Experte nach Hamburg-Drama: Darum sind Geiselnahmen so gefährlich

„Je mehr Emotionen, desto mehr Unvernunft"

von Metin Turan und Lisa Wagner

Geisel-Drama endet unblutig!
Nach 18 Stunden ist der Horror vorbei. Der bewaffnete Mann, der am Samstagabend mit seinem Auto und seinem vierjährigen Kind auf das Vorfeld des Hamburger Flughafens gerast war, hatte sich nach Verhandlungen von der Polizei widerstandlos festnehmen lassen. Was ein Experte zu den Verhandlungen sagt, sehen Sie im Video.
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Je mehr Emotionen, desto gefährlicher

„Solche Verhandlungen sind sehr schwierig, weil es sehr emotional ist“, erklärt Jurist Matthias Schranner im RTL-Interview. „Man weiß von der emotionalen Bindung vom Vater mit seiner Tochter.“ Dass es ein Verfahren um das Sorgerecht der Tochter gibt, macht die Verhandlungen mit dem Geiselnehmer noch schwieriger, betont Matthias Schranner: „Immer wenn es emotional wird, wird es auch gefährlich. Weil je mehr Emotionen, desto mehr Unvernunft.“

Emotionen aus der Situation nehmen

Die heikle Frage: Wie geht man bei Verhandlungen mit Geiselnehmern mit diesen großen Emotionen um? „Man spricht nicht über den Konflikt“, erklärt Matthias Schranner. „Man sagt nicht, dass man weit auseinander liegt und dass es schwierig ist, zu einer Lösung zu kommen. Sondern man sagt, dass man ein gemeinsames Ziel hat, eine sehr gute Lösung für alle Beteiligten zu erreichen.“ Ein wichtiges Ziel sei es, den Geiselnehmer zu beruhigen und die Emotionen aus der Situation zu nehmen.

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Polizei Hamburg: Wir haben von Anfang an auf Verhandlungen gesetzt

Tatort Hamburger Flughafen. Hier hält der 35-jährige Salman E. seine kleine Tochter in seinem Auto fest. Bis er Sonntagnachmittag aufgibt. Zuerst nimmt die Polizei das 4-jährige Mädchen entgegen, dann den 35-Jährigen fest. „Wir sind sehr froh“, erzählt Sandra Levgrün im RTL-Interview. „Wir haben von Anfang an auf Verhandlungen gesetzt, eben weil dieses 4-jährige Kind dabei war.“

Geiselnehmer rast bewaffnet auf das Rollfeld des Hamburger Flughafens

Die Geiselnahme beginnt Samstagabend gegen 20 Uhr. Mit seinem Auto durchbricht Salman E. eine Schranke, fährt übers Rollfeld des Hamburger Flughafens neben eine Passagiermaschine von Turkish Airlines. Der 35-Jährige schießt in die Luft und wirft Molotowcocktails. Polizei und SEK evakuieren Tausende Passagiere. Der Geiselnehmer hatte mit seiner Frau um das Sorgerecht der 4-jährigen Tochter gestritten und wollte das Mädchen bereits zum zweiten Mal in die Türkei entführen.

„Man kann froh sein, dass es in diesem Fall ja nur ein Familienvater war und nicht womöglich irgendwelche Terroristen, der auf das Rollfeld gerast ist“, erzählt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt im RTL-Interview. Der Experte fordert mehr Sicherheit für Flughäfen. Bereits im Juli gelangten Klimaaktivisten auf das Rollfeld des Hamburger Flughafens. „Am besten man hat zwei Zäune, die auch elektronisch überwacht werden“, ergänzt der Luftfahrtexperte.

Jetzt ermittelt der Staatsschutz, wie es zu so einer Situation überhaupt kommen konnte. Die 4-Jährige ist wieder in Obhut der Mutter - unverletzt. (mtu)

Sehen Sie im Video: Geiselnahme am Hamburger Flughafen beendet - Kind befreit