René Hasée verschwand vor 24 Jahren in Portugal wie Maddie McCannVater des Jungen: "Man lebt immer mit der Ungewissheit"
1996 verschwand der damals sechsjährige René Hasée im Sommerurlaub in Portugal. Jetzt, 24 Jahre später, verfolgt die Polizei einen neuen Ansatz. Grund dafür sind die Ermittlungen rund um den Fall Madeleine McCann. Die Polizei prüft jetzt, ob der Verdächtige Christian B. auch mit dem Verschwinden anderer Kinder zu tun gehabt haben könnte. Im Interview mit RTL-Reporterin Rebekka Kaiser erzählte er von zwei Jahrzehnten voller Zweifel und Hoffnung.

„Wie wäre das Leben gewesen, wenn er heute noch da wäre?“
René aus Elsdorf (Nordrhein-Westfalen) war mit seiner Mutter und deren Lebensgefährten im Ferienort Aljezur an der portugiesischen Algarve. Am Strand ließ das Paar den Jungen kurz aus den Augen, seitdem ist René spurlos verschwunden. Bis heute ist völlig unklar, was mit dem Kind passiert sein könnte.
„Man nimmt an, dass er halt ertrunken ist“, sagt Andreas Hasée mit fester Stimme. „Aber so genau weiß man das halt nicht und aufgrund dessen ist das schon schwer, das beschäftigt einen im Prinzip immer.“ Der 55-Jährige wirkt gefasst. 24 Jahre ist es jetzt her, dass er seinen Sohn René im Sommerurlaub in Portugal verloren hat. Trotzdem überkämen ihn auch heute noch Gedanken. „Wie wäre das Leben gewesen, wenn er heute noch da wäre?“ Das vorherrschende Gefühl sei Hilflosigkeit.
Er und seine Frau hätten noch zwei weitere Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Trotzdem sei René in der Familie nach wie vor ein Thema. „Er ist immer aktiv, auch, wenn er lange schon nicht mehr da ist“, resümiert Hasée. Als er dann davon erfahren habe, dass die Polizei gegen Christian B. ermittle, sei für ihn eine Welt zusammengebrochen. Plötzlich habe er den Gedanken gehabt, dass sein Sohn vielleicht doch nicht ertrunken war, sondern womöglich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein könnte.
Zum Friedhof gehen, das geht nicht
Besonders die Trauerarbeit nach Renés Verschwinden sei hart gewesen. Auch für seinen Stiefsohn, den Andreas Hasées Frau mit in die Ehe gebracht hatte. „Zum Friedhof gehen, das geht nicht. Man kann nicht trauern, weil nichts da ist zum Trauern.“ Eine Leiche wurde nie gefunden.
War Christian B. in Portugal, als René verschwand?
Von den Ermittlungen der Polizei sei der Vater damals enttäuscht gewesen. Er habe erst zwei Tage nach Renés Verschwinden davon erfahren. Seine Schwiegereltern hätten ihn darüber informiert. Der 55-Jährige sei nur einmal von der Kriminalpolizei in Hürth vorgeladen worden, sagt er, allerdings als Verdächtiger. „Nach dem Motto: ‘Vielleicht hat der Vater ja das Kind entführt, weil wir getrennt waren zu dem Zeitpunkt’.“ Aus seiner Sicht seien die Behörden und die Polizei nicht so „hinterher gewesen, wie im Fall Maddie“.
„Nachdem das jetzt bekannt geworden war mit dem Verdächtigen, habe ich mich beim Bundeskriminalamt gemeldet und habe mal nachgefragt, ob die vielleicht mal schauen können, ob es einen Zusammenhang gibt“, erzählt der 55-Jährige. Man habe ihm gesagt, man wolle sich den Fall noch einmal ansehen. „Ich hatte das Gefühl gehabt, nachdem bekannt geworden ist, was dieser Mann gemacht hat und zu welchem Zeitpunkt er in Portugal in genau der Region war, wo mein Sohn verschwunden ist und wo auch Maddie verschwunden ist, dass es viele Sachen gibt, die zusammenpassen würden.“ Auch der Zeitraum, in dem sich der Verdächtige, Christian B., in Portugal aufgehalten haben soll.

Ermittler prüfen Parallelen zu anderen Fällen
Der 43-jährige Christian B. hielt sich 1995 und 2007 regelmäßig in Portugal auf, einige Jahre davon in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Er fiel mehrfach auch wegen Sexualstraftaten auf und sitzt aktuell eine Haftstrafe für den Handel mit Betäubungsmitteln ab.
Die Ermittler schließen nicht aus, dass Christian B. weitere Straftaten begangen haben könnte. Die Staatsanwaltschaft in Stendal prüft nun auch einen Zusammenhang mit dem Fall der vermissten Inga. Die Fünfjährige aus Schönbeck verschwand am 2. Mai 2015. Er soll sich damals ganz in der Nähe aufgehalten haben.
Ähnlich, wie die Eltern der anderen vermissten Kinder, hoffen auch die Angehörigen von René Hasée nun endlich auf Gewissheit.
TVNOW-Doku zum Fall Maddie
Maddies Eltern, die zwischendurch sogar selbst ins Visier der Ermittler gerieten haben 13 Jahre lang gebangt und gehofft, dass ihr Kind noch am Leben sein könnte. Hat die Polizei diesmal endlich den richtigen Tatverdächtigen? Lässt sich der Fall jetzt endlich aufklären? Mehr dazu sehen Sie in der TVNOW-Doku „Der Fall Maddie – haben sie endlich den Richtigen?“.