"Beschäftigten im Einzelhandel brauchen dringend mehr Geld"
Primark hängt privaten Haushaltsplan für Beschäftigte aus - Gewerkschaft Verdi tobt

Statt mehr Gehalt gibt es jetzt Spar-Tipps für die Angestellten!
Die Billig-Modekette Primark hat für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tipps zur „Haushaltsplanung in angespannter Wirtschaftslage“ in den Filialen ausgehängt. Warum die Gewerkschaft Verdi das Vorgehen dreist findet und an den Pranger stellt.
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Verdi findet Primark-Haushaltsplan dreist
„Ein genauer Blick auf deine persönlichen Finanzen und die Erstellung eines Plans können dazu beitragen, einen Teil des Stresses im Zusammenhang mit der Finanzkrise zu lindern“, heißt es in der Einleitung der Primark-Tipps. Es folgen sechs Punkte.
Im fünften Punkt heißt es zum Beispiel: „Spare, wo du kannst“, der vierte Punkt fängt an mit „Such dir Hilfe“.
Gut gemeint oder total daneben? Die Gewerkschaft Verdi findet die Tipps auf jeden Fall ziemlich dreist. „Primark tut so, als könnten die Beschäftigten nicht mit Geld umgehen. Dabei sind es unfreiwillige Teilzeitarbeit mit niedrigen Vertragsstunden und grundsätzlich viel zu niedrige Löhne, die etliche in Armut stürzen. Von einer auskömmlichen Rente nach einem anstrengenden Arbeitsleben ganz zu schweigen“, erklärt die Gewerkschaft.
Verdi: „Die Beschäftigten im Einzelhandel brauchen dringend mehr Geld"
Der vierte Punkt der Spar-Tipps regt Verdi besonders auf: „Erkundige dich, ob deine Regierung finanzielle Unterstützung für Menschen in finanziellen Notlagen bereitstellt“, steht in dem Aushang.
„Der Staat soll also einspringen und die Niedriglöhne im Einzelhandel mit Steuergeld subventionieren. Verantwortliche Unternehmenspolitik geht anders“, erklärt Verdi dazu.
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Fazit von Verdi: „Die Beschäftigten im Einzelhandel brauchen dringend mehr Geld. Und keine Spartipps.“ Die Gewerkschaft verhandelt derzeit mit dem Einzelhandelsverband über höhere Gehälter, die Fronten sind verhärtet.
Laut Primark gehört der Aushang zur „Haushaltsplanung in einer angespannten Wirtschaftslage“ zu einem unternehmensweiten, globalen Wellbeing Programm. Nach Anfrage von RTL erklärte das Unternehmen: „Es ist nicht unsere Absicht unsensibel oder gar zynisch zu erscheinen. Daher haben wir uns entschlossen diesen Aushang in unseren deutschen Stores zu entfernen und wir erkennen den ungünstigen Zeitpunkt des Aushangs in der aktuellen Situation an.“ (aze)