Nur ein Präparat uneingeschränkt empfehlenswert
Stiftung Warentest überprüft Mittel gegen Reiseübelkeit

Endlich Urlaub! Nach vielen Monaten der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ist unbeschwerteres Reisen in greifbarer Nähe. Und so sehr sich viele darauf freuen, sich endlich wieder in den Flieger, den Zug oder das Auto Richtung Tapetenwechsel zu setzen – so eine Reise hat auch ihre Tücken. Vor allem die Fahrt oder der Flug zum Urlaubsziel können sehr stark auf Menschen einwirken, die unter Reiseübelkeit leiden. Stiftung Warentest hat nun überprüft, welche Präparate gegen Schwindel und Übelkeit auf Reisen helfen und dabei herausgefunden: Einige beliebte Mittel und Medikamente sind nur bedingt geeignet – besonders für Kinder.
Wie entsteht Reiseübelkeit?
Nicht selten tritt bei Reiseübelkeit Schwindel als Vorbote auf. Dieser kann durch die Reizung des Gleichgewichtorgans, beispielsweise beim Autofahren, entstehen. Dabei kann das Gehirn nicht richtig verarbeiten, dass sich das Auto vorwärts bewegt, während der Körper ruht und an derselben Stelle bleibt. Der widersprüchliche Bewegungsreiz äußert sich in Übelkeit und kann zum Erbrechen führen. Besonders betroffen sind dabei Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Bei älteren Menschen ab 50 nimmt die Reisekrankheit wieder ab. Grundsätzlich sind Frauen eher als Männer betroffen.
Nur ein Mittel uneingeschränkt empfehlenswert
Insgesamt 18 Mittel für Reisekranke – darunter Tabletten, Kaugummis, Zäpfchen, Pflaster und Sirup – haben die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest unter die Lupe genommen. Uneingeschränkt für Erwachsene und Kinder über 10 Jahre empfehlen konnten sie nur eines der Mittel: die rezeptpflichtigen Scopoderm TSS Pflaster (30,52 Euro/5 Pflaster) mit dem Wirkstoff Scopolamin. Das Pflaster wird vor Reiseantritt hinters Ohr geklebt und gibt dort bis zu drei Tage lang seinen Wirkstoff über die Haut ins Blut ab.
Viele Mittel nur "mit Einschränkung geeignet"
Mittel mit dem Wirkstoff Dimehydrinat erhielten von den Experten der Stiftung Warentest nur das Urteil "mit Einschränkung geeignet". Sie beinhalten den Wirkstoff 8-Chlortheophyllin, der gegen die müdemachende Wirkung vieler Reisekrankheitsmittel wirken soll. Die Experten sehen in dem Wirkstoff "in der Praxis jedoch keinen Vorteil", im Gegenteil, sie weisen auf ein erhöhtes Risiko unerwünschter Nebenwirkungen hin. Zu den von Stiftung Warentest getesteten Mitteln mit dem Wirkstoff Dimehydrinat zählen unter anderem:
Vomex A Kinder Lösung (7,97 Euro/12 Beutel)
Vomex A Sirup (10,98 Euro/100 ml)
Vomex A Dragees (4,95 Euro/50 mg)
Reisegold Tabs gegen Reiseübelkeit (5,75/10 Stück)
Vomacur 40 Suppositorien (4,88 Euro/10 Zäpfchen)
Ähnliches gilt für die Tabletten von Emesan (2,96 Euro/10 Tabletten) mit dem Wirkstoff Diphenhydramin. Für Erwachsene sei das Mittel zwar zur Vorbeugung von Reisekrankheits-Symptomen geeignet, für Kinder wegen möglicher "ernsthafter Nebenwirkungen" jedoch nur mit Einschränkungen.
Mittel gegen Reiseübelkeit: Diese Nebenwirkungen können auftreten
Stiftung Warentest weist weiter darauf hin: Sowohl die Mittel mit dem Wirkstoff Dimehydrinat als auch die Tabletten mit Diphenhydramin machen müde. Bei Kindern sei allerdings auch die entgegengesetzte Wirkung möglich: Unruhe, Erregung, aber auch Fieberkrämpfe oder sonnenempfindliche Haut können bei ihnen als unerwünschte Nebenwirkungen der Reiseübelkeits-Präparate auftreten.
Wie gut wirken pflanzliche Präparate gegen Reiseübelkeit?
Auch ein pflanzliches Mittel gegen Reisekrankheit hat Stiftung Warentest überprüft: das Präparat Zintona (6,75 Euro/10 Kapseln), das pulverisierte Ingwerwurzeln enthält. Der Vorteil des Mittels: Laut Stiftung Warentest seien hierbei keine unerwünschten Nebenwirkungen zu erwarten. Symptome der Reisekrankheit könnten durch das Ingwerpulver zwar gelindert werden, der Wirkeffekt sei jedoch schwächer als bei anderen Mitteln und bisher noch nicht ausreichend belegt.
Alle Testergebnisse finden Sie auf der Website von Stiftung Warentest.
Reiseübelkeit bei Kindern: Diese Hausmittel können helfen
Es kursieren viele Tipps und Tricks gegen die Übelkeit auf Reisen. Darunter auch kuriose Hausmittel wie Pflaster, Kartoffeln, Petersilie oder Daumenlutschen. Welche Mittel helfen wirklich? Auch Joe leidet unter Reiseübelkeit und hat zusammen mit seiner Mutter Kathrin für uns diverse Hausmittel getestet. Was bei ihm gewirkt hat und was nicht, sehen Sie im Video.