Mediziner ordnet neue Studie ein
Vor allem bei gestressten Menschen! Warum geringe Mengen Alkohol unser Herz schützen können

Kann Alkohol unser Herz schützen? Mit dem Wissen, dass Alkohol Gift für unseren Körper ist, ist das eigentlich kaum zu glauben. Einer neuen Studie aus Boston zufolge soll aber genau das passieren – wenn man Alkohol in geringen Mengen zu sich nimmt. Wie das sein kann, bei welchen Menschen Alkohol tatsächlich das Risiko von Herzproblemen verringern kann – und warum er trotzdem nicht zu empfehlen ist.
Alkohol wirkt sich auf unser Gehirn aus
Immer wieder gibt es Studien, die feststellen, dass sich geringe Mengen Alkohol positiv auf unser Herz auswirken können. Bisher ging die Forschung davon aus, dass dies mit Veränderungen im Blut zusammenhinge. Ein Team von Kardiologen aus Boston haben in ihrer im medizischen Fachmagazin „Journal of the American College oft Cardiology“ erschienenen Studie einen anderen Zusammenhang festgestellt: nämlich zum Gehirn.
50.000 Menschen haben die Forscher auf ihre Trinkgewohnheiten untersucht. Das Ergebnis: Diejenigen, die zwischen einem und mehreren alkoholischen Getränken pro Woche konsumierten, hatten ein geringeres Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall als diejenigen, die im Schnitt weniger als ein alkoholisches Getränk pro Woche zu sich nahmen – auch nach Berücksichtigung von genetischen, lebensstilbezogenen und anderen Risikofaktoren.
Alkohol entspannt - das zeigt sich auch an unserem Herz
Bei 800 Testpersonen wurde zusätzlich ein Hirnscan gemacht – und ein interessanter Zusammenhang entdeckt: Bei den Menschen, die wenig bis moderat Alkohol konsumierten, wurden geringere Stressreaktionen in der Amygdala nachgewiesen – dem Teil des Gehirns, in dem Angst und Bedrohungen verarbeitet werden.
Der Grund: „In geringen Mengen wirkt Alkohol entspannend und angstlösend“, erklärt Benjamin Kolwes, Assistenzarzt in der Kardiologie in Köln, auf Nachfrage von RTL. Das wiederum wirke sich zum Beispiel positiv auf die Blutdruckwerte aus – und habe damit einen positiven Effekt auf unser Herz.
In der Studie zeigte sich dies vor allem bei den Testpersonen, die mit Ängsten und Stress zu kämpfen haben: „Alkohol war bei Patienten mit Stress und Angstzuständen doppelt so wirksam bei der Verringerung größerer Herzprobleme“, so Dr. Ahmed Tawakol, Hauptautor der Studie und Co-Direktor des Cardiovascular Imaging Research Center am Massachusetts General Hospital. „Bei den meisten Patienten betrug die relative Risikoreduktion etwa 20 Prozent, bei Personen mit früheren Angstzuständen sogar 40 Prozent.“
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Warum Alkohol trotzdem keine Lösung ist
Also doch ab und zu ein Glas Wein? Besser nicht, erklärt Kolwes. „Trotz erwiesenen positiven Effekten auf die Inzidenz der koronaren Herzerkrankung stehen negative Auswirkungen höherer Alkoholmengen einer generellen Empfehlung zu mäßigem Alkoholkonsum aus ernährungsmedizinischer Sicht entgegen.“
Selbst wenn sich also einige positive Effekte zeigen, überwiegen am Ende die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums wie Leberschädigungen (bis hin zur Leberzirrhose), ein deutlich erhöhtes Risiko für viele Tumorerkrankungen sowie neurologische Erkrankungen und Depressionen deutlich, so der Mediziner weiter.
Hinzu komme: Für viele Menschen sei es schwierig, einen moderaten Alkoholkonsum einzuhalten. Allein in Deutschland konsumieren laut Bundesgesundheitsministerium 7,9 Millionen der 18- bis 64-Jährigen Alkohol in gesundheitlich riskanter Form, ein problematischer Alkoholkonsum liegt bei etwa neun Millionen Menschen dieser Altersgruppe vor.
Gut zu wissen: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt: „Wer Alkohol trinkt, sollte mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche einlegen, damit es nicht zu einer Gewöhnung kommt. An den übrigen Tagen sollten die Grenzwerte für risikoarmen Alkoholkonsum eingehalten werden. Diese sind für Frauen nicht mehr als ein kleines Glas Bier (0,3 Liter) oder Wein (0,125 Liter) pro Tag und für Männer höchstens die doppelte Menge.“
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Wie schützen wir unser Herz am besten?
Auch die Forscher der Studie aus Boston warnen vor Alkoholkonsum, um das Herz zu schützen.
„Bei der gleichen Alkoholmenge, die vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, haben wir ein ähnlich erhöhtes Krebsrisiko festgestellt, sodass wir nicht behaupten, dass es eine attraktive Alkoholmenge zur Verbesserung der Gesundheit gibt“, sagte Tawakol.
Besser für den Ersatz von leichtem Alkoholkonsum zur Stressreduzierung seien darum Meditation und Sport, erklärt Tawakol.
Um unser Herz zu stärken, empfiehlt Kolwes zusätzlich:
Gewichtsreduktion
Gesunde Ernährung (beispielsweise durch mediterrane Kost)
Moderates körperliches Ausdauertraining
Nicht rauchen oder mit dem Rauchen aufhören
Wenn bereits Vorerkrankungen vorhanden sind: Gute Einstellung der Diabetes-Erkrankung und der Blutdruckwerte
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