Mediziner erklärt PhänomenDie Gefahr lauert beim Friseur! Warum ihr das „Beauty Parlor Stroke Syndrome” kennen solltet

Endlich wieder Me-Time!
Steht ein Termin beim Friseur oder im Schönheitssalon an, können wir endlich mal wieder richtig entspannen und die Ruhe genießen. Dass man dort – und auch tagelang danach – einer erhöhten Schlaganfall-Gefahr ausgesetzt ist, dürfte den wenigsten bewusst sein. Schuld ist das „Beauty Parlor Stroke Syndrome”. Was genau hat es damit auf sich? Und müssen wir uns jetzt jedes Mal vor dem nächsten Friseurbesuch sorgen? Wir klären auf.
Indien: Frau erleidet 2022 Schlaganfall nach Friseurbesuch
Ab und an kommt es vor, dass wir davon hören, dass jemand nach einem Friseurbesuch einen Schlaganfall erleidet. So geschehen beispielsweise im Jahr 2022, als India Today darüber berichtete, dass eine 50-Jährige aus Hyderabad fast gestorben wäre, nachdem sie sich im Salon die Haare hatte waschen lassen. Die Ärzte vermuteten damals, dass ein wichtiges Gefäß, das für die Blutversorgung im Hirn zuständig ist, geplatzt war. Zuvor waren Symptome wie Übelkeit und Schwindel aufgerteten.
Wie kann das sein? Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht erklärt im RTL-Interview, dass ein solcher Vorfall zwar selten sei, aber nicht vollkommen unwahrscheinlich. Was sich anhört wie ein echtes Horror-Szenario, könne durchaus so geschehen. Die Rede ist vom „Beauty Parlor Stroke Syndrome“, auf Deutsch: „Schönheitssalon-Syndrom“.
„In der medizinischen, wissenschaftlichen Literatur wird dieses Phänomen immer wieder beschrieben. Es ist natürlich sehr selten – was aber auch an der hohen Dunkelziffer liegen dürfte, da bin ich mir sicher. Denn das Problem ist, dass der Schlaganfall nicht sofort auftreten muss, sondern manchmal auch erst Tage danach. Und dann denkt natürlich keiner mehr daran. Niemand würde seinen Besuch im Schönheitssalon mit seinem Schlaganfall bringen“, so Dr. Specht.
Auch in der DailyMail warnt Dr. Arun Naik, ein Facharzt für Neurochirurgie aus Indien, vor der Waschbecken-Gefahr. Seinen über 52.000 Instagram-Followern teilt er zudem in einem Reel mit, dass diejenigen, die starken Blutdruck, Diabetes oder Nackenprobleme haben, stärker gefährdet seien. Der erste Fall wurde übrigens 1993 in den USA gemeldet.
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Überdehnung am Friseur-Waschbecken kann Gefäße beschädigen

Doch was genau ist das Problem? Wie kommt es überhaupt dazu, dass man ausgerechnet beim Friseur einem Schlaganfall-Risiko ausgesetzt ist?
Schuld ist nicht in etwa das Waschen der Haare an sich – sondern die Überstreckung, bei gegebenenfalls nicht vorhandener Polsterung: „Wenn man am Waschbecken sitzt und der Kopf zu weit nach hinten geneigt ist, dann passiert es schon mal, dass der Nacken überstreckt beziehungsweise überdehnt wird. Dabei kann es zu einer Schädigung der Intima, der inneren Auskleidung der Arterien, kommen.“
Das ist aus folgendem Grund problematisch: „Unser Gehirn wird ja über vier Arterien mit Blut und Sauerstoff versorgt. Die Hauptschlagader, die Aorta, läuft quasi vorne lang bis hoch zum Hirn. Sie ist beim Schönheitssalon-Syndrom jedoch nicht betroffen, sondern die links und rechts, an der Wirbelsäule entlanglaufenden Arterien. Das sind die sogenannten Vertebralarterien. Werden diese nach hinten überstreckt, kommt es zu diesem Einriss der Intima, der inneren Auskleidung der Gefäße. Unser Körper hat in einem solchen Fall gute Intentionen und versucht das selber in Ordnung zu bringen, indem er die Stelle mit Thrombozyten abdichten will. Doch genau das ist das Gefährliche! Dabei bildet sich nämlich ein Blutpfropfen, ein Gerinnsel.“
Dieses Gerinnsel könne sich entweder vergrößern oder abreißen, was unter Umständen etwas dauern kann. „Das erklärt die Zeit dazwischen, dass vor Ort im Salon noch alles in Ordnung ist und nach Tagen plötzlich ein Schlaganfall auftreten kann“, so der Experte.
Reißt das Gerinnsel ab, zische es im Blutstrom hoch ins Hirn, wo es unter Umständen großen Schaden anrichten könne. „Dann kommt zu typischen Schlaganfallsymptomen. Das ist ganz tückisch“, sagt Specht.
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Sollten wir Friseur- und Schönheitssalons jetzt besser ab sofort meiden?
Trotzdem heißt das nicht, dass man ab sofort Angst vor dem nächsten Friseurbesuch haben muss. Das „Beauty Parlor Stroke Syndrom“ trete sehr selten auf. Der Mediziner gibt Entwarnung: „Solange das Waschbecken gut gepolstert ist und man Kopf und Nacken nicht zu weit nach hinten dehnt, dann passiert nichts.“
Trotz allem mahnt der Allgemeiner bei allem, bei dem es zu einer Überstreckung kommen kann, zur Vorsicht: „Beim in den USA sehr populären Chiropraktiker, wo ‘mal eben etwas eingerenkt wird’, wird ein ähnlicher Mechanismus verwendet. Das kann im Zweifel brandgefährlich werden.“
Der indische Mediziner rät aus der DailyMail rät: Wenn nach einem Besuch im Friseur- oder Schönheitssalon plötzlich Taubheit, Schwäche im Gesicht, in den Armen oder Beinen, vor allem aber auf einer Körperseite, sowie Verwirrung, verschwommenes Sehen, Schwindel oder Kopfschmerzen auftreten, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.
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