Missbrauchskomplex Münster
Mutter (31) verhinderte Missbrauch an Sohn (11) nicht - 10 Jahre Knast gefordert

Sie ließ zu, dass ihr Lebensgefährte ihren eigenen Sohn missbraucht – und das laut Anklage über viele Jahre. Dafür fordert die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für die 31-jährige Mutter im Prozess am Landgericht Münster.
Mutter soll beim Missbrauch dabei gewesen sein
Die Frau hat nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft im Missbrauchskomplex Münster die Vergewaltigungen ihres heute elfjährigen Sohnes durch ihren Lebensgefährten, Adrian V., nicht verhindert, obwohl sie davon wusste.
Die Anklage spricht von Beihilfe durch Unterlassen. Außerdem sieht es die Staatsanwaltschaft als erwiesen an, dass die Münsteranerin bei einem Urlaub 2019 in Dänemark Sex mit ihrem Lebensgefährten im Beisein des Jungen hatte und es anschließend zum Missbrauch kam.
Einer der zwei Verteidiger plädierte auf sechs Jahre Gefängnis, der andere sprach sich für eine milde Strafe aus.
Angeklagte Mutter legte im Prozess Teilgeständnis ab

Die Angeklagte hatte kurz vor den Plädoyers überraschend noch ein Teilgeständnis abgelegt. Sie gab zu, ab Oktober 2019 den Missbrauch für möglich gehalten zu haben. Sie sei aber nicht in der Lage gewesen, die Beziehung zu beenden. In ihrem letzten Wort äußerte die 31-Jährige ihr Bedauern.
Das Verfahren findet zum Großteil - um das Opfer zu schützen - unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein Urteil will das Landgericht voraussichtlich am 6. Oktober verkünden.
Missbrauchskomplex Münster: Mutter eines Opfers vor Gericht
Mehrere Urteile im Missbrauchskomplex Münster gefallen
Münster ist neben Lügde und Bergisch Gladbach einer von drei großen Missbrauchsfällen der vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen. Der Fall kam im Juni 2020 nach Ermittlungen in einer Gartenlaube ans Licht. Im Zuge dessen hatte es in mehreren Bundesländern und im Ausland Festnahmen gegeben.
In dem Tatkomplex wurden bereits mehrere Männer und eine Frau zu Freiheitsstrafen verurteilt. Weitere Tatverdächtige wurden identifiziert und sitzen zum Teil in U-Haft. (dpa/ mor)