Angebliches Leck
Gazprom nimmt Gastransport durch Nord Stream 1 nicht wieder auf

Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird, anders als angekündigt, auch nach diesem Wochenende kein weiteres Gas fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitag bei Telegram mit. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt.
VIDEO: Kein Gas aus Russland - was das für uns bedeutet
Nach dreitägigem Stopp sollte ab Samstag wieder Gas durch Nord Stream 1 geleitet werden
Seit Mittwochmorgen fließt kein Gas mehr durch die zuletzt wichtigste Pipeline für russisches Gas nach Deutschland. Das war angekündigt – angebliche Wartungsarbeiten bis Samstag waren die Erklärung. Das Unternehmen hatte angekündigt, dass der Lieferstopp bis zum 2. September andauern werde. Zweifel an der Begründung für den Lieferstopp hatte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, geäußert. Jetzt erklärt Putins Gasriese Gazprom, dass die Röhren auch nach Samstag leer bleiben – wegen eines Öllecks in einer Kompressor-Station. Wann das behoben sei: ungewiss.
„Siemens Energy“, die Firma, die eigentlich die russische Pipeline wartet, erklärte am Freitagabend, dass ein derartiges Leck kein Grund für einen Lieferstopp sei. „Als Hersteller der Turbinen können wir lediglich feststellen, dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt." Die Firma sei auch aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt. "Unabhängig davon, haben wir bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen", teilt das Unternehmen mit.
Auch vor dem Lieferstopp war die Pipeline nur noch zu etwa 20 Prozent ausgelastet worden. Gazprom erklärte das ebenfalls mit technischen Problemen. Zweifel daran kamen unter anderem von der Bundesregierung. Der Kreml in Moskau schloss zuletzt auch weitere Lieferunterbrechungen nicht aus.
Russischer Gasstopp: Bundesnetzagentur betont Bedeutung von Vorsorge
Nach der Ankündigung von Gazprom, die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 vorerst nicht wieder aufzunehmen, hat die Bundesnetzagentur die Bedeutung der deutschen Vorsorgemaßnahmen betont. „Angesichts der russischen Entscheidung, vorerst kein Gas über Nord Stream 1 fließen zu lassen, gewinnen die LNG Terminals, die relevanten Speicherstände und signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung“, twitterte Behördenpräsident Klaus Müller am Freitag. „Gut, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet ist, jetzt kommt es aber auf jede/n an“, so Müller weiter.
Das weitaus meiste Erdgas erhält Deutschland inzwischen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. So flossen am Donnerstag nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 2.900 Gigawattstunden Erdgas aus diesen Ländern nach Deutschland. Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigten Lieferreduktion, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas. Die eingespeicherte Menge betrug zuletzt immer ein Mehrfaches dieser Liefermenge aus Russland. So wurden etwa am Dienstag 965 Gigawattstunden Erdgas in Deutschland eingespeichert. (kra mit dpa)