Allgemeinmediziner klärt über Gefahren aufHier eine Ibu, da eine Paracetamol: Wie schnell Schmerzmittel unserer Gesundheit schaden

Die Schulterschmerzen machen einem zu schaffen, der unliebsame Kater am Morgen danach nervt, und auch die Periodenschmerzen passen so gar nicht in die Tagesplanung.
Was schafft (schnelle) Abhilfe? Klar, die gute alte Ibu. Auch eine Paracetamol-Tablette verspricht Linderung, genauso wie Diclofenac. Aber benutzen wir Schmerzmittel womöglich viel zu inflationär? Muss es immer gleich der Griff zum Medikament sein? Und wo liegen die Gefahren? Ein Experte klärt auf.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp - HIER direkt ausprobieren!
„Jeder Mensch sollte sich vor der Einnahme fragen, ob diese Tablette jetzt wirklich sein muss“
Hat man – zum Teil sehr starke – Schmerzen, nimmt man eine Schmerztablette – so weit, so logisch. In Deutschland gibt es mittlerweile 27 Millionen Schmerz-Kranke, die aufgrund unterschiedlicher Leiden Hilfe in Form von Tabletten benötigen. Menschen, deren Alltag aufgrund von chronischen Schmerzen stark eingeschränkt ist. Menschen, die sogar besonders starke Medikamente, sprich Opiate, einnehmen müssen, um Linderung zu erfahren.
Im Selbstexperiment „Schmerz lass nach“ geht Moderatorin Sophia Thomalla der Sache auf den Grund, spricht mit Betroffenen und wagt das Selbstexperiment – zu sehen ab Mittwoch, 15. November auf RTL+!
Wie gefährlich ist die Einnahme von Schmerzmitteln wirklich? Wissen wir, was wir da regelmäßig einwerfen?
Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht erklärt im RTL-Interview: „Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Schmerzempfinden. Und jeder Mensch sollte sich vor der Einnahme fragen, ob diese Tablette jetzt wirklich sein muss. Denn egal, was für ein Schmerzmittel man einnimmt: Keines sollte dauerhaft eingenommen werden!“
Heißt: Sie sind nicht für die Daueranwendung geeignet, sollten so kurz wie möglich und so hoch- beziehungsweise niedrig dosiert wie möglich eingenommen werden.
„Wer ein, zwei Wochen täglich bei akuten Schmerzzuständen eine Tablette einwirft, der bewegt sich schon im fragwürdigen Bereich. Alles, was darüber hinaus geht, würde ich infrage stellen“, sagt Dr. Specht deutlich.
Lese-Tipp: In nur zehn Minuten! Wie Schmerztabletten schneller wirken
Im Video: Tilidin - so schnell werden Teenager abhängig
Starke Suchtgefahr! Starke Schmerzmittel wie Opiate können gefährlich werden
Bekannt ist: Opiate können sehr schnell abhängig machen. Nicht nach einem, zwei Mal nehmen – aber eine sowohl psychische als auch körperliche Abhängigkeit entsteht schon nach wenigen Wochen. Eine lange Einnahme kann also sehr gefährlich werden.
In den USA wird seit Jahren gegen eine regelrechte Opioid-Krise angekämpft: Menschen, die ursprünglich „ganz normale“ Patienten waren, bekamen starke Schmerztabletten verschrieben, „für Schmerzzustände, die bei uns in Deutschland keinesfalls ausreichen würden, um Opiate verabreicht zu bekommen“. Heute seien es genau diese Patienten, die gegen eine starke Sucht ankämpfen und längst auf billigere Alternativen wie Heroin ausgewichen sind.
Lese-Tipp: „Mit jeder OP gehofft, dass es besser wird" - Irina (35) ist abhängig von Opioiden!
Der Allgemeinmediziner weiß: „In den USA waren die Ärzte sehr großzügig mit dem Verschreiben von Opiaten. Dabei geht es hier wirklich um Schmerzmittel für schwerwiegende Schmerzzustände. Fentanyl, ein synthetisches Opioid zum Beispiel, kommt eigentlich bei massiven terminalen Schmerzen, wie sie Tumor-Patienten haben, zum Einsatz. Es ist hoch dosiert, aber billiger als Morphium.“
Bei uns sehe die Lage aber zum Glück anders aus: Die Situation in Deutschland könne man nicht mit der in den USA vergleichen, so Specht.
Und: Ibuprofen, Paracetamol und Diclofenac, Schmerzmittel, die hierzulande häufig eingenommen werden, seien ganz anders in ihrer Wirkungsweise.
Eure Meinung ist gefragt!
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Darauf müsst ihr bei der Einnahme von Ibuprofen und Co. achten
„Diese Gruppe an Schmerzmitteln und Entzündungshemmern wirkt anders, sie macht keine körperliche Sucht. Ibuprofen und Co. helfen vor allem kurzfristig. Aber trotzdem kann eine gewisse psychische Abhängigkeit entstehen“, so Dr. Christoph Specht.
Dennoch dürfe man die körperlichen Nebenwirkungen nicht unterschätzen: „Einmal wird die Magenschleimhaut gefährdet, die Gefahr für innere Blutungen und Geschwüre steigt. Und dann können noch Herz-Kreislauf-Probleme entstehen“, so der Experte.
Deswegen gilt:
Paracetamol geht vor allem auf die Leber. Bei Erwachsenen sollte daher eine Höchstdosis von zwei Gramm pro Tag nicht überschritten werden. „Man hat aber auch schon Lebervergiftungen bei unter zwei Gramm festgestellt“, erklärt Specht. Bei der Dosierung bei Kindern sei besonders viel Vorsicht geboten.
Ibuprofen und Diclofenac gehen vor allem auf den Magen und bereiten Herz-Kreislauf-Probleme.
„Schmerzmittel sind so eine Sache: Wir können nicht ohne auskommen, denn die Menschen haben nun mal ihre Beschwerden. Selbst die starken Opiate darf man nicht verteufeln, weil sie Krebs-Patienten helfen, damit diese nicht leiden und unter Schmerzen sterben müssen. Aber sie sind eben Sucht auslösend und nur mit hartem, schwierigem Entzug zu therapieren und auch ,normale’ Medikamente sind dauerhaft schwierig“, sagt Specht abschließend. Da habe leider noch keiner die perfekte Lösung gefunden.
Wie bei so vielen Dingen im Leben heißt es also auch hier: Die Dosis macht das Gift!
Lese-Tipp: Zwei Ibuprofen 200 so wirksam wie eine 400er-Tablette? Experte warnt vor falscher Dosierung
Das Schmerzexperiment „Schmerz lass nach!" mit Sophia Thomalla
In der Reportage geht die Moderatorin (34) an ihre eigenen Grenzen und testet selbst aus, was Schmerzmittel mit dem Menschen machen. Dafür trägt sie unter anderem einen Knieschmerz-Simulator und nimmt Schmerzmittel und Opiate ein, um zu erleben, welche Nebenwirkungen auftreten können.