Missbrauchskomplex Münster

Mutter (31) verhinderte Missbrauch an Sohn (11) nicht - 10 Jahre Knast gefordert

05.08.2021, Nordrhein-Westfalen, Münster: Zu Beginn des Prozesses im Missbrauchskomplex Münster sitzt die Mutter eines Opfers im Landgericht Münster und verdeckt ihr Gesicht mit einer Mappe. Die Anklage wirft der 31-Jährigen vor, den schweren sexuellen Missbrauch ihres heute elfjährigen Sohnes durch ihren Lebensgefährten nicht verhindert zu haben, obwohl sie davon wusste. Der IT-Techniker wurde im Hauptprozess zu 14 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Bis Ende September sind acht weitere Verhandlungstermine angesetzt. Foto: Guido Kirchner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Prozess im Missbrauchskomplex Münster gegen die Mutter eines Opfers.
gki bsc, dpa, Guido Kirchner

Sie ließ zu, dass ihr Lebensgefährte ihren eigenen Sohn missbraucht – und das laut Anklage über viele Jahre. Dafür fordert die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für die 31-jährige Mutter im Prozess am Landgericht Münster.

Mutter soll beim Missbrauch dabei gewesen sein

Die Frau hat nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft im Missbrauchskomplex Münster die Vergewaltigungen ihres heute elfjährigen Sohnes durch ihren Lebensgefährten, Adrian V., nicht verhindert, obwohl sie davon wusste.

Die Anklage spricht von Beihilfe durch Unterlassen. Außerdem sieht es die Staatsanwaltschaft als erwiesen an, dass die Münsteranerin bei einem Urlaub 2019 in Dänemark Sex mit ihrem Lebensgefährten im Beisein des Jungen hatte und es anschließend zum Missbrauch kam.

Einer der zwei Verteidiger plädierte auf sechs Jahre Gefängnis, der andere sprach sich für eine milde Strafe aus.

Angeklagte Mutter legte im Prozess Teilgeständnis ab

Prozess im Missbrauchsprozess Münster
Adrian V. soll seinen Stiefsohn über Jahre immer wieder missbraucht haben.
.

Die Angeklagte hatte kurz vor den Plädoyers überraschend noch ein Teilgeständnis abgelegt. Sie gab zu, ab Oktober 2019 den Missbrauch für möglich gehalten zu haben. Sie sei aber nicht in der Lage gewesen, die Beziehung zu beenden. In ihrem letzten Wort äußerte die 31-Jährige ihr Bedauern.

Das Verfahren findet zum Großteil - um das Opfer zu schützen - unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein Urteil will das Landgericht voraussichtlich am 6. Oktober verkünden.

Der Lebensgefährte der Frau war im Hauptprozess zu 14 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Missbrauchskomplex Münster: Mutter eines Opfers vor Gericht

Mehrere Urteile im Missbrauchskomplex Münster gefallen

Münster ist neben Lügde und Bergisch Gladbach einer von drei großen Missbrauchsfällen der vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen. Der Fall kam im Juni 2020 nach Ermittlungen in einer Gartenlaube ans Licht. Im Zuge dessen hatte es in mehreren Bundesländern und im Ausland Festnahmen gegeben.

In dem Tatkomplex wurden bereits mehrere Männer und eine Frau zu Freiheitsstrafen verurteilt. Weitere Tatverdächtige wurden identifiziert und sitzen zum Teil in U-Haft. (dpa/ mor)