Stadt Köln macht ernst

Parkgebühren werden verzwölffacht: Autofahrer in der Stadt nicht mehr erwünscht

von Aristotelis Zervos

Die Stadt Köln will schon bald die Parkgebühren für Anwohner drastisch erhöhen. Die notorisch klamme Kommune bessert damit nicht nur ihre Finanzen auf. Offenbar sind Autofahrer in Köln, aber auch in andere Städten, nicht mehr erwünscht.
Was die Kölner von der Gebühren-Explosion halten, zeigen wir im Video.

Jährliche Parkgebühren schießen in Köln von 30 auf 360 Euro hoch

Schon länger wird über höhere Parkgebühren in Köln diskutiert, jetzt wurde die Vorlage vorgestellt, die der Rat der Stadt im September beschließen soll.

In Zukunft soll die Gebührenhöhe nach der in Anspruch genommenen öffentlichen Parkfläche berechnet werden, erklärt die Stadt in einer Mitteilung. Klingt kompliziert und ist es auch. Ausschlaggebend dafür ist dann die Fahrzeuglänge. Die Stadt Köln will dann von ihren Bürgerinnen und Bürger folgende Gebühren erheben:

  • Gebühren Fahrzeuge bis 4.109 mm: 330 Euro im Jahr (zum Beispiel Mini oder Toyota Yaris)

  • Gebühren Fahrzeuge 4.110 mm bis 4.709 mm: 360 Euro im Jahr (zum Beispiel VW Golf)

  • Gebühren Fahrzeuge 4.710 mm bis 5.600 mm: 390 Euro im Jahr (zum Beispiel 3er oder 5er BMW, SUVs)

Gebühren Fahrzeuge 4.110 mm bis 4.709 mm: 360 Euro im Jahr (zum Beispiel VW Golf)

Gebühren Fahrzeuge 4.710 mm bis 5.600 mm: 390 Euro im Jahr (zum Beispiel 3er oder 5er BMW, SUVs)

Laut der Stadt Köln hat der Kölner Durchschnitts-Pkw eine Fahrzeuglänge von 4.329 mm. Rund die Hälfte der Fahrzeuge fällt tatsächlich unter die mittlere Kategorie, die Halter müssen dann 360 Euro zahlen.

Bislang haben Anwohner für den Parkausweis eine Verwaltungsgebühr von 30 Euro im Jahr gezahlt.

Für Autofahrer wird es damit in Zukunft ziemlich teuer, die Kosten für die Gebühren verzwölffachen sich im Durchschnitt.

"Menschen sollen darüber nachdenken, ob sie noch ein privates Auto benötigen"

Möglich ist die Gebührenanhebung, weil Mitte 2020 Bundestag und Bundesrat eine bis dahin geltende bundesweite Obergrenze bei Anwohnerparkausweisen von 30,70 Euro pro Jahr gekippt hatten. Seitdem können können die Landesregierungen Gebührenordnungen erlassen, mit denen Kommunen die Gebühren für städtische Quartiere selbst regeln können.

Als eine der ersten Städte hat Tübingen die Parkgebühren angehoben. Bundesweit gab es Diskussionen, weil SUV-Fahrer höhere Gebühren zahlen müssen. Tübingen rechnet nach Gewicht ab: Für einen normalen Bewohnerparkausweis werden 120 Euro im Jahr fällig, bei Kraftfahrzeugen über zwei Tonnen werden 180 Euro fällig. Preise, von denen die Kölner nur träumen können.

Und bei der Stadt Köln geht es nicht nur um die Kosten. „Wer ein Auto besitzt und im knappen öffentlichen Raum abstellen möchte, muss in Zukunft einen Beitrag für diese Nutzung leisten“, erklärt Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln. Damit werde auch ein Anreiz zum Umdenken geschaffen.

Und der Arbeitskreis Mobilität der Grünen Partei in Köln teilt ganz offen mit: „Wir wollen den Autoverkehr reduzieren.“

Das bedeutet: Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Kölner Grünen wollen die Bürgerinnen und Bürger umerziehen. Die Menschen sollen weg vom Auto und sich gut überlegen, ob sie sich noch ein Auto leisten wollen. „Wir erhoffen uns, dass die Menschen darüber nachdenken, ob und in welchem Umfang sie noch ein privates Auto benötigen“, sagt Egerer unverblümt im Gespräch mit RTL. Und die Erhöhung der Parkgebühren soll einen Denkanstoß geben.

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ADAC sieht hohe Parkgebühren kritisch

Kritik an den Parkgebühren gibt es nicht nur von Kölnerinnen und Kölnern, die RTL befragt hat (siehe Video oben). Auch der ADAC findet die Gebühren deutlich zu hoch.

„Bis zu 390 Euro für einen Bewohnerparkausweis ist sehr hoch gegriffen. Der Deutsche Städte- und Gemeindetag hatte einen Vorschlag von 200 Euro Gebührenhöhe gemacht, das ist in einer Großstadt wie Köln reliatischer anzusetzen“, erklärt der ADAC Nordrhein auf RTL-Anfrage.

Immerhin: Menschen mit Behinderung und Besitzer eines Köln-Passes erhalten einen deutlichen Gebühren-Rabatt.

Die Einführung der neuen Parkgebühren soll übrigens frühestens am 1. Januar 2024 erfolgen.