Plädoyers in Solingen gehalten
Angeklagte soll 5 ihrer Kinder getötet haben - Staatsanwaltschaft beantragt lebenslange Haft

Der Prozess um den Mord an fünf Kindern in Solingen neigt sich dem Ende zu. 14 Monate nach der Tat im September 2020 werden am heutigen Dienstag die Plädoyers verlesen. Die Staatsanwaltschaft beantragte nun lebenslange Haft für die Christiane K., die in ihrer Wohnung in Solingen-Hasseldelle fünf ihrer sechs Kinder heimtückisch umgebracht haben soll.
Staatsanwaltschaft glaubt, dass die Kinder für Christiane K. wie eine Fassade waren
Der Staatsanwalt forderte die Höchststrafe für Christiane K. und die Feststellung der besonderen Schwere ihrer Schuld. Die Kinder der 28-Jährigen seien völlig arglos gewesen, als sie von ihrer eigenen Mutter betäubt und dann ertränkt oder erstickt worden seien.
Die Version der Angeklagten, wonach ein Unbekannter in ihre Wohnung eingedrungen und ihre Kinder getötet habe, sei aus einer Reihe von Gründen abwegig. Es hätten sich auch keine Spuren dafür gefunden. Die Mutter sie enttäuscht darüber gewesen, dass ihr Mann in der Nachbarschaft eine neue Frau gefunden hatte. „Sie hatte eine gewisse Sehnsucht nach einer heilen Familie, trat die Flucht in die Mutterrolle an“, so der Staatsanwalt. „Sie lebte in einer Art Fassadenwelt, die sie selbst aufgebaut hatte. Nach dem Aus der Fassade waren die Kinder funktionslos geworden.“
Fall Solingen: Der Richter sprach mit der zuständigen Rechtsmedizinerin
Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) sind tot. Ruhiggestellt mit Medikamenten und dann in einer Badewanne erwürgt, erstickt, oder ertränkt. Ihr Todeskampf hat laut der zuständigen Rechtsmedizinerin bei jedem Kind drei bis fünf Minuten gedauert.
22 Jahre Haft drohen der Mutter bei besonderer Schwere der Schuld
Die Leichen der fünf Kinder waren am 3. September vergangenen Jahres entdeckt worden. Jetzt muss sich die 28 Jahre alte Mutter wegen fünffachen heimtückischen Mordes verantworten. Der Prozess dauert schon mehrere Monate an. Im Laufe des Prozesses zeigte die Angeklagte nur wenige Emotionen. Nur einmal weinte sie, als ein fröhliches Video abgespielt wurde, in dem ihre Kinder noch leben, jauchzen und toben. Kaum liefen die ersten Bilder, seien Christiane K. die Tränen in die Augen geschossen. Auch als später der verzweifelte Notruf von K.s Mutter durch die Lautsprecher des Gerichtssaals hallte, konnte die Angeklagte ihre Gefühle nicht verbergen.
Die Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Zwischenzeitlich hatte sie sogar behauptet, ein maskierter Unbekannter sei in ihre Wohnung eingedrungen und habe ihre Kinder umgebracht. Für die Polizei ist das eine Schutzbehauptung. Aus Chatverläufen soll hervorgehen, dass sie dem Vater geschrieben haben soll, er werde seine Kinder nie wiedersehen. Im Falle einer Verurteilung droht Christiane K. lebenslange Haft – das entspricht 15 Jahre hinter Gittern. Sollte die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden, könnten es bis zu 22 Jahre werden. (dpa/dky/jgr)
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