Wird Ihnen an Bord auch schnell übel? Äpfel, Ingwer und Co.: Was hilft wirklich gegen Seekrankheit? Experte klärt auf

Hui, das schaukelt aber!
Egal ob auf der Bootstour entlang Mallorcas Buchten oder auf einem großen Kreuzfahrtdampfer – an Bord eines Schiffes kann es richtig wackelig werden. Nicht selten verbringen Urlauber dann ihre Fahrt eher auf der Bordtoilette denn an Deck. Dabei kann der Seekrankheit ganz einfach vorgebeugt werden.
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Grüne Äpfel und Ingwer: Geheimtipp oder Humbug?
Tatsächlich kursieren allerhand Tipps und Tricks, die gegen Seekrankheit helfen sollen. So empfiehlt die Norwegian Cruise Line Kreuzfahrt-Anfängern erst einmal eine Fahrt in ruhigeren Gewässern – Flusskreuzfahrten zum Beispiel. Auf diese Weise sollen sich Reisende langsam an das Gefühl auf See gewöhnen. Aber auch grüne Äpfel und Ingwer sollen gegen Übelkeit und Schwindel helfen. Aber stimmt das wirklich?
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„Grüne Äpfel sind sicher gesund, aber wissenschaftlich kann man nicht sagen, dass sie gegen die Seekrankheit helfen“, stellt Mediziner Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL klar. Zwar enthalten grüne Äpfel viel Pektin, was gegen Durchfall helfe, doch sei das nicht das primäre Problem, wenn jemand seekrank sei. Hier geht es ja vor allem um Übelkeit und Schwindel. Aber, räumt der Mediziner ein: „Der grüne Apfel kann trotzdem wirken und zwar über den Placebo-Effekt“, sagt Specht. Das funktioniere vor allem dann gut, wenn jemand Vertrauenswürdiges empfehle, den Apfel zu essen. „Manche werden dadurch eine Linderung der Beschwerden erleben, manche eben aber auch nicht.“
Was ebenfalls eine beruhigende Wirkung für den Magen habe, sei Ingwer, so Specht. Da reiche manchmal schon ein Ingwertee oder ein Bonbon.
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Finger weg von histaminreichen Lebensmitteln
Auch wenn unklar ist, welche Lebensmittel gegen Seekrankheit helfen, gibt es definitiv Lebensmittel, die sie verstärken – nämlich die, die besonders viele Histamine enthalten, erklärt Specht.
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Diese Lebensmittel sind besonders mit Histamin angereichert:
Fertiggerichte und Konserven
gereifte Käsesorten
Tomaten
Sauerkraut
Avocado
Soja
Weizen
Schokolade
Hefe
Rotwein
Produkte, die mit Konservierungs- und Farbstoffen angereichert sind
Im Gegenzug können laut Specht bei Seekrankheit auch Anti-Histaminika eingenommen werden. Die seien heutzutage vor allem in Schlafmitteln oder in Allergie-Medikamenten enthalten.
Der fixe Punkt am Horizont
„Grundsätzlich hilft alles, was ablenkt“, sagt der Mediziner. So auch der bekannte „Punkt in der Ferne“, wie Specht ihn nennt. Also ein fixer Punkt am Horizont, der sich nicht schnell verändere oder bewege. Das könne besonders auf das Gleichgewichtsorgan beruhigend wirken und sei effektiver als manche Lebensmittel oder Medikamente.
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Wer auf einem Kreuzfahrtschiff jedoch eine Innenkabine und damit kein Fenster hat, hat keinen Horizont – und sollte sich lieber an seinem Bett orientieren, wie verschiedene Kreuzfahrt-Unternehmen raten. So empfiehlt auch Norwegian Cruise Line, sich in die Bettdecke einzuwickeln. „Infolge dieser leichten Fixierung bewegt sich Ihr Körper mit dem Schiff, nicht dagegen und fühlt sich so nicht aus dem Gleichgewicht gebracht“, heißt es auf der Webseite.
Und wie siehts bei Ihnen aus? Werden auch Sie seekrank?
Es gibt auch Medikamente gegen die Seekrankheit
Wenn alle Stricke reißen, gibt es aber auch Medikamente, die bei Seekrankheit helfen. Vomex zum Beispiel. „Das wird auch bei Chemotherapien gegeben“, sagt Specht, „und unterdrückt im Gehirn den Bereich, der die Übelkeit hervorruft.“ Hier wirke nicht nur allein der Placebo-Effekt wie beim Apfel, sondern tatsächlich auch die Substanz selbst.
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