

Vom 6. bis 12. Oktober führen die Landespolizeien eine verstärkte Kontrollwoche im Straßenverkehr durch. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Überprüfung der Anschnallpflicht sowie mögliche Ablenkungen am Steuer, etwa durch Mobiltelefone. Mit diesen gezielten Kontrollen wollen die Behörden das Bewusstsein für Verkehrssicherheit schärfen und tragische Unfälle wie den auf der A7 verhindern, bei dem Ablenkung durch ein Handy tödliche Folgen hatte.