Pressekonferenz liefert neue Details zur Explosion von RatingenBrennende Rettungskräfte, Waffen, Prepper-Szene, neun Mal versuchter Mord

von Jan-Eric Kroeger

Noch immer steht Deutschland unter Schock! Die Ermittlungen zum beispiellosen Angriff auf Rettungskräfte in Ratingen laufen unter Hochdruck. Am Freitagnachmittag lieferte eine Pressekonferenz neue dramatische Details des Einsatzes.

Landrat Hendele: "Wir sind wütend auf diese Tat!"

Sichtlich bewegt nahmen am Freitagnachmittag um kurz nach 15.30 Uhr die sechs Amtsträger ihren Platz hinter den Mikrofonen im Polizeipräsidium Düsseldorf ein. Neben dem Pressesprecher der Polizei Düsseldorf, Raimund Dokter, nahmen Laura Neumann von der zuständigen Staatsanwaltschaft und Kriminaldirektorin Heike Schultz Platz. Außerdem Silke Wehmhörner (kommissarische Leiterin Polizeipräsidium Düsseldorf), Einsatzleiter Dietmar Henning, René Schubert (Leiter Feuerwehr Ratingen) und Thomas Hendele als Landrat Platz. Sie alle bemühten sich, die Ereignisse der letzten knapp 30 Stunden zu verarbeiten. Vor laufenden Kameras.

„Wir sind wütend, wütend auf diese Tat“, sagte Landrat Thomas Hendele. Die Gesellschaft könne die wachsende Gewalt gegen Polizei und Einsatzkräfte allgemein nicht länger tolerieren. Kurz darauf machten die Anwesenden weitere schockierende Details zu Tat und mutmaßlichem Täter. Brennend und mit letzter Kraft flüchteten sich die Angegriffenen demnach ins Freie. Zuvor hatte der Tatverdächtige Frank P. (deutsch, 57) den Rettungskräften ein brennendes und möglicherweise auch ätzendes Gemisch entgegengeschleudert. Danach habe er sich selbst mit einer Flüssigkeit übergossen, aber nicht gebrannt, so Einsatzleiter Henning.

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U-Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen

12.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Laura Neumann, Staatsanwaltschaft Düsseldorf, sitzt bei einer Pressekonferenz am Tisch. Einen Tag nach der schweren Explosion mit fünf lebensgefährlich Verletzten in einem Hochhaus in Ratingen bemühen sich die Ermittler, das Geschehen aufzuklären. Foto: Federico Gambarin/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Staatsanwältin Laura Neumann erklärte, der Verdächtige sitze in U-Haft wegen versuchten Mordes.
fg, dpa, Federico Gambarini

Staatsanwältin Neumann erklärte: „Der Verdächtige befindet sich in Untersuchungshaft wegen versuchten Mordes in neun Fällen. Wir sehen die dafür notwendigen Mordmerkmale der Heimtücke und der gemeingefährlichen Mittel.“ Rätselhaft: Bereits in der Vorwoche wollten Vollstreckungsbeamte einen Haftbefehl gegen den Mann in seiner Wohnung durchsetzen. Der Grund: Nicht gezahlte Bußgelder wegen Körperverletzungsdelikten. Doch er machte nicht auf, die Beamten verschwanden vorerst wieder. Rechnete der 57-Jährige am Donnerstag also mit einer Festnahme, bevor er die Explosion verursachte?

Fest steht: Nicht der Haftbefehl war der Grund für den Einsatz am Donnerstag, sondern ein nicht geleerter Briefkasten und Sorge um die Bewohner. Entgegen anderslautender Medienberichte sei Frank P., so der Name des Verdächtigen nach RTL-Informationen, sehr wohl Corona-Leugner und „Prepper“. Eine Verwechslung habe nicht vorgelegen. Und nicht nur das: Bei der Durchsuchung der Wohnung fand die Polizei PTB-Waffen, Messer, Dolche. Die Ermittler gehen von einer geplanten Tat aus: „Die Tür war verbarrikadiert, das macht man auch nicht mal so eben“, so Kriminaldirektorin Schultz.

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Gesundheitszustand der Schwerverletzten weiter kritisch

Und was sagt Frank P., der bei der Festnahme ebenfalls leicht verletzt wurde? Gar nichts. Er wolle sich nicht äußern, keinen Anwalt. Ein Pflichtverteidiger werde ihn nun trotzdem vertreten. Ziemlich sicher sei der Mann schuldfähig, ein Gutachter werde ihn in der kommenden Woche untersuchen, so die Staatsanwältin. Rätsel geben auch der Fund der in der Wohnung gefundenen Frauen-Leiche auf. Die Frau, wahrscheinlich seine Mutter, soll bereits mehrere Wochen tot gewesen sein.

Zu dem kritischen Gesundheitszustand der zwei lebensbedrohlich verbrannten Polizei- und den drei schwerverletzten Feuerwehrleuten gebe es keinen neuen Stand. Insgesamt gebe es 33 Verletzte zu beklagen. Alle Anwesenden richteten erneut ihre Anteilnahme und Genesungswünsche an die Verletzten. Und baten die Privatsphäre der Betroffenen und Familien zu respektieren.

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