Warum es so bewegend war
Ein Schumi-Mittag der maximalen Emotionen
Wohin man blickte: Erinnerungen an Michael Schumacher. Die Formel-1-Legende. Die Weltmarke. Der Ort der Verleihung war der Ikone und ihrer Leistungen würdig. In der Motorworld in Köln, unweit seiner Heimat Kerpen, erhielt der siebenmalige F1-Champion den NRW-Staatspreis, den stellvertretend seine Familie entgegennahm. Die Rede vom engen Familienfreund und früheren Ferrari-Teamchef Jean Todt rührte Corinna Schumacher zu Tränen. Im RTL/ntv-Interview erklärt Todt die besondere Beziehung zur Schumacher-Familie.
Überall Erinnerungen an Michael Schumacher
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Es gab nicht den einen Punkt, der diese Preisverleihung am Mittwoch zu einem Gänsehaut-Mittag machte. Es war die Gesamtkomposition, die Akteure, Worte, ein wenig auch die Musik.
Da war zum einen die Umgebung. Die Motorworld beherbergt eine Dauerausstellung der privaten Kollektion Schumachers. Alte Ferrari-Renner von Schumacher rahmten das Event. Der legendäre roten Wagen, in dem er fünf Mal in Folge den Titel holte und zum Rekordchampion, zum Welt-Star aufstieg. Ein großes Bild von Schumacher auf einer Leinwand (mit Helm und offenem Visier) blickte über den Saal.
Dann der Auftritt seines treuen Wegbegleiters und engen Freundes Jean Todt. In einer bewegenden Rede stelle er die sportlichen und sozialen Leistungen Schumis auf den Punkt. Der frühere FIA-Chef erzählte zum Beispiel, wie die Familie für Opfer von Katastrophen spendete und spendet. Das Besondere: Er hielt die Rede auf Deutsch. Zum ersten Mal überhaupt bei solch einer Veranstaltung. Das habe er für Schumi so machen wollen, sagte er am RTL-Mikro.
Video: Schumacher erhält NRW-Staatspreis: Corinna kommen Tränen
Erst Standing Ovations, dann "My Way"
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Nach der Todt-Rede folgten die Standing Ovations. Die ersten Gäste erhoben sich, schnell standen alle. Applaus für Schumacher. Corinna Schumacher kamen vor Rührung die Tränen. Neben ihr Tochter Gina und Jean Todt. Mick Schumacher hatte wegen Magen-Darm-Beschwerden die Reise nach Köln nicht antreten können.
Zu den Streichquartett-Klängen des Frank-Sinatra-Klassikers „My Way“ endete der Festakt. Ein weltbekanntes Lied, das viele Emotionen auslöst und eine Art Abschluss darstellt. Wobei Todt in diesem Moment ganz bei sich und im Gedanken-Tunnel war, wie er im Interview verrät.
„Um ehrlich zu sein, habe ich auf den Song gar nicht so sehr achtgegeben“, sagte der 76-Jährige. „Ich habe mich eher auf die gesamten Emotionen eingelassen. Michael hat nicht nur für den Motorsport, sondern auch mit dem was er getan hat für Deutschland und die Gesellschaft Geschichte geschrieben.“
Todt im Interview: "Ja, es ist wahr, ich schaue Rennen mit Michael"
"Emotionaler" und "besonderer" Tag
Der Tag sei emotional und besonders gewesen, so Todt weiter. „Du hast deine Laudatio vorbereitet und wenn dann der Moment gekommen ist, überfällt es mich dennoch. Wenn du Menschen liebst, dann bist du manchmal einfach nicht in der Lage dich zusammenzureißen - das ist ja das Schöne an der menschlichen Natur.“
Dass die Beziehung zwischen Todt und den Schumacher-Familie eng ist, daran bestehen keine Zweifel. „Man kann Liebe und Freundschaft nicht erklären – das ist ganz natürlich. Man hat einfach Leute um sich herum, die ganz speziell für einen sind und Michael ist speziell“, erklärt Todt.
Auch Corinna, Mick und Gina seien es über die Jahre für ihn geworden. „Sie sind nicht für mich, sondern auch für meine Frau Familie geworden“, sagt er und erzählt eine Anekdote: „Vor etwa 20 Jahren habe ich von den Schumachers eine Bronzestatue bekommen. Auf ihr standen unsere Namen: Corinna, Michael, Gina, Mick, Jean und Nicolas. Und irgendwann fügten wir Michelles Namen dazu – das ist Familie.“
Todt schwärmt von Corinna und der Familie
Bei seiner Laudatio hatte Todt gesagt: "Natürlich würden wir uns wünschen, dass er seine Auszeichnung persönlich hätte entgegennehmen können. Er fehlt uns sehr."
Er vermisse ihn aber nicht, sagt er im RTL/ntv-Interview, denn „ich sehe ihn ja regelmäßig. Aber es ist klar, dass wir nicht mehr dieselben Dinge wie früher unternehmen können. Was ich vermisse, sind die verrückten Dinge, die wir immer zusammengemacht haben.“
Immer wieder verbringt er Zeit mit seiner „Familie“. An der Seite von Schumacher schaut er regelmäßig Formel-1-Rennen, wie er im Interview bestätigt. Sieht mit ihm die Erfolge von Sohn Mick.
Es ist nicht mehr so wie früher, die Beziehung aber scheint stärker als je zuvor zu sein. Vor allem der Rückhalt der Familie beeindruckt Todt. „Michael hat eine wunderbare Familie. Sie haben sich trotz des Ruhmes und des Geldes nie verändert und das haben Michael und Corinna erfolgreich an ihre Kinder weitergegeben.“ (msc/fgö)