Ministerpräsidentin während Flutnacht nicht erreichbar

SMS aus der Hochwassernacht - Ministerpräsidentin Dreyer unter Druck: "Ok. Schönen Abend noch"

 15.07.2021 , Rheinland-Pfalz , Eifel , Verwüstungen durch das Hochwasser der Ahr in dem Eifel-Ort Schuld im Ahrtal angerichtet hat. In Schuld bei Adenau waren den Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag sechs Häuser eingestürzt. Derzeit würden dort knapp 70 Menschen vermisst. Aufnahmen mit einer Drohne zeigen das Ausmass der Zerstörung im Ort Schuld. *** 15 07 2021 , Rhineland-Palatinate , Eifel , Devastation caused by the flood of the Ahr in the Eifel town of Schuld in the Ahr Valley has caused In Schuld near Adenau, according to the information in the night to Thursday six houses collapsed At present, almost 70 people are missing there Photographs taken with a drone show the extent of the destruction in the village of Schuld
Während Häuser im Ahrtal untergingen, war Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeitweise nicht erreichbar.
www.imago-images.de, imago images/Reichwein, Christoph Reichwein (crei) via www.imago-images.de

Es sind Bilder, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben: Häuser, von denen nur noch das Dach zusehen ist, eingestürzte Brücken, mitgerissene Straßen. 180 Menschen starben, unzählige weitere wurden verletzt. Auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal in Rheinland-Pfalz laufen die Ermittlungen. Nun gerät die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), erneut ins Visier. Denn einige SMS an sie aus der Flutnacht werfen kein gutes Licht auf die 61-Jährige.

Polizeihubschrauber macht schockierende Aufnahmen

So soll Dreyer am 14. Juli 2021 um 21.42 eine SMS an ihren Innenminister Roger Lewentz geschrieben haben: „Ich höre, dass der Höchststand Hochwasser erst Morgen Mittag erreicht ist? Ist ja wirklich schlimm“, schrieb sie. Sie fragte, ob die damalige stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, Anne Spiegel, bereits informiert sei. Denn sie (Dreyer) sei schon „etwas nervös“. Das berichtet unter anderem t-online.

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Lewentz gab damals an, Spiegel habe ein „eigenes Lagesystem“. Dreyer verlässt sich auf ihren Innenminister, der inzwischen die Verantwortung übernommen hat und gerade zurückgetreten ist. „Ok. Schönen Abend“, schrieb sie knapp zurück. Zu dem Zeitpunkt war der Polizeihubschrauber „Sperber 2“ schon in der Luft und machte erschreckende Aufnahmen von Häusern, die bis zum Dach im Hochwasser stehen. Spiegel, die nach der Bundestagswahl Familienministerin geworden war, ist ebenfalls von ihren Ämtern zurückgetreten.

134 Menschen sterben - Dreyer nicht erreichbar

Um 0.58 Uhr versuchte Lewentz, Dreyer noch einmal zu erreichen. Die Lage hatte sich weiter verschlimmert: „Liebe Malu, die Lage eskaliert. (…) Es kann Tote geben/gegeben haben“, heißt es in einer SMS. Doch Dreyer antwortet nicht. Erst fünf Stunden später, um 5.33 Uhr, schreibt sie: „Lieber Roger, ich bin wieder erreichbar.“ Da hatte die Nacht bereits 134 Menschen das Leben gekostet.

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Im Verlaufe des Vormittags schrieb Dreyer noch eine weitere SMS: „Olaf hat sich gemeldet. ER fragt, was Sinn macht. Ob er irgendwo hinkommen kann und soll?“ Gemeint ist Bundeskanzler Olaf Scholz, der damals mitten im Wahlkampf steckte.

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Heftige Kritik aus der Opposition

Nach Veröffentlichung der SMS hagelte es Kritik aus der Opposition. Der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionschef Christian Baldauf sagte laut „Bild“: „Es kam nie ein Wort des ehrlichen Bedauerns. Frau Dreyer soll sich endlich entschuldigen.“ Im Verhalten der Ministerpräsidentin aus der Flutnacht sieht er einen Beweis für ein „Komplettversagen“.

Und während der Politik streitet, warten die Menschen im Ahrtal zum Teil immer noch auf die lange versprochene Hilfe. (eon)

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