Neue Dämmrichtlinie

Sanierungsplan für alte Häuser: Was die Pläne der EU-Kommission für Hausbesitzer und Mieter bedeuten

Ein Mann arbeitet an einer Hausdämmung
Die Dicke der Dämmstoffe für die Hauswand ist bei Pflichtsanierungen in der Energieeinsparverordnung vorgeschrieben. Für jene, die freiwillig sanieren wollen, wurde jetzt ein Schlupfloch bekannt. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
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von Dimitri Blinski

Bessere Dämmung und modernere Heizungen, mit solchen Maßnahmen will die EU-Kommission für mehr Klimaschutz kämpfen. Denn Häuser sind für rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen und ein Drittel des Energieverbrauchs verantwortlich. Das Vorhaben muss noch mit den EU-Staaten ausgehandelt werden. Diskutiert wird es schon sehr kontrovers, weil unter anderem Politiker von CDU und FDP darin eine Pflicht zu teuren Sanierungen sehen.

Doch was bedeutet dieser Plan nun für Millionen von Hausbesitzern und wie findet man heraus, wie effizient das eigene Haus eigentlich ist?

Emissionen um 55 Prozent senken

Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu einem Verbot von Gas- und Öl-Heizungen ab 2024, gibt es nun umfangreiche Pläne für Gebäude-Sanierungen von der EU. „Fit for 55“ – mit diesem Klimapaket plant die EU-Kommissionen die Treibhausemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken, im Vergleich zu 1990. Bedeutet: In den nächsten sieben Jahren müssen alle Gebäude die Energieeffizienzklasse „E“ erreichen, bis 2033 die Klasse D. Das EU-Parlament hat zwar am Dienstag dafür gestimmt, doch mit den einzelnen Ländern muss das Vorhaben noch konkret ausgehandelt werden.

Wenn Sie Besitzer eines Hauses sind, sollten Sie erst einmal die Energieklassen Ihres Eigenheims herausfinden:

  • Ähnlich wie bei Elektrogeräten, gibt’s auch für Häuser Energieeffizienzklassen von A+, sehr gut, bis H nicht so effizient.
  • Die Klasse hängt davon ab, wie gut die Wärmedämmung und wie alt die Heizungsanlage ist.
  • Außerdem, ob Fenster und Türen auf dem neuesten Stand sind und möglichst wenig Wärme durchlassen.
  • Die Energieeffizienzklasse finden Sie im Energieausweis, alternativ können Sie die Klasse auch selbst ausrechnen.
Was die Pläne der EU-Kommission für Hausbesitzer bedeuten Neue EU-Dämmrichtlinie
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So rechnen Sie Ihre Energieeffizienzklasse aus

Energiesparen
Energieeffizienz bedeutet, dass derselbe Nutzen mit weniger Ausgangsenergie erreicht wird. Ein Weg sind sparsame Geräte und eine bessere Dämmung von Gebäuden. Foto: Jens Büttner
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Berechnen können Sie Ihre Klasse mit Hilfe des Energieverbrauchs in Kilowattstunden und den Energiekosten pro Quadratmeter.

Ein Beispiel: Wenn Ihr Haus einen Energiebedarf unter 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter hat und die Kosten dafür weniger als zwei Euro betragen, dann leben Sie in einem A+ Haus. Nach KfW-Standard ein so genanntes “Energiesparhaus 40”, das den größten Teil seines Wärmebedarfs aus internen Wärme- und passiven Energiequellen deckt, es ist sehr effizient.

Wenn Sie beim Beheizen Ihres Hauses mehr als 250 Kilowattstunden pro Quadratmeter verbrauchen und die Kosten bei 13 Euro und mehr pro Quadratmeter sind, dann sind Sie in der schlechtesten Energieeffizienzklasse „H“. In diesem Fall handelt es sich wahrscheinlich um einen unsanierten Altbau. Sie müssten in dem Fall Ihr Haus in den nächsten sieben Jahren so umrüsten, dass Sie die Klasse „E“ erreichen.

Übrigens: Bei einem Hausverkauf muss die Energieeffizienzklasse bereits beim Inserat angegeben werden.

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Millionen von Immobilienbesitzern und Mietern könnten betroffen sein

Kritik an dem Vorhaben gibt es, weil man befürchtet, dass hohen Sanierungskosten auf Millionen von Hausbesitzer zukommen. "Wir können die Kosten im Kampf gegen den Klimawandel nicht auf Omas Häuschen abwälzen", kritisiert etwa der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke.

Der Eigentümerverband Haus & Grund schätzt, dass in Deutschland mehr als sieben Millionen Eigenheime betroffen seien, hinzu kämen rund 7,2 Millionen Wohnungen. Eine enorme Belastung für viele Immobilienbesitzer. Für alle, die planen, etwas zu kaufen, kommt aktuell auch noch der hohe Bauzins dazu.

Auch Mieter könnten betroffen sein, wenn der Eigentümer die Kosten für die aufwändige Sanierung dann auf die Miete umschlägt.

Und wie stehen Sie zu dem Thema? Stimmen Sie jetzt ab!

Anmerkung der Redaktion: Ergebnisse unserer Opinary-Umfrage sind nicht repräsentativ.

Förderung mit bis zu 150 Milliarden Euro

Für die Sanierungen soll auch Geld aus EU-Töpfen bereitgestellt werden. Ende 2021 hieß es vonseiten der Kommission, dass bis 2030 bis zu 150 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt zur Verfügung stünden. Das Parlament spricht sich auch dafür aus, dass die EU-Staaten den Zugang zu Zuschüssen und Finanzierungen erleichtern sollten.

Insgesamt ist es ein gewagtes Ziel, alle Gebäude bis 2033 so zu sanieren, dass sie die Energieklasse „D“ erreichen. Neben den finanziellen Schwierigkeiten, in die viele Hausbesitzer kommen könnten, gibt es aktuell auch einen großen Mangel an Handwerkern.

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