Anschläge auf Geflüchtete und politisch Andersdenkende geplant?

Nach RTL-Recherche! Teenie-Terror-Zelle „Letzte Verteidigungswelle” zerschlagen

Was als RTL-Recherche begann, endete Mittwochfrüh mit bundesweiten Festnahmen.
Fünf Jugendliche sollen eine rechtsterroristische Vereinigung gegründet und konkrete Anschläge geplant haben – gegen Geflüchtete und politische Gegner. Die Gruppe nannte sich selbst „Letzte Verteidigungswelle”. Jetzt ermittelt der Generalbundesanwalt – auf Grundlage monatelanger Recherche von RTL und stern, die bereits im Februar zu einem ersten Zugriff führten.

RTL-Doku „Braune Kinderzimmer” half bei Aufdeckung

Die Spur beginnt nicht bei einem Geheimdienst oder im Verhörzimmer, sondern in einem Chatraum. Unsere Reporterin hatte sich in rechte Gruppen eingeschleust – ihre Recherche führte im Februar zu ersten Ermittlungen. Die Ergebnisse sind dokumentiert in der RTL+ Reportage „Braune Kinderzimmer”, die zeigt, wie sich Jugendliche in Online-Gruppen radikalisieren und daraus Terrorfantasien entwickeln.

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In einer koordinierten Aktion wurden nun fünf junge Männer in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen festgenommen. In Sachsen und Thüringen wurden zudem 13 Objekte durchsucht. Die Ermittlungen führt die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

Hier wird ein Terror-Teenie dem Haftrichter in Karlsruhe vorgeführt.
Hier wird ein Terror-Teenie dem Haftrichter in Karlsruhe vorgeführt.
dpa Video

Die Verdächtigen: Lenny M., Jason R., Benjamin H., Ben-Maxim H. und Jerome M. Alle sollen Mitglieder der sogenannten „Letzten Verteidigungswelle” (L.V.W). sein, einer rechtsextremen Gruppierung mit dem erklärten Ziel, das demokratische System zu stürzen.

Lese-Tipp: Teenager-Terror? RTL-Reporter decken mutmaßlich geplanten rechtsextremen Anschlag auf

Ausgelöst durch RTL-Hinweis: Die Spur beginnt in Senftenberg (Brandenburg)

Bereits im Februar 2024 konnte ein mutmaßlich geplanter Anschlag auf eine Asylunterkunft in Senftenberg verhindert werden – nach Hinweisen unserer Reporterin, die mit Videos, Chats und Standorten zur Polizei ging. In einer Wohnung im sächsischen Meißen wurden bei der anschließenden Razzia Kugelbomben, Einhandmesser, Schlagring, Munition sowie Softair- und Schreckschusswaffen sichergestellt. Ein 21-jähriger Deutscher wurde festgenommen. Er hatte sich laut Ermittlern gezielt für einen Anschlag ausgerüstet.

Im Zuge unserer Recherchen stießen wir auf weitere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe, darunter ein 15-Jähriger, der im Oktober 2024 einen Brandanschlag auf ein Kulturhaus in Altdöbern verübt haben soll. Auch dieses Verbrechen wäre unaufgeklärt geblieben, wären nicht Chatverläufe und ein Video bei RTL gelandet, das exakt das brennende Haus zeigt.

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Ziel der Gruppe: Sturz der Demokratie durch Gewalt

Laut Bundesanwaltschaft wurde die Gruppe spätestens im April 2024 gegründet. Sie verstand sich „als letzte Instanz zur Verteidigung der deutschen Nation”. Ihr erklärtes Ziel: „Durch Gewalttaten vornehmlich gegen Migranten und politische Gegner einen Zusammenbruch des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland herbeizuführen”, heißt es von der Generalbundesanwaltschaft. Die Vorwürfe wiegen schwer: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord, Brandstiftung und Sachbeschädigung. Drei der heute Festgenommenen gelten als Rädelsführer.

Terroristen waren bei Gründung minderjährig

Die langjährige Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig (SPD), ist promovierte Juristin. (Archivfoto)
Die langjährige Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig (SPD), ist promovierte Juristin. (Archivfoto)
Boris Roessler/dpa

„Besonders erschütternd ist: Alle heute Festgenommenen sollen bei Gründung der Terrorgruppe noch minderjährig gewesen sein”, sagte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD). Die Radikalisierung junger Menschen sei eine Aufgabe, der sich die Politik nun dringend stellen müsse.

Doku-Tipp: „Braune Kinderzimmer” jetzt auf RTL+

Wie kommt rechter Hass in den Kopf von Teenagern? Die RTL-Reportage „Braune Kinderzimmer” zeigt, wie sich Jugendliche in Chatgruppen radikalisieren und wie die Grenze zwischen Meme-Kultur und echtem Terror verschwimmt. Die ganze Recherche seht ihr in der Dokumentation „stern Investigativ – Braune Kinderzimmer” auf RTL+. (kra, mit dpa)