Beamte auf der Anklagebank

Eskalation bei Kontrolle im eigenen Zuhause - Polizisten verprügeln Vater

von Valerio Magno, Carolin Blatzheim und Jessy Siodlaczek

Platzwunden, Prellungen und schwere Verletzungen...
Ausgerechnet Polizisten haben Jürgen Greef vor seiner Haustür so zugerichtet. Eine einfache Polizeikontrolle wegen Ruhestörung läuft völlig aus dem Ruder. Werden die Polizisten vor Gericht jetzt dafür zur Rechenschaft gezogen? Die Aufnahmen der Polizeikontrolle seht ihr im Video.
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Vor seiner Haustür prügelten Polizisten auf den Familienvater ein.
Vor seiner Haustür prügelten Polizisten auf den Familienvater ein.
RTL

Marl: Polizisten zu Bewährung und Geldstrafe verurteilt

Von hinten hat der Polizist Christian R. dem Familienvater mit einer Stahltaschenlampe gegen den Kopf geschlagen, davon ist die vorsitzende Richterin überzeugt. Doch von einer Taschenlampe ist im späteren Polizeibericht nie etwas zu lesen. Auch in späteren Verfahren leugnen die Beamten, dass eine Taschenlampe im Einsatz war.

Daher verurteilt das Gericht in Marl (Nordrhein-Westfalen) den Polizisten jetzt wegen einer Falschaussage und gefährlicher Körperverletzung zu zehn Monaten Haft auf Bewährung. Auch sein Partner André R., der an der Auseinandersetzung beteiligt war, wird verurteilt und muss eine Geldstrafe von rund 6.000 Euro zahlen.

Der Polizist Christian R. versucht sich vor Gericht noch zu erklären: „Es tut mir leid, dass ich Herrn Greef so verletzt habe. Ich wollte meinen Kollegen vor weiteren Schlägen durch Herrn Greef schützen. Es war eine extrem stressige Situation.“ Angeblich könne sich der Polizist bis heute nicht erinnern, dass er bei dem Schlag eine Taschenlampe in der Hand hatte.

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Polizeikontrolle wegen Ruhestörung eskaliert

Schwerverletzt liegt Jürgen Greef im März 2021 am Boden, wird von den Beamten fixiert. Das alles, wegen einer einfachen Polizeikontrolle? Eigentlich feiert Jürgen an diesem Tag eine kleine Privatparty mit seiner Familie. Es ist zwar die Zeit der coronabedingten Kontaktbeschränkungen, doch die fünfköpfige Familie hält sich an die Regelungen und lädt einen zweiten Haushalt zu sich nach Hause ein.

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Trotzdem klingelt die Polizei gegen 23.20 Uhr, weil ein Nachbar sich über die Lautstärke beschwert hat. „Und dann ging es richtig los. Die haben richtig gestresst. Sie sagten: ‘Personalien, Personalien’. Da habe ich nur auf meine Eingangstür gezeigt: ‘Greef ist mein Name’“, erinnert sich Jürgen im Gespräch mit RTL. Trotzdem will die Polizei den Personalausweis des Mannes sehen. Doch Jürgen hat Alkohol getrunken und knapp 1,34 Promille im Blut. Die Situation eskaliert.

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Prozess: Polzisten verstricken sich in Widersprüche

Jürgen erlitt nach dem Angriff der Polizisten schwere Verletzungen.
Jürgen erlitt nach dem Angriff der Polizisten schwere Verletzungen.
Privat

„Dann kam hier in meinem Bereich direkt der erste Schlag aufs Jochbein, ist direkt geplatzt, das habe ich gespürt“, erzählt der Familienvater. Der Mann versucht, die Flucht zu ergreifen, doch er wird fixiert und abgeführt. Obwohl Jürgen Greef stark verletzt wurde, muss er sich vor Gericht wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und leichter Körperverletzung verantworten.

Doch vor Gericht verstricken sich die Polizisten in Widersprüche: „Im Fall des Vaters gab es ein medizinisches Gutachten, das ganz klar aussagte, dass die Verletzungen am Hinterkopf, die können nicht von einem Sturz nach hinten erfolgt sein, wie der Polizeibeamte behauptete, sondern da muss ein schwerer Gegenstand im Spiel gewesen sein, vermutlich eine Taschenlampe“, erklärt Strafverteidiger Burkhard Benecken im RTL-Interview. Auch die Staatsanwaltschaft bewertet den Schlag auf den Hinterkopf als unverhältnismäßig.

Jürgen ist über das Urteil erleichtert: „Wer Mist baut, im Amt, muss auch die Konsequenzen tragen.“ Der 53-Jährige hofft jetzt, zwei Jahre später, endlich mit der Tat abschließen zu können.

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