Italienerin wählte Sterbehilfe

Witwer erfährt vom Tod seiner Frau, als er die Urne mit ihrer Asche bekommt

Eine Urne steht auf dem Friedhof des Krematoriums Dachsenhausen.
Eine Urne steht auf einem Friedhof. (Symbolfoto)
tfr exa, picture alliance/dpa, Thomas Frey

Alberto wollte den Tod seiner Frau Marta noch verhindern, doch es war zu spät.
Die Frau aus Turin reiste in eine Sterbehilfeklinik in die Schweiz, schied dort unter ärztlicher Aufsicht freiwillig aus dem Leben. Ihr Mann war zu diesem Zeitpunkt im fernen Kanada, konnte nichts unternehmen. Vom Tod seiner Ehefrau erfuhr er erst, als die Urne mit ihrer Asche zu ihm nach Hause geliefert wurde. Von dem Fall berichtet nun die Zeitung „La Republica“.
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Marta erkrankt nach Tod ihres Sohnes an einer Depression

Die Umstände ihres Todes sind ebenso tragisch wie das seelische Leid, dass Marta zu ihrem Tun veranlasst haben soll. Wie die Zeitung berichtet, sei sie nach dem Tod ihres Sohnes im Januar 2023 an einer Depression erkrankt und habe sich in psychiatrische Behandlung begeben.

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Im Sommer sei ihre Krankheit schlimmer geworden, Marta habe so nicht mehr weiterleben wollten, heißt es weiter. Sie beschließt, ihr Leben zu beenden und nimmt Kontakt mit einer Sterbehilfeklinik in Basel auf. In der Schweiz ist Sterbehilfe auch für Ausländer erlaubt.

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„Die Liebe, die sie für mich empfand, egal wie groß sie war, reichte nicht aus“

Ehemann Alberto, der dem Bericht zufolge als Ingenieur arbeitet und in Kanada lebt, habe zufällig mitbekommen, dass Marta mit der Klinik Kontakt aufgenommen hatte. Gemeinsam mit seiner Schwägerin sei er nach Basel gereist und habe seine Frau überzeugen können, sich nicht selbst zu töten. Damals sagt Alberto der Zeitung: „Meine Frau sagte, sie könne ohne ihren Sohn nicht leben. Die Liebe, die sie für mich empfand, egal wie groß sie war, reichte nicht aus, um den Schmerz zu ertragen.“ Aber anschließend habe sich ihr Zustand gebessert, so der Witwer.

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Offenbar war das nicht von Dauer. Im Oktober begibt sich Marta erneut in die Klinik. Diesmal ist es endgültig, sie stirbt dort unter ärztlicher Aufsicht. „La Republica“ zufolge erfährt Alberto erst vom Tod seiner Frau, als die Urne mit der Asche der Toten geliefert wird.

„Ich durfte ihren Körper nicht einmal sehen, bevor sie eingeäschert wurde“

Er sei entsetzt und wütend darüber, dass er und die Angehörigen sich nicht von Marta verabschieden konnten. „Ich durfte ihren Körper nicht einmal sehen, bevor sie eingeäschert wurde“, zitiert ihn die Zeitung. Er wirft der Klinik vor, nicht auf Anrufe und Mails reagiert zu haben. „Ich hätte der Entscheidung meiner Frau nicht widersprochen, wenn ich sicher gewesen wäre, dass sie wohlüberlegt war“, sagt er. Er habe aber geglaubt, dass es Marta in den Wochen vor ihrem Tod wieder besser ging.

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Aus Kanada hätte er regelmäßig mit Marta telefoniert oder gemailt, deswegen habe er nicht mitbekommen, dass sie wieder in der Schweiz ist, sagt er der Zeitung weiter. Marta schreibt eine Abschiedsmail, doch die sei im Spamordner gelandet, weil sie eine andere E-Mail-Adresse als sonst verwendet habe. Von der Klinik habe er keine Nachricht bekommen. So erfährt er erst durch die Urne, dass Marta nicht mehr lebt.

Sterbehilfe - was in Deutschland erlaubt ist und was nicht

In Deutschland ist aktive Sterbehilfe verboten. Hierbei verabreicht jemand anderes einem Menschen ein tödlich wirkendes Mittel. Diese Art der Sterbehilfe ist in den Niederlanden, in Luxemburg, in Spanien und Belgien legal.

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Passive und indirekte Sterbehilfe sind hingegen in Deutschland rechtens. Passive Sterbehilfe ist der Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen wie künstliche Ernährung, Bluttransfusion oder Beatmung. Indirekte Sterbehilfe ist in erster Linie aus dem Bereich Schmerzlinderung bekannt, beispielsweise wenn ein Mensch Medikamente bekommt, durch deren Einnahme er weniger Schmerzen hat, aber früher stirbt.

Hilfe bei Suizidgedanken

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge:

  • Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222.

Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter telefonseelsorge.de