Schlafende Medizinerin im Krankenhaus vergewaltigt und erwürgt

Über eine Million Ärzte streiken für tote Kollegin – ihrem trauernden Vater gibt das Kraft

Eltern der toten Ärztin aus Kalkutta
Die Eltern der getöteten Ärztin stellen sich den Fragen der Journalisten.
Reuters

„Meine Tochter ist tot, aber Millionen Söhne und Töchter sind jetzt für mich da.“
Es muss ihn viel Kraft gekostet haben, so kurz nach dem gewaltsamen Tod seiner Tochter vor die Mikrofone zu treten. Der Vater der toten Ärztin aus Kalkutta hat ein Interview gegeben - bat aber darum, nicht offen gezeigt zu werden. Auch er will nicht länger schweigen, denn im ganzen Land streiken über eine Million Ärzte, um auf das Schicksal seiner Tochter aufmerksam zu machen.

Ärzte in Indien streiken 24 Stunden lang

„All die Demonstranten auf den Straßen sind wie meine Söhne und Töchter“, sagt er. „Es fühlt sich an, als wären sie jetzt meine Kinder.“ Er und seine Frau sind umringt von Journalisten, während er gefasst sein Statement gibt. „Das gibt mir so viel Kraft“, erklärt der trauernde Vater.

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In ganz Indien ist das Gesundheitssystem für 24 Stunden lahmgelegt. Nichts geht mehr ohne die Million Ärzte, die ihre Arbeit seit Samstagmorgen um 6 Uhr niedergelegt haben. Nur die Notaufnahmen sollen geöffnet bleiben. Die Krankenhäuser teilten mit, dass Lehrpersonal der medizinischen Hochschulen für Notfälle eingesetzt werden soll.

Proteste nach Vergewaltigung und Mord an Ärztin in Indien
Ein weißer Kittel mit roten Handabdrücken erinnert an die vergewaltigte und getötete Frau aus Kalkutta.
Reuters

Ärztin (31) legt sich kurz schlafen und wird getötet

Vor den Krankenhäusern in Indien bilden sich lange Schlangen. Viele Patienten wussten nichts von dem Streik. „Ich habe 500 Rupien für die Reise ausgegeben, um hierherzukommen. Ich habe Lähmungen und ein brennendes Gefühl in meinen Füßen, meinem Kopf und anderen Körperteilen“, sagt ein Patient in Cuttack einem lokalen Fernsehsender. Er muss trotzdem weiter warten, bis er behandelt werden kann.

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Die Ärzte streiken für ihre 31 Jahre alte Kollegin, die in den frühen Morgenstunden des 9. August im Dienst vergewaltigt und getötet wurde. Ein Hilfspolizist, der im Krankenhaus arbeitet, soll die Frau überfallen haben, als sie sich kurz zum Schlafen in einen leeren Seminarraum gelegt hatte. Die Demonstranten und Demonstrantinnen fordern jetzt sicherere Arbeitsbedingungen im Gesundheitssystem und eine Bestrafung der Verantwortlichen.

Ärztinnen demonstrieren nach der Gewalttat an einer 31 Jahre alten Kolegin in Kalkutta
Ärztinnen in Indien fordern Gerechtigkeit für ihre tote Kollegin.
DPA AP
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War es sogar eine Gruppenvergewaltigung im Krankenhaus?

Der Körper der jungen Ärztin in Ausbildung war übel zugerichtet, als Kollegen ihn fanden. Aus der Ärzteschaft heißt es, die Obduktion deute auf eine Gruppenvergewaltigung hin. Festgenommen wurde bisher aber nur ein Verdächtiger: Sanjay R.

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Auch der Vater der getöteten Frau ist empört. „Ihre Mutter hat immer wieder versucht, sie anzurufen, aber da war sie schon tot“, berichtet er in dem Interview. „Das Schmerzhaftestes ist, dass von 3 Uhr nachts bis 10 Uhr morgens niemand nach einer Ärztin im Dienst gesucht hat.“ Für ihn sei es unerträglich, dass das Fehlen seiner Tochter nicht früher bemerkt wurde. Die Eltern sollen dann sogar noch einen Anruf bekommen haben, bei dem sie über einen angeblichen Suizid ihrer Tochter informiert wurden – obwohl die Leiche deutliche Spuren von Gewalt aufwies.

Vater will nicht, dass der Name seiner Tochter öffentlich wird

Der Vater der Ärztin bittet nun vor allem um Privatsphäre. Er möchte nicht, dass der Name oder Fotos der Leiche seiner Tochter veröffentlicht werden, berichtet die indische Zeitung The Economic Times. Er ruft auch dazu auf, keine Falschinformationen zu dem Fall zu verbreiten, dass die Familie in Ruhe trauern kann.

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Nach offiziellen Daten wird in Indien jede Viertelstunde eine Vergewaltigung gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein, wie Frauenrechtlerinnen betonen. Denn das Stigma ist für die Opfer und ihre Familien so groß, dass viele lieber schweigen. (jgr, mit dpa, Reuters)