Einen Monat später
Spektakuläre OP! Mann (58) wurde ein Schweineherz eingesetzt - so geht es ihm heute

Es war eine spektakuläre Operation – so geht es dem Patienten heute.
Medizinern aus dem US-Bundesstaat Baltimore ist es zum zweiten Mal gelungen, einem Menschen ein Schweineherz zu transplantieren. Bei der ersten Xenotransplantation verstarb der Patient nach zwei Monaten. Doch dem jetzigen Patienten scheint es besser zu gehen als seinem Vorgänger.
Lawrence Faucette bekam zweite Xenotransplantation weltweit
Im September unterzog sich der 58-jährige Marineveteran Lawrence Faucette, der aufgrund von Herzversagen eine extrem kurze Lebenserwartung hatte, der riskanten Operation und ließ sich ein Schweinenerz transplantieren. Eine traditionelle Herztransplantation kam bei ihm wegen seines gesundheitlichen Zustandes nicht infrage.
Das liegt daran, dass die Ethikkommission solchen schwer kranken Patienten keine Herzen mehr zukommen lässt, wie Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht RTL erzählt: „Eine ansonsten gesunde Person mit 20 oder 30 Jahren hat natürlich länger etwas von dem Organ, als ein schwer kranker 70-Jähriger.“ Insofern blieb Faucette nur die Wahl, auf ein Spenderorgan zu verzichten – oder das Herz eines Schweins zu nehmen. Die Xenotransplantation war seine einzige Hoffnung. Und bislang scheint sie geglückt zu sein.
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Im Video: TikTokerin zeigt ihren Weg zur Herztransplantation
„Das wird hart, aber ich werde es schaffen“
Einen Monat nach dem experimentellen Eingriff zeigt sich Faucette guter Dinge. Auf einem Krankenhausvideo ist er laut „New York Post“ bei der Physiotherapie zu sehen. „Das wird hart, aber ich werde es schaffen“, antwortete Faucette schwer atmend, aber mit einem Lächeln.
Auch seine Ärzte sind optimistisch. Dr. Muhammad Mohiuddin, Leiter der kardialen Xenotransplantation des Teams in Maryland, sagte, dass das Schweineherz keine Anzeichen einer Abstoßung gezeigt habe. „Sein Herz macht alles von allein“, hieß es vonseiten des Krankenhauses.
Faucettes Heilungsprozess lief schon kurz nach der Operation gut an. Laut Aussagen der Ärzte auf der offiziellen Internetseite der Universität von Maryland witzelte der Patient bereits zwei Tage nach dem Eingriff und konnte sogar wieder sitzen.
Komplikationen bei erster Transplantation von Schweine-Herz
Auch nach der ersten Transplantation eines Schweine-Herzens im Januar 2022 zeigte man sich zunächst zuversichtlich (RTL berichtete). Damals hieß es nach der achtstündigen Operation: „Diese Organtransplantation zeigt erstmals, dass ein genetisch verändertes Tierherz wie ein menschliches Herz funktionieren kann, ohne dass der Körper es sofort abstößt“. Tatsächlich wurde das Schweineherz vom Körper auch später nicht abgestoßen. Dennoch starb der Patient nur zwei Monate nach der Operation. Warum?
Grund für den Tod des damaligen Patienten war mutmaßlich ein Schweine-Virus, der mit dem Herz auf den Patienten überging. „Unbeabsichtigt wurde mit dem Herz wohl auch ein Zytomegalie-Virus übertragen, das eigentlich nur bei Schweinen vorkommt“, erklärt Dr. Specht. Zwar habe man bei der im vergangenen Monat durchgeführten Transplantation noch mehr auf spezielle Schweine-Viren geachtet, doch das ist nicht das einzige Risiko.
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Wie stehen die Überlebenschancen nach der Transplantation des Schweinherzens?
Denn Virus-Infektionen sind bei einer Transplantation generell nicht zu unterschätzen, betont Dr. Specht. „Wer ein Organ transplantiert bekommt, nicht nur vom Schwein, sondern auch vom Menschen, muss von der OP an bis zum Ende seines Lebens Immunsuppressiva nehmen“, so Specht. Dieses Medikamente verhindern, dass der Körper das Transplantat abstößt – aber führen auch dazu, dass man anfälliger für sämtliche Infektionskrankheiten ist.
Auch weist Dr. Specht darauf hin, dass Faucette weiterhin ein schwer kranker Patient ist: „Man darf nicht vergessen, dass der Patient so krank war, dass eine normale Transplantation nicht infrage kam. Der Patient lebte schon jahrelang mit einem schwachen Herzen und das hat auch die gesamte Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen.“ Es sei eher unwahrscheinlich, dass Patienten, die für eine Xentransplantation infrage kommen, danach noch sehr lange überleben – auch dann, wenn die Transplantation ein Erfolg war.
Dennoch bleibt zu hoffen, dass Faucette noch viele Monate hat und er von Abstoßung und Viren weiterhin verschont bleibt. Seine Frau Ann Faucette sagte laut Pressemitteilung des Krankenhauses: „Wir haben keine Erwartungen, wir hoffen nur, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen können. Es reicht, wenn wir auf der Veranda sitzen und gemeinsam Kaffee trinken.“

Auch in Deutschland möglich?
In jedem Fall leistet Faucette mit seiner Einwilligung in die Transplantation einen wichtigen Beitrag in der Forschung von Xenotransplantation – die irgendwann viele Menschen retten könnten. Denn ein Durchbruch im Bereich der tierischen Herzimplantate könnte auch das Problem des Organspendermangels lösen.
„Der Spender-Mangel in Deutschland ist hochdramatisch. Es gibt viele junge Patienten, die man retten könnte, die aber sterben, weil es keine Organe gibt. Deshalb wäre es toll, wenn man einen Ersatz hätte. Und davon, ein komplettes Herz künstlich zu erschaffen, sind wir noch extrem weit entfernt“, so Dr. Specht. Die modifizierten Schweineherzen hingegen, die bei der Xenotransplantation zum Einsatz kommen, könnten reihenweise hergestellt und verpflanzt werden.
In Deutschland ist eine solche Xenotransplantation übrigens auch möglich und sogar in den kommenden Jahren in München bereits geplant. Um den Prozess überhaupt anzustoßen, bedarf es allerdings einer Menge Expertise und Logistik, die aktuell nur wenige Krankenhäuser weltweit haben.