Virologe Kekulé erklärt
Zulassung äußerst fraglich: Diesen Fehler hat Curevac bei seinem Impfstoff gemacht
Zu Beginn der Corona-Pandemie galt das Tübinger Unternehmen CureVac als der große Hoffnungsträger. Ihr Ziel: Die Pandemie sehr bald mit einem Impfstoff bremsen. Doch jetzt steht der Corona-Impfstoffhersteller hinten an, kommt mit den Studien zu seinem mRNA-Vakzin nicht voran. Dabei ist das Unternehmen und sein Mitgründer, der Biologe Ingmar Hoerr, Vorreiter in Sachen mRNA-Wirkstoffe. Welchen Fehler die Tübinger Forscher wahrscheinlich gemacht haben, erklärte der Virologe Alexander Kekulé gestern bei SternTV. Wie der Virologe die Bedrohung durch die Delta-Variante einschätzt und welche großen Fehler in Großbritannien gemacht wurden, sehen Sie im Video.
+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++
Konkurrenz lieferte schneller bessere Ergebnisse
Letzte Woche die Schocknachricht: Zu geringe Wirksamkeit beim Curevac-Impstoff! In einer Pressemitteilung hatte das Pharma-Unternehmen am 16. Juni mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat CVnCoV in einer Zwischenanalyse nur zu 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung hilft. Damit hat er vorgegebene Kriterien nicht erfüllt. Die Wirksamkeit der anderen in der EU verwendeten Impfstoffe ist weitaus besser. Wie die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna ist auch das Curevac-Vakzin ein sogenannter mRNA-Impfstoff.
LESE-TIPP: Curevac-Chef sieht Impfstoff zu Unrecht in Kritik
IM VIDEO: Das Ende für den Curevac-Impfstoff?
"CVnCoV" wird keine Rolle bei Bekämpfung von Pandemie mehr spielen
Top-Virologe Alexander Kekulé hat die Bemühungen des Unternehmens und von Mitgründer und mRNA-Pionier Ingmar Hoerr immer genau beobachtet: "Man fiebert wirklich mit als Wissenschaftler", erzählte er bei SternTV. "Ich war ja früher selber mal in Tübingen und es ist so, gerade wenn man die handelnden Personen kennt, dann ist so traurig, letztendlich." In seinen Augen haben die Forscher in Tübingen mindestens einen Konstruktionsfehler beim Impfstoff gemacht - und deswegen werde CVnCoV bei der Bekämpfung der Pandemie auch keine Rolle mehr spielen.
Anders sieht das trotz der enttäuschenden Zahlen Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas. Er zeigte sich letzten Freitag überzeugt, den Impfstoff auch bei geringer Wirksamkeit zur Zulassung bringen zu können.

Impfstoff-RNA wird vom Körper als fremd eingestuft
Den wahrscheinlichen Fehler sieht der Virologe darin, dass die Wissenschaftler von Curevac auf einen Trick verzichtet haben, den die Konkurrenz angewendet hat. "Es ist so, dass die RNA, die da verwendet wird, vom Körper als fremd erkannt wird, weil das etwas ist, was in Viren und Bakterien enthalten ist, und das Immunsystem wehrt sich dann gegen diese RNA", erklärt der Virologe dort. Normalerweise würde der Körper diese RNA, die letztlich die schützende Wirkung entfaltet, eliminieren.
Ungarin erfand den entscheidenden Trick
Doch es gibt einen Trick, um das zu verhindern. Entwickelt wurde der von der in den USA lebenden ungarischen Forscherin Katalin Karikó. "Dabei wird die RNA chemisch ein bisschen verändert und so wird sie vom Immunsystem für eigene RNA gehalten", erklärt Kekulé. Sie sieht dann so aus wie das, was die Menschen selber im Körper haben - und wird nicht mehr abgestoßen. "Auf diesen einen Kniff hat Curevac verzichtet", sagt Kekulé, "aber sie hätten es machen können, Moderna hat es gemacht, Biontech hat es gemacht, Curevac nicht." Der Virologe geht stark davon aus, dass das einer der Gründe ist, warum der Impfstoff aus Tübingen nicht so gut funktioniert.
LESE-TIPP: Das passiert nach dem ersten Piks im Körper
Curevac sieht anderen Grund für geringe Wirksamkeit
Curevac selbst hat den Rückschlag bei der Entwicklung seines Corona-Impfstoffs mit neuen Virusvarianten begründet. "Wir bekämpfen eigentlich ein anderes Virus", sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas bei einer Telefonkonferenz am vergangenen Donnerstag. So sei der Wildtyp des Coronavirus bei der Zwischenanalyse in weniger als einem Prozent der Infektionsfälle nachgewiesen worden. Alle anderen Infektionen entfielen auf neuere Virusvarianten.
Der Bund hält auch nach dem Rückschlag bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs an seiner Beteiligung an dem Unternehmen fest. (dpa/ija)
AUDIO NOW Podcast Empfehlung zum Thema Corona
10 Fakten zur Corona-Impfung
Viele Menschen haben sie schon, für alle anderen rückt sie immer mehr in greifbare Nähe: die Corona-Impfung. Aber noch sind viele Fragen offen und täglich kommen neue hinzu. Wann kann ich mir einen Termin machen? An wen kann ich mich für einen Impftermin wenden? Darf ich mir meinen Wirkstoff selbst aussuchen und muss ich nach der Impfung die AHA-Regeln beachten? Sollte ich mich impfen lassen, obwohl ich schon Corona hatte? Diese und weitere Fragen beantworten wir hier in unserer Web-Story.
TVNOW-Doku "Kinder in der Corona-Krise"
Das Coronavirus hält die Welt seit mehr als einem Jahr in Atem und ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wie geht es unseren Kindern in der Pandemie und wie wirken sich z. B. Lockdown-Beschränkungen auf sie aus? In der TVNOW Dokumentation „Kinder in der Corona-Krise“ erzählen Kinder und Jugendliche, was ihre größten Herausforderungen sind.