Ministerpräsidentin während Flutnacht nicht erreichbar
SMS aus der Hochwassernacht - Ministerpräsidentin Dreyer unter Druck: "Ok. Schönen Abend noch"

Es sind Bilder, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben: Häuser, von denen nur noch das Dach zusehen ist, eingestürzte Brücken, mitgerissene Straßen. 180 Menschen starben, unzählige weitere wurden verletzt. Auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal in Rheinland-Pfalz laufen die Ermittlungen. Nun gerät die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), erneut ins Visier. Denn einige SMS an sie aus der Flutnacht werfen kein gutes Licht auf die 61-Jährige.
Polizeihubschrauber macht schockierende Aufnahmen
So soll Dreyer am 14. Juli 2021 um 21.42 eine SMS an ihren Innenminister Roger Lewentz geschrieben haben: „Ich höre, dass der Höchststand Hochwasser erst Morgen Mittag erreicht ist? Ist ja wirklich schlimm“, schrieb sie. Sie fragte, ob die damalige stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, Anne Spiegel, bereits informiert sei. Denn sie (Dreyer) sei schon „etwas nervös“. Das berichtet unter anderem t-online.
Lese-Tipp: Insulaner helfen: Flutopfer machen Gratisurlaub auf Fehmarn
Lewentz gab damals an, Spiegel habe ein „eigenes Lagesystem“. Dreyer verlässt sich auf ihren Innenminister, der inzwischen die Verantwortung übernommen hat und gerade zurückgetreten ist. „Ok. Schönen Abend“, schrieb sie knapp zurück. Zu dem Zeitpunkt war der Polizeihubschrauber „Sperber 2“ schon in der Luft und machte erschreckende Aufnahmen von Häusern, die bis zum Dach im Hochwasser stehen. Spiegel, die nach der Bundestagswahl Familienministerin geworden war, ist ebenfalls von ihren Ämtern zurückgetreten.
134 Menschen sterben - Dreyer nicht erreichbar
Um 0.58 Uhr versuchte Lewentz, Dreyer noch einmal zu erreichen. Die Lage hatte sich weiter verschlimmert: „Liebe Malu, die Lage eskaliert. (…) Es kann Tote geben/gegeben haben“, heißt es in einer SMS. Doch Dreyer antwortet nicht. Erst fünf Stunden später, um 5.33 Uhr, schreibt sie: „Lieber Roger, ich bin wieder erreichbar.“ Da hatte die Nacht bereits 134 Menschen das Leben gekostet.
Lese-Tipp: Einfach weggespült: Haus in Ahrweiler schwimmt in den Fluten
Im Verlaufe des Vormittags schrieb Dreyer noch eine weitere SMS: „Olaf hat sich gemeldet. ER fragt, was Sinn macht. Ob er irgendwo hinkommen kann und soll?“ Gemeint ist Bundeskanzler Olaf Scholz, der damals mitten im Wahlkampf steckte.
Heftige Kritik aus der Opposition
Nach Veröffentlichung der SMS hagelte es Kritik aus der Opposition. Der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionschef Christian Baldauf sagte laut „Bild“: „Es kam nie ein Wort des ehrlichen Bedauerns. Frau Dreyer soll sich endlich entschuldigen.“ Im Verhalten der Ministerpräsidentin aus der Flutnacht sieht er einen Beweis für ein „Komplettversagen“.
Und während der Politik streitet, warten die Menschen im Ahrtal zum Teil immer noch auf die lange versprochene Hilfe. (eon)
Wie ist Ihre Meinung?
Politik & Wirtschaftsnews, Service und Interviews finden Sie hier in der Videoplaylist
Spannende Dokus und mehr
Sie lieben spannende Dokumentationen und Hintergrund-Reportagen? Dann sind Sie bei RTL+ genau richtig: Sehen Sie die Geschichte von Alexej Nawalny vom Giftanschlag bis zur Verhaftung in „Nawalny“.
Außerdem zur aktuellen politischen Lage: „Krieg in der Ukraine – So hilft Deutschland“ und „Klima-Rekorde – Ist Deutschland noch zu retten?“
Spannende Dokus auch aus der Wirtschaft: Jede sechste Online-Bestellung wird wieder zurückgeschickt – „Retouren-Wahnsinn – Die dunkle Seite des Online-Handels“ schaut hinter die Kulissen des Shopping-Booms im Internet.