Nach Insolvenz der Signa Holding

Pleite-Beben im Einzelhandel: Was wird jetzt aus Galeria Karstadt Kaufhof?

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof könnte bald zum Verkauf stehen!
Nach der Insolvenz der Signa-Holding ist das Fortbestehen der traditionsreichen Warenhauskette unsicherer denn je. Der Handelsverband und der Städtetag warnen bereits vor möglichen Folgen für die betroffenen Innenstädte.
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Nach Zusammenbruch der Signa Holding droht Insolvenz-Welle in Deutschland

Die Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko hat am Mittwoch ein Insolvenzverfahren angekündigt.

Die Holding beantragte nach eigenen Angaben beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung.

Signa besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit Hunderten Einzelfirmen. Dazu zählt auch Galeria Karstadt Kaufhof, aber zum Beispiel auch der Sportartikelhändler SportScheck. SportScheck musste nach dem Signa-Zusammenbruch ebenfalls Insolvenz anmelden – obwohl das Unternehmen eigentlich schon weiterverkauft wurde.

Lese-Tipp: SportScheck muss Insolvenz anmelden – wie es jetzt für die 34 Filialen und den Onlineshop weitergeht

Nach der Insolvenz der Signa-Holding könnte bald auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof schon zum Verkauf angeboten werden. Ein Galeria-Sprecher äußerte sich am Donnerstagmorgen nicht über einen möglichen Verkauf der Warenhauskette.

„Natürlich ist die Stimmung mehr als schlecht. Die Kollegen machen sich große Sorgen um ihre Zukunft“, erklärt eine ehemalige Mitarbeiterin im Gesprächmit RTL.

Berliner Edelkaufhaus KaDeWe auf der sicheren Seite?

Der Berliner KaDeWe-Chef sieht die Insolvenz der Signa-Holding für das eigene Geschäft derweil gelassen. „Wir sind sehr sicher aufgestellt“, sagte der Geschäftsführer der KaDeWe Group, Michael Peterseim, dem Tagesspiegel. Die Schwierigkeiten des Konzerns hätten auf das Luxuskaufhaus im Berliner Westen keine Auswirkungen.

„Das können wir klar ausschließen“. Die Signa-Holding ist nur als Minderheitsgesellschafter am KadeWe beteiligt. Hauptgesellschafter ist der thailändische Handelskonzern Central Group.

Dem Konzern aus Thailand gehören außerdem die Luxuswarenhäuser Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München. Das Unternehmen könnte auch weitere Galeria-Standorte in Großstädten übernehmen.

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Warenhäuser verschwinden aus den Innenstädten

Der Handelsverband Deutschland (HDE) beobachtet die Entwicklungen rund um die Signa-Insolvenz und mögliche Auswirkungen auf Galeria mit Sorge.

„Kauf- und Warenhäuser sind vielerorts zentrale Anlaufpunkte in den Innenstädten. Viele Kundinnen und Kunden kommen ihretwegen in die Stadtzentren. Davon profitieren in der Folge auch die benachbarten Geschäfte und Unternehmen anderer Branchen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Die Realität sieht aber schon jetzt in vielen Innenstädten anders aus. Die Bedeutung von Warenhäusern ist deutlich zurückgegangen. Laut der Handelsberatung BBE hatten Warenhäuser in Deutschland in den 70er Jahren einen Marktanteil von 13,5 Prozent am Handelsvolumen. Inzwischen ist dieser auf 1,5 Prozent gesunken.

Entsprechend kann sich auch der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein nicht vorstellen, dass ein Investor Interesse haben könnte, Galeria Karstadt Kaufhof zu übernehmen. „Die Aussichten sind düster. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten macht das keinen Sinn“, sagt Heinemann.

Betroffene Städte sollen Zugriff auf Immobilien erhalten

Der Deutsche Städtetag forderte nach dem Insolvenzantrag der Signa-Holding eine Beteiligung der Städte.

„Sollte die Insolvenz der Signa Holding Auswirkungen auf Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof haben, müssen die betroffenen Städte aktiv in die Gespräche zwischen Gläubigern und Eigentümern, Anteilseignern und Insolvenzverwaltern einbezogen werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, den Zeitungen der Funke-Gruppe.

Darüber hinaus forderte er für Städte Möglichkeiten, sich bei Pleiten betroffene Gebäude zu sichern. „Perspektivisch sollte das Insolvenzrecht so geändert werden, dass die Städte potenziell Zugriff auf zentrale Immobilien bei Insolvenzen bekommen. Dafür müssen aber auch die Eigentümerstrukturen transparent sein.“ (dpa/aze)