Gil Ofarim steht in Leipzig vor Gericht
Ofarim-Managerin über Schicksalsnacht: Gil kämpfte mit den Tränen!

Zwei Zeuginnen sagen zu Gunsten von Ofarim aus!
Es ist Halbzeit im Prozess um Gil Ofarim! Der Sänger hat im Oktober 2021 schwere Antisemitismusvorwürfe gegen einen Hotelmitarbeiter in Leipzig erhoben. Seit dem 7. November steht er wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung vor Gericht, denn die Staatsanwaltschaft glaubt dem 41-Jährigen nicht. Digital-Forensiker Prof. Dr. Dirk Labudde hat am vierten Tag begonnen sein Gutachten vorzutragen. Dabei hat er eine belastende Aussage gegen den Sänger getätigt. Außerdem sagt Ofarims Ex-Managerin zu Gunsten des Sängers aus.
RTL.de ist jetzt auch bei Whatsapp - HIER direkt ausprobieren!
Ex-Managerin von Ofarim: „Es war eine Extremsituation"
Am fünften Prozesstag wirkt Ofarim entspannt. Vielleicht liegt es an der ersten Zeugenaussage. Seine Ex-Managerin spricht. Sie betitelt die Zeit nach der Veröffentlichung des Instagram-Videos als „extrem“. „Ich glaube nicht, dass er mit diesen Reaktionen gerechnet hat“, so die 45-Jährige.
Dass sie nicht mehr seine Managerin sei, habe andere Gründe, betont sie. Sie könne sich nicht beklagen. Ofarim sei immer höflich und sie habe ihn nie als aufbrausend erlebt. Auf die Frage des Richters, ob der Sänger auf manche Themen sensibel reagieren würde, sagt sie nur: „Sicher, dass sei ja menschlich. Es gibt Reibereien aber nichts Außergewöhnliches.“
Vor dem Video sei das Thema Antisemitismus nie wirklich aufgekommen. Aber es begleite ihn sein Leben lang und tue ihm auch weh. Ofarim habe ihr Geschichten aus der Jugend erzählt: Beschimpfungen und Beleidigungen. Sie selbst habe so etwas nie mitbekommen. „Er kam mir sehr verletzt vor. Er wirkte sehr verletzt“, sagt sie. „Er hatte oft Tränen in den Augen“, denn: Ofarim habe ihr von Verwandten berichtet, die im Holocaust gestorben seien, das habe ihn natürlich mitgenommen und sie auch.
Lese-Tipp: Davidstern-Skandal um Gil Ofarim: Dieser mysteriöse Talisman gibt dem Sänger Kraft
TV-Produzentin hatte keinen Grund Ofarim anzuzweifeln
Die zweite Zeugin ist die TV-Produzentin, die am 4. Oktober 2021 ein Fernsehformat im MDR betreut hatte. Ofarim war dort zu Gast. Sie sagt aus, den Sänger sehr entspannt erlebt zu haben. Es soll ein reibungsloser Ablauf gewesen sein.
Nach der Produktion erreichte sie einen Anruf von seiner Managerin – da sie nicht gleich erreichbar war, rief sie Ofarims Managerin zurück. Die Produzentin erfuhr dann zum ersten Mal von dem mutmaßlichen Vorfall im Hotel.
Die 40-Jährige soll sich sehr sicher sein, dass Ofarim beim Verlassen der Produktion die Lederjacke und seine Davidstern-Kette trug. Auch als sie später selbst mit dem Musiker telefonierte – da er eine Umlegung in ein anderes Hotel forderte – hatte sie keinen Grund zur Annahme, dass Ofarim lügt. „Er musste sich zusammenreißen nicht zu weinen“, sagt die Produzentin. Er soll außerdem bedrückt gewirkt haben. Er sei komplett anders gewesen als während des Drehs.
Ofarim sei sehr ruhig und schockiert gewesen. Es sei Ofarim schwergefallen, wiederzugeben was passiert sei. Er hätte die Worte suchen müssen. „Ich hatte in dem Moment keinen Grund anzuzweifeln, was Herr Ofarim gesagt hat“, so die TV-Produzentin.
Mysteriöser Anrufer meldet sich bei der Verteidigung: „Mir ist ähnliches passiert"
Bereits am dritten Tag gab es einen mysteriösen Anruf bei der Staatsanwaltschaft. Nun meldete sich am fünften Tag ein Anrufer bei der Verteidigung – dass es sich dabei um den selben Mann handelt ist aber unwahrscheinlich. Denn: Der Mann am Telefon soll der Verteidigung mittgeteilt haben, dass er von einem halben Jahr eine ähnliche Erfahrung im Hotel gemacht habe. Mit einem jungen, schlanken Rezeptionisten, so heißt es in der Verlesung.
Der Anrufer soll den Rezeptionisten nach der Umsatzsteuernummer gefragt haben und als Antwort soll er: „Wir sind hier immer noch in Deutschland“ bekommen haben. Das sei ihm seltsam vorgekommen und er hätte zu seiner Frau gesagt: „Ach, wir sind wohl im Osten Deutschlands angekommen.“
Das zeigt das Gutachten von Digital-Forensiker Dr. Labudde
Die Digital- oder auch IT-Forensik ist vergleichsweise ein relativ neues Gebiet. Ein IT-Forensiker ist dafür zuständig, digitale Daten zu analysieren und auszuwerten. Das hat Dirk Labudde gemacht.
Am späten Nachmittag des vierten Prozesstages beginnt der Forensiker erste Analysen vorzustellen. Er hat sich alle Videoaufnahmen von Gil Ofarim aus dem Zeitraum zwischen 19.19 Uhr und 20.08 Uhr angeschaut und analysiert.
DIESE Szenen spielen eine Rolle:
Ankunft und Betreten des Hotels (19.19 Uhr bis 19.21 Uhr)
Interaktionen in der Lobby (19.22.00 Uhr bis 19.22.30 Uhr) – bis Ofarim Schlange verlässt
19.26 Uhr Ofarim reiht sich erneut in Schlange ein bis 19.41 Uhr: Ofarim ist an Rezeption
Interaktionen mit der Rezeption (19.41 Uhr bis 19.43 Uhr) – Ofarim klatscht laut der Analyse in die Hände und gestikuliert wild mit Händen, zeigt immer wieder nach hinten
Interaktionen mit Hotelmanager (19.43 Uhr bis 19.45 Uhr): Ofarim streckt Arm nach Manager aus und macht eine "Stopp"-Geste als dieser auf Ofarim zugeht, Ofarim gestikuliert stark während er sein Handy am Ohr hat
finaler Aufenthalt vor dem Hotel (19.45 Uhr bis 20.08 Uhr)
Lese-Tipp: Ofarim drohte mit Facebook und Instagram: „Da geht es Bam Bam viral“
Im Video: Prozessauftakt wegen Verleumdung - Gil Ofarim trägt Davidstern-Kette vor Gericht
Erste Einschätzung von Dr. Labudde: „Keinen hochauflösenden Davidstern zu erkennen"
Neben den Interaktionen legt Dr. Labudde sein Augenmerk auch auf die Kleidung des Sängers. Schließlich soll ermittelt werden, ob Gil Ofarim während der Interaktionen mit den Hotelmitarbeitern seine Davidstern-Kette über dem T-Shirt getragen hat und sie somit sichtbar für andere war.
Am Mittwochnachmittag hat der Digital-Forensiker mit der ersten Fragestellung begonnen: Kann dokumentiert werden, dass eine Davidstern-Kette sichtbar getragen wurde?
Dr. Labudde macht klar: Er kann keinen Davidstern hochauflösend erkennen! Allerdings gibt es ein reflektierendes Objekt im Brustbereich. Dieses sieht er auf den Aufnahmen nach dem Verlassen der Lobby (19.47 Uhr). Er beschreibt es als „zusammenhängende helle Pixel im Brustbereich“.
Auch als Ofarim auf dem Bürgersteig sitzt und sein vermutetes Instagram-Video aufgenommen hat (19.56 Uhr) sei ein reflektierendes Objekt (vermutlich Stern) deutlich registrierbar, so Dr. Labudde.
Während der Interaktion mit der Rezeption (19.43 Uhr) ist eine lange Kette mit Anhänger deutlich erkennbar, jedoch soll es hier kein „reflektierendes leuchtendes Objekt im Brustbereich" sein. Das hätte man in der Bewegung und in der Reflexion sehen müssen, erläutert der Forensiker. Daraus lässt sich schlussfolgerung: Eine Registrierung der Davidstern-Kette kann erst ab dem Zeitpunkt 19.46 Uhr erfolgen!
Debatte um den Richter - ist er befangen im Fall Ofarim?
Am vierten Prozesstag gab es eine längere Unterbrechung. Nach der Mittagspause wurde klar: Es ging um einen Befangenheitsvorwurf. Richter Stadler steht nun im Fokus. Ein Anwaltsschreiben zu seiner Aktivität im Richterbund wird als Befangenheitsantrag gewertet. Stadler ist seit 2022 politisch aktiv. Er hielt für den Richterbund einen Vortrag zum Thema Extremismus. Der Titel: „Keine Verfassungsfeinde im Staatsdienst – wie sich Rechtsstaat und Demokratie gegen Extremistinnen und Extremisten wappnen können.“
Wie dieses Schreiben gewertet wird, soll kommende Woche außerhalb der Hauptversammlung entschieden werden.
Das ist vorgefallen: Video auf Social Media sorgt für Wirbel
Es ist rund zwei Jahre her, dass der jüdische Sänger Gil Ofarim ein Video im Netz postet, das ihm später zum Verhängnis werden soll: Unter Tränen berichtet der 41-Jährige, er sei antisemitisch diskriminiert worden – von einem Mitarbeiter eines Leipziger Hotels. Laut Ofarims Version soll er ihn aufgefordert haben, den Davidstern an seiner Kette „einzupacken“. Der Musiker erstattet Anzeige.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Die Staatsanwaltschaft glaubt Ofarim nicht; nach umfangreichen Ermittlungen kommt es zur Anklage gegen den 41-Jährigen. Das Ermittlungsverfahren gegen den Hotelmitarbeiter wird eingestellt.
Lese-Tipp: Prozess-Auftakt: Gil Ofarim erscheint mit Davidstern-Kette über dem Shirt zum Prozess
Welche Strafe droht Gil Ofarim?
Zunächst gilt die Unschuldsvermutung. Bei einer Verurteilung reicht der Spielraum von einer Geldstrafe bis zu fünf Jahren Haft. Das Gericht hat bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt.
Lesen Sie auch: Ofarim bleibt bei Antisemitismusvorwürfen
Hinweis: Dieser Artikel wird laufend mit neuen Informationen aus dem Gerichtssaal aktualisiert.