„Oft ist Entwicklung erst dann möglich, wenn wir neidisch sind"

Grün vor Neid? Wie Sie das Gefühl zu Ihrem Vorteil nutzen können

Es ist eine der sieben Todsünden und doch verspüren wir es immer wieder! Das Gefühl, etwas haben zu wollen, was andere haben: NEID! Kennt wahrscheinlich jeder - und das ist erst mal auch gar nicht schlimm. Viel wichtiger ist, was wir aus diesem Gefühl machen! Wir haben uns einmal umgehört: Worauf sind wir Deutschen eigentlich so richtig neidisch? Und wie entsteht Neid überhaupt? Das verraten wir Ihnen im Video.
Außerdem erklärt Ruth Marquardt, systemische Beraterin, im RTL-Interview, wie wir Neid zu unserem Vorteil nutzen können und wann Neid sogar gefährlich werden kann.

Neid kann uns einen positiven Schub verleihen - uns aber auch ins Verderben stürzen

Mit Neid verbindet man in der Regel etwas Negatives. Doch das muss nicht unbedingt sein, erklärt die Expertin. Denn: Es gebe auch so etwas wie positiven Neid. Das heißt: Man gönnt einer anderen etwas Person aus tiefstem Herzen, dennoch hätte man es selber auch gerne. „Vielleicht denkt man im nächsten Schritt sogar schon darüber nach, wie man das selbst auch erreichen könnte.“

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Und das sei genau der positive Schub, den uns das Neidgefühl verleihen kann. Denn: „Oft ist Entwicklung erst dann möglich, wenn wir neidisch sind.“ Wir brauchen dieses Gefühl quasi, um etwas ins Rollen zu bringen.

Doch Neid kann auch kritisch werden. Besonders dann, wenn deshalb andere Menschen verletzt werden, erklärt die Expertin: „Wenn ich das nicht im Griff habe, keine Impulskontrolle über das Gefühl habe.“ Dann sollte man im Zweifel die Hilfe eines Experten in Ansprch nehmen. Denn: „Das beeinträchtigt ja dann mein gesamtes Wesen und mein gesamtes Umfeld.“ Es könne sogar so weit gehen, dass sich Freunde von einem abwenden.

Alle Menschen sind neidisch - mit wenigen Ausnahmen

Gibt es eigentlich Menschen, die niemals neidisch sind? Das kann man sich gar nicht vorstellen, oder? Doch Ruth Marquardt sagt: „Es gibt seltene Ausnahmen.“ Die hätten das Gefühl nicht. In der Regel seien das Personen, die entweder sehr mit sich im Reinen sind oder aber Menschen, die eher logisch veranlagt sind und einen schwereren Zugang zu ihren Gefühlen haben.

Die meisten von uns erlernen das Gefühl des Neidischseins jedoch mit ungefähr zwei bis drei Jahren, weiß die Beraterin.

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Doch könnte man mit der richtigen Erziehung einem neidischen Kind vorbeugen? Eher nicht. Wenn Kinder beispielsweise Neid auf die Spielsachen der Geschwister verspüren, lohne es sich, wenn Eltern einmal hinter das Neidgefühl schauen. „Oft sind es andere Gefühle, andere Bedürfnisse.“ So könne es sein, dass ein Kind gar nicht auf das Spielzeug des Geschwisterkindes neidisch ist, sondern viel mehr auf die Zeit, die es dadurch mehr mit einem Elternteil verbringt.

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Das Neidgefühl der Kinder mit „geben“ zu befriedigen, davon rät Ruth Marqurdt in jedem Fall ab: „Es besteht die Gefahr, dass Liebe mit Besitz verwechselt wird.“ (vho)