Eklat an Schule für Vielfalt!Schule verbietet Regenbogensymbol – weil der Kardinal es so will?

Eigentlich sollte es ein unkompliziertes und fröhliches Fest werden!
Doch die Eröffnungsfeier des neuen Erzbischöflichen Bildungscampus im Kölner Stadtteil Kalk wurde von einer politischen Debatte rund um das Regenbogensymbol überschattet. Schüler und Eltern, die mit bunten Krawatten, Stickern, Fahnen und Co. kamen, sollen Ärger bekommen haben. Was war da los? RTL hat nachgefragt.
„Schule für alle” in Köln-Kalk: Aufschrei wegen Regenbogensymbol
Weltweit gilt die Regenbogenflagge mit ihren sechs Farben als anerkanntes Symbol für die LGBTQIA+-Community, sprich für die queere Gemeinschaft. Sie steht dabei für Vielfalt und Inklusion. Diesen Themen wird ein ganzer Monat gewidmet: Jedes Jahr im Juni findet der sogenannte „Pride Month” statt. Dort soll vermehrt auf Missstände, Ungerechtigkeiten und Diskriminierung aufmerksam gemacht, aber auch gefeiert werden. Und zwar eben genau diese Vielfalt, Inklusion, Freiheit und Selbstbestimmung der Community.
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Quasi abschließend zum Pride Month wurde in Köln am Sonntag, 6. Juli, dann auch noch der Christopher Street Day zelebriert!
Einen Teil des inklusiven Feelings und der positiven Energie wollte man offenbar einen Tag später mit aufs Einweihungsfest einer neuen Schule in Köln-Kalk nehmen. Dort wurde der neue Erzbischöfliche Bildungscampus eingeweiht, eine Bildungsstätte, die sich laut Kölner Stadt Anzeiger als „Schule für alle” bezeichnet. Auch Kardinal Rainer Woelki war am Montag mit von der Partie.
Doch wie der KSTA in einem Artikel vom 8. Juli offenlegt, sei das Event nicht ohne einen Aufreger vonstattengegangen: Im Voraus sei das Tragen eines Regenbogensymbols untersagt worden. Das habe die Zeitung aus mehreren Quellen erfahren.
Fest am Erzbischöflichen Bildungcampus: „Gesellschaftliche Kontroversen außen vor lassen”
Mitarbeitende sollen sowohl im Eröffnungsgottesdienst als auch beim Festakt aufgefordert worden sein, das Zeichen der Queer-Bewegung nicht zu zeigen. „In einem Schreiben der Schulleitung heißt es, provokative Kleidung, die sich gegen den Arbeitgeber wende oder eine persönliche Botschaft vermitteln solle, sei zu unterlassen”, so der KSTA weiter. Als Beispiel wurde eine Krawatte in Regenbogenfarben genannt.
Bistumssprecher Wolfram Eberhardt bestätigte dies dem Kölner Stadt Anzeiger. Man habe vorgehabt, „gesellschaftliche Kontroversen [...] außen vor zu lassen.” Die Eltern reagierten empört und organisierten prompt einen Protest – und brachten Regenbogen-Symbole jeglicher Art mit. So wehte zum Beispiel – für etwa eine Stunde lang – eine Regenbogenfahne aus dem Fenster eines Klassenzimmers.
Der Protest kam jedoch nicht gut an: Zwei Grundschülerinnen und Messdienerinnen sollen nach den Worten eines Vaters von einer Lehrerin aufgefordert worden sein, Regenbogen-Sticker von ihrer Kleidung zu entfernen, mit der Begründung „der Kardinal wolle das nicht.”
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„Kampfsymbol gegen die katholische Kirche” und Verweis vom Schulgelände – Regenbogensymbol sorgt für Eklat
Und es kam zu weiteren Kontroversen: Seelsorgerin und Gemeindereferentin, Marianne Arndt, war ebenfalls auf der Eröffnungsfeier. Sie berichtete im KSTA von einem „offenem Druck aus der Schulabteilung des Erzbistums”. Weil sie selbst Regenbogen-Sticker verteilte, sei sie zudem vom Schulgelände verwiesen worden. „So etwas habe ich noch nicht erlebt”, sagte Arndt anschließend der Kölner Zeitung.
Ein Fachbereichsleiter habe zudem, so berichtet ein Elternteil eines Schulkinds, das Regenbogen-Signet als „Kampfsymbol gegen das Erzbistum beziehungsweise die katholische Kirche” bezeichnet.
Eltern empört von Regenbogenverbot an eigentlich inklusiver Schule
Der neu errichtete Bildungscampus – laut KSTA ein Herzensprojekt von Woelki – umfasst eine Grundschule und eine Gesamtschule, mit katholischen, muslimischen und konfessionslosen Schülern, „offen für Kinder aller sozialen und religiösen Hintergründe”. Hier solle Vielfalt gelebt werden, wie der Kardinal offenbar in seiner Festansprache betonte.
Viele Eltern sind laut Kölner Stadtanzeiger aufgebracht: „Wir haben uns gefragt, ob unsere Kinder an der richtigen Schule sind”, meldete sich ein Elternpaar zu Wort, während ein anderes sorgenvoll in die Zukunft blickt und sich fragt, ob ihr queeres Kind am Erzbischöflichen Bildungscampus überhaupt erwünscht sei.
Für Vielfalt und gegen Diskriminierung einzustehen, empfanden viele Eltern jedoch als wichtigen und richtigen Schritt. Und sind sich einig: „Wir konnten dieses Zeichen der Intoleranz so nicht stehen lassen.”
Kardinal Woelki habe, so erzählte eine Mutter, wohl nichts von einem Regenbogen-Verbot gewusst. Das habe er ihr gegenüber geäußert.
Das sagt das Erzbistum Köln zu den Regenbogen-Vorwürfen
Auf RTL-Nachfrage sagte uns ein Pressesprecher des Erzbistums Köln in einer Stellungnahme: „Wir bedauern, wenn der Eindruck entstanden ist, dass im Erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk nicht alle willkommen sind. Denn dieser steht in besonderer Weise für Chancengleichheit, Teilhabe und Vielfalt in jeder Hinsicht, unabhängig von Religion, Herkunft oder sozialem Hintergrund.” Dies würde sich auch in der Vielfalt der Schulgemeinschaft widerspiegeln.
Ganz deutlich heißt es: „Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert, ausgegrenzt oder abgewertet werden. Auch dafür stehen die Erzbischöflichen Schulen im Erzbistum Köln.”