Nach dem Horror kann er jetzt endlich wieder seine Familie in die Arme nehmen
Ukrainer Kostyiantin Welyczko war in russischer Kriegsgefangenschaft: Wir wurden gegen Arme, Beine und Körper getreten!
Mehrere tausend Ukrainer sind nach Angaben Russlands in Kriegsgefangenschaft, wie viele es wirklich sind, weiß momentan niemand. Einer von ihnen war Kostyiantin Welyczko. Er hatte als freiwilliger Helfer Medikamente in die heftig umkämpfte Stadt Mariupol gebracht und auf seinem Rückweg versucht, Menschen in Sicherheit zu bringen.
Unser Reporter hat ihn getroffen und mit ihm über die schlimmen Bedingungen der Gefangenschaft gesprochen. Und er war dabei, als Kostyiantin endlich wieder seine Familie in die Arme schließen kann. Das emotionale Wiedersehen sehen Sie im Video.
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In einer Zelle für sechs Personen waren 21 Kriegsgefangene
Ein fester Händedruck. Müde Augen. Kostyiantin Welyczko wirkt wie ein Mann, der viel erlebt hat. Ich treffe den 41 Jahre alten Ukrainer in der polnischen Hauptstadt Warschau. Erst wenige Tage zuvor ist er aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen worden. „Die Bedingungen waren furchtbar“, sagt er. „Unsere Zelle war für vier bis sechs Personen. Allerdings waren insgesamt 21 Gefangene dort.“
Welyczko kommt aus Mariupol. Nach Kriegsbeginn bringt er seine neun Jahre alte Tochter Yeva und seine Ex-Frau Svitlana In Sicherheit. Beide finden in Deutschland Schutz. Er selbst kehrt zurück. Als freiwilliger Helfer fährt er Medikamente in die Hafenstadt Mariupol. Auf dem Weg raus versucht er Zivilisten zu evakuieren. Am 28. März wird er an einem russischen Checkpoint verhaftet. „Mir wurde vorgeworfen, dass ich das ukrainische Militär unterstützt haben soll. Unter anderem das Asow-Regiment. Aber wir haben versucht, Zivilisten zu helfen“, sagt Welyczko.
"Dann haben sie gegen unsere Arme, Beine und den Körper getreten“
Er und 31 weitere freiwillige Helfer werden in ein Gefängnis in der Siedlung Olenivka gefahren, in der Nähe von Donezk. Gerade in den ersten Tagen hätten die Wärter immer wieder Gewalt angewendet, so Welyczko. „Wir mussten in verschiedenen Positionen stillhalten, die Hände über den Kopf nehmen und ausharren. Wenn wir nicht getan haben, was sie gesagt haben, dann haben sie gegen unsere Arme, Beine und den Körper getreten.“
Nach mehr als 100 Tagen werden plötzlich alle Anschuldigungen fallen gelassen. „Ich war überrascht“, erzählt der 41-Jährige. „Ich dachte, sie werden uns in ein paar Kilometern einfach wieder festnehmen.“ Über von Russland besetztes Gebiet landet er im polnischen Warschau. Von dort aus geht es mit dem Zug nach Hamburg.
„Als ich im Gefängnis war, habe ich rund um die Uhr an sie gedacht“

Am S-Bahnhof Blankenese warten dort bereits seine Ex-Frau Svitlana und seine Tochter Yeva ungeduldig auf ihn. Als er aus der Regionalbahn steigt, gibt es für seine Tochter kein Halten mehr. Die neun Jährige stürmt auf ihren Vater zu und fällt ihm um den Hals. „Ich bin so glücklich. Endlich sehe ich meine Tochter und Svitlana wieder“, so Welyczko. „Als ich im Gefängnis war, habe ich rund um die Uhr an sie gedacht.“
Wiedervereint mit seiner Tochter: Die müden Augen des Mannes, den ich tags zuvor in Warschau kennenlerne, sie wirken diesmal viel lebendiger.
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