Vernichtendes Urteil über PolizeiarbeitVermisste Nicola Bulley: Ex-Detektiv sieht "schwere Versäumnisse" bei Ermittlungen
Inzwischen ist es drei Wochen her, dass Nicola Bulley (45) an einem Fluss im englischen St Michael's on Wyre verschwand. Was mit der zweifachen Mutter geschehen ist: völlig unklar. Hinweise auf ein Verbrechen haben die Ermittler nicht. Inzwischen sieht sich die Polizei immer größerer Kritik ausgesetzt. Mark Williams-Thomas, der bekannteste unabhängige Kriminalermittler Englands, wirft ihr in der "Daily Mail" sogar "schwere Versäumnisse" vor.
Mark Williams-Thomas: Medienstrategie der Polizei war "völlig falsch"

Die Medienstrategie der Polizei von Lancashire sei "völlig falsch" gewesen, raunzt Williams-Thomas. Ein vernichtendes Urteil des früheren Detektivs, der bereits an den Ermittlungen zum rätselhaften Verschwinden von Madeleine McCann beteiligt war. Dass die Polizei zunächst nicht preisgab, Nicola Bulley als "gefährdete Person" zu betrachten, habe die Suche nach ihr ernsthaft erschwert. Und im Zuge des riesigen öffentlichen Interesses hätten die Ermittler plötzlich Informationen über Alkoholprobleme bei der 45-Jährigen preisgegeben – was die Familie der Vermissten in Aufruhr versetzt habe.
Besonders wütend macht Mark Williams-Thomas eine Pressekonferenz vom Mittwoch, in der sich die Polizei zum Fall der vermissten Mutter äußerte. "Ein schockierender Auftritt", findet der Ex-Detektiv. Erst hätten die Ermittler Nicola Bulley zu einer "gefährdeten Person" erklärt – dann aber nicht erläutert, was damit gemeint sei. "Wie konnten sie davon ausgehen, eine solche Information veröffentlichen zu können, ohne dass Journalisten und Ermittler fragen: 'Wovon sprecht ihr überhaupt?'"
An die Öffentlichkeit gelangte Informationen belasten Nicola Bulleys Familie
Für Williams-Thomas besteht "kein Zweifel", dass Polizei Bulley von Anfang an für gefährdet hielt und deshalb ausschloss, dass sie am River Wyre einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. "Sie haben versucht, sie so schnell wie möglich zu finden. Und ihre Theorie war eindeutig, dass sie entweder freiwillig oder versehentlich ins Wasser gelangt ist." Niemand wolle es wirklich aussprechen, "aber in Anbetracht des Hochrisikostatus dachten sie eindeutig, dass sie sich das Leben genommen haben könnte".
Das hält der Experte jedoch für "fast unmöglich", weil das Wasser an den meisten Stellen nicht sehr tief ist. Doch jetzt seien die Informationen über Nicola Bulleys Probleme in ihrem Leben urplötzlich der Öffentlichkeit bekannt – zum Leidwesen ihrer Familie. "Die letzten 24 Stunden waren schrecklich für sie", sagt Williams-Thomas der "Daily Mail". Die Polizei hätte solche Informationen besser "am ersten Tag" offenlegen und eine klare Strategie verfolgen sollen – dann gäbe es jetzt weniger Spekulationen.
England: Nicola Bulley verschwand beim Gassigehen mit ihrem Hund

Von Nicola Bulley fehlt seit dem 27. Januar jede Spur. Nachdem die Hypothekenberaterin ihre neun und sechs Jahre alten Töchter an der Schule abgesetzt hatte, ging sie mit ihrem Hund Gassi und wählte sich um 9 Uhr mit ihrem Handy in eine Online-Besprechung ein. Kurz danach wurde sie von einer Bekannten gesehen – es war das letzte Lebenszeichen. Die Online-Besprechung endete gegen 9:30 Uhr, aber die Frau loggte sich nicht aus. Kurz danach wurden ihr Handy und der Hund an einer Bank am Fluss Wyre gefunden.
Freund von vermisster Nicola Bulley: Sie ist nicht in den Fluss Wyre gefallen

Die Polizei hält es nach wie vor für am wahrscheinlichsten, dass die 45-Jährige in den River Wyre gestürzt und ertrunken ist. Taucher fanden aber keine Spuren. Mittlerweile wird auch eine nahe gelegene Meeresbucht abgesucht. Auch Bulleys Freund Paul Ansell (44) glaubt nicht an Fluss-Theorie. "Menschen lösen sich nicht einfach in Luft auf", sagte er. Ansell glaubt vielmehr, dass Dritte am Verschwinden der 45-jährigen Partnerin beteiligt sind.
Vermisstenfall Nicola Bulley: Hasskommentare an Mitglieder des Gemeinderats

Die Suche nach der zweifachen Mutter hält ganz England in Atem – oft zum Leidwesen von Ermittlern und Verantwortlichen vor Ort. Rettungskräfte klagten über Schaulustige, die teilweise von weither anreisten und Videos von der Suche auf ihre Social-Media-Accounts hochluden. Anfang der Woche wurde bekannt, dass Mitglieder des Gemeinderats von St Michael's on Wyre mit Hasskommentaren überschüttet worden sind. (bst)
































