Notfallsanitäter Chris Grüne war einer der ersten Retter nach der Messerattacke im Hamburger Hauptbahnhof„Unsere Patientin hatte einen Stich im Brustkorb”

Er war mit seinem Rettungswagen einer der ersten Helfer bei der Messerattacke am Hamburger Hauptbahnhof.
Notfallsanitäter Chris Grüne (bekannt aus Spiegel TV und RTL+) schildert exklusiv auf RTL.de, wie er den Einsatz erlebt hat. Eine 39 Jahre alte Deutsche hatte am Freitag gegen 18 Uhr auf einem Bahnsteig wahllos auf Reisende eingestochen und mindestens 18 verletzt. Vier Opfer schweben in Lebensgefahr.
Dramatische Alarmierung auf dem Pieper: „Eigenschutz beachten”
Als der Melder (Funkempfänger, den Feuerwehrleute und Sanitäter im Dienst bei sich tragen) geht, ist Chris Grüne die Dramatik sofort klar: „Wir sind zu einem MANV10 gerufen worden. Das Stichwort bedeutet, dass mit bis zu zehn Verletzten zu rechnen ist. Und dann stand da noch ganz fett: Eigenschutz beachten.” Auf der Anfahrt zum Hamburger Hauptbahnhof spricht sich Grüne (15 Jahre Berufserfahrung) mit seinem Kollegen ab. Beide gehen durch, was sie erwarten könnte. Doch dann überschlagen sich die Meldungen am Funk. Auf einmal heißt es dann ganz konkret „Messerstecherei mit mehreren Verletzten”. Am Ende gibt es fast 20 Opfer.
Chris Grüne schildert die Dramatik im Hamburger Hauptbahnhof: „Viele Menschen haben geweint, waren einfach schockiert über dieses Szenario”
RTL.de trifft Chris Grüne nach seinem Dienst. Ruhig geht der erfahrene Retter den dramatischen Einsatz mit uns durch: „Wir waren einer der ersten RTWs (Rettungswagen, d. Redaktion) vor Ort. Solche Szenarien wie die im Hauptbahnhof sind nicht alltäglich. Sowas hatte auch ich noch nicht. Die ganze Straße oben war gepflastert mit Streifenwagen. Es war erstmal völlig unübersichtlich.” Auch unten am Gleis, dem Tatort, sei alles voller Polizei gewesen. Menschen, die laufen konnten, seien eine Treppe auf die Straße hochgegangen.
Eine Szene, die Notfallsanitäter Grüne wohl nicht vergessen wird: „Viele haben geweint, waren einfach schockiert über dieses Szenario. Viele Verletzte. Viele Menschen in Panik, in Aufruhr.” Grüne ergänzt: „Es haben sich Menschen am Arm gehalten, am Bauch gehalten.” Möglicherweise, weil die Attentäterin sie genau dort mit dem Messer getroffen hat. Doch das kann und will Grüne nicht mit Gewissheit sagen. Die wichtigste Aufgabe für ihn zunächst: Einen Überblick bekommen.
Chris Grüne kümmert sich um eine schwer verletzte Frau

Innerhalb weniger Augenblicke habe sich für ihn tatsächlich alles klar sortiert. Grüne erzählt: „Was ich sagen muss: Die Feuerwehr Hamburg hat hier eine sehr gute Arbeit geleistet. Wir haben relativ schnell eine Patientin von der Feuerwehr übergeben bekommen. Die Frau hatte einen Stich im Brustbereich und war damit möglicherweise lebensgefährlich verletzt.” Gemeinsam mit seinem Kollegen und einer Notärztin versorgt und stabilisiert Grüne die Patientin „Die haben wir dann so schnell wie möglich in die Klinik transportiert.”
Notfallsanitäter ärgert sich über Spekulationen auf Social Media
Eine Sache ist Sanitäter Chris Grüne, der auf Instagram als notruf.frankfurt knapp 60.000 Follower hat, nach dem Einsatz aufgestoßen. Bei Social Media, berichtet er, habe es sofort Stimmen und Kommentare gegeben, der Täter sei bestimmt Islamist. Das regt Grüne auf. Er sagt zu RTL: „Das hat mich sehr betroffen gemacht. Wir müssen einfach aufhören zu spekulieren. Wir müssen uns auf das beziehen, was Fakt ist.”