Es ist ein vom Menschen gemachtes Problem

Diese tödliche Gefahr geistert durch die Nordsee

von Jessy Siodlaczek und Roland Rickelmann

In 20 Metern Tiefe machen sich Taucher in der Nordsee auf die Suche nach Geisternetzen. Es sind alte Fischernetze, die durch die Meere geistern, sich an alten Wracks oder am Boden verfangen und eine große Gefahr für die Unterwasserwelt sind. Nach Schätzungen der internationalen Hilfsorganisation „Ghost Diving“ befinden sich mehr als 640.000 Tonnen Geisternetze in den Weltmeeren. Vor welchen Herausforderungen die Taucher bei ihren Einsätzen stehen, sehen Sie im Video.

Geisternetze sind wie Fliegenfänger für Meeresbewohner

Die Taucher suchen Geisternetze in der Nordsee
Zu zehnt tauchen die Freiwilligen nach den Fischernetzen.
RTL Nord

Zu ihrem Einsatzgebiet fahren die Taucher vom niedersächsischen Neuharlingersiel rund elf Seemeilen hinaus. Das Ziel der Taucher ist unter anderem ein Stahlschiff, welches im Zweiten Weltkrieg gesunken ist. Timo Vierow ist einer der Organisatoren der Aktion und erklärt: „So ein Wrack ist wie ein Fliegenfänger für Geisternetze. Die Netze verhaken sich und bleiben dran hängen.“ Damit sei das Wrack in der Nordsee eine große Gefahr: „Das Schlimme an den Geisternetzen ist, dass solange sie durch das Meer treiben oder auch dort am Wrack hängen, fischen sie halt ungewollt weiter. Die Meerestiere, Fische und Krebse sind in diesem Netz und verenden da drin.“ Aber auch für Menschen können diese Netze nicht ungefährlich sein, erklärt Timo: „Wenn die sich zersetzen haben wir das, was keiner haben will: Mikroplastik. Das geht uns alle an, denn das haben wir dann in unseren Lebensmitteln. Im Fisch, im Dünger und in Tierfuttermitteln.“ Sogar Vögel verfangen sich in diesen Netzen.

500 Kilogramm Geisternetze geborgen

Damit sich die Anzahl an Geisternetzen in den Meeren reduziert, veranstaltet die Organisation Ghost Diving Germany diese fünftägige Tauchaktion vor den Ostfriesischen Inseln. Die ehrenamtlichen Taucher sind in zwei bis drei Teams unterwegs. Nach eigenen Angaben haben die Teams in den ersten vier Tagen rund 500 Kilogramm Netze geborgen. Organisator Timo Vierow ist zufrieden: „Wir waren super erfolgreich! Es sind ideale Bedingungen und es ist gigantisch, dass die Nordsee es jeden Tag zugelassen hat, dass wir jeden Tag rausfahren konnten.“ Die Taucher hoffen, die Aktion bald fortsetzen zu können. Denn sie möchten einen Beitrag leisten, zur Rettung der Meerestiere.