Abu und Muhammad stoppten die Angreiferin von Hamburg

„Irgendwie ist durch meinen Tritt das Messer weggeflogen”

Abu und Muhammad können die Angreiferin überwältigen
Die beiden Passanten Abu (li.) und Muhammad (re.) können die Angreiferin überwältigen
RTL
von Annalena Antzar, Jannika Schultz und Dylan Brandes

„In dem Moment denkt man nicht viel, sondern muss schnell reagieren.”
Eine Frau (39) hat mittlerweile eingeräumt, am Freitagabend (23. Mai) am Hamburger Hauptbahnhof 18 Menschen mit einem Messer verletzt zu haben. Zwei junge Männer können sie stoppen – und damit womöglich noch mehr Opfer und vielleicht sogar Tote verhindern.

Abu stellte der Angreiferin ein Bein

„Ich bin ihr nachgerannt. Sie ist auf eine zweite Person losgegangen. Als ich nicht mehr hinterhergekommen bin, habe ich ihr ein Bein gestellt”, beschreibt Abu Bakr Siddik Agaev im RTL-Interview, wie er die Angreiferin am Hamburger Hauptbahnhof zu Boden brachte. „Ich habe den Arm mit dem Fuß getroffen, als sie auf mich los wollte und irgendwie ist durch meinen Tritt das Messer weggeflogen – von der Frau auf die Gleise”, erklärt der 21-Jährige aus Tschetschenien.

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Retter glaubt: Frau wollte möglichst viele Menschen töten

Anschließend habe der 19-jährige Muhammad Al Muhammad aus Syrien die Frau nach eigenen Angaben festgehalten und die Polizei alarmiert. „Wenn du aufstehen, ich schlagen. Ich rufe die Polizei, Polizei kam”, beschreibt Muhammad die Situation.

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Abu Bakr Siddik Agaev sagt, die 39-jährige Angreiferin sei wie von Sinnen gewesen. Sein Eindruck: Sie habe das Ziel gehabt, in kürzester Zeit so viele Menschen wie möglich zu töten. „Nachdem ich die Frau auf den Boden gelegt habe, guckt sie mir in die Augen. Sie lacht nicht, sie weint auch nicht, sie hat keine Reaktion. Ich glaube bei der Frau war im Kopf irgendwas nicht in Ordnung.”

„Gott sei Dank ist niemand verstorben”

Die Tatverdächtige war in den vergangenen Jahren immer wieder psychisch auffällig geworden und in diversen psychiatrischen Kliniken in verschiedenen Bundesländern untergebracht gewesen. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt aktuell in mehreren Fällen gegen die 39-Jährige. Obwohl er sich selbst in Gefahr brachte, ist Abu Bakr Siddik Agaev überzeugt, richtig gehandelt zu haben.

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Besser ich werde verletzt, als viele andere. Da hätten kleine Kinder sein können. In dem Moment denkt man nicht viel, sondern muss schnell reagieren”, so der 21-Jährige. „Gott sei Dank ist niemand verstorben.” Abu ist seit sechs Monaten in Deutschland. Morgen (27. Mai) feiert er seinen 22. Geburtstag – das größte Geschenk hat er sicherlich den Menschen gemacht, denen er an Bahnsteig 13 und 14 vermutlich das Leben gerettet hat.