90 Prozent der Menschen tragen den Erreger in sichBald Impfstoff verfügbar? Hoffnung im Kampf gegen die Kuss-Krankheit

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist weit verbreitet - mehr als 90 Prozent der Menschen weltweit tragen den Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers in sich. Nun weckt ein neuer Proteinimpfstoff Hoffnung, das Virus in den Griff zu bekommen.
Diese Symptome sind typisch für Pfeiffersches Drüsenfieber
Das EBV zählt zur Familie der Herpesviren. Die meisten Menschen infizieren sich im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Hintergrund ist, dass das EBV durch den Speichel infizierter Personen übertragen wird. Deshalb wird das Pfeiffersche Drüsenfieber auch als Kusskrankheit bezeichnet. Kleinere Kinder können sich über die Küsse der Eltern mit dem Virus anstecken. Seltener stecken sich Menschen beim Geschlechtsverkehr oder über Bluttransfusionen an. Die Inkubationszeit kann zehn bis 50 Tage betragen.
Zu den typischen Symptomen zählen Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen sowie die Schwellung der Lymphknoten. Bei Kindern wird die Erkrankung oft gar nicht erkannt, da diese keine oder sehr milde Symptome zeigen. Jugendliche und Erwachsene zeigen oft stärkere Symptome, in selten Fällen kann es zu Komplikationen wie einer Anschwellung der Milz oder einer Hirnhautentzündung kommen. In der Regel heilt das Pfeiffersche Drüsenfieber jedoch bei den meisten Erkrankten nach etwa drei bis sechs Wochen wieder aus.
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EBV kann Multiple Sklerose und Krebs auslösen
Doch weit gefürchteter als die kurzfristigen Folgen der Erkrankung sind die möglichen Spätfolgen. So kann das Epstein-Barr-Virus das Chronisches Fatigue-Syndrom (oder ME/CFS), Multiple Sklerose (MS) und Krebs auslösen. „Indem EBV die Teilung der befallenen Zellen stört, trägt es zur Entstehung von Krebs bei“, erklärt das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung die Wirkung des Virus. Bis dato gibt es keinen Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus. Laut Forschern ließen sich weltweit geschätzt zwei Prozent aller Krebsfälle mit einer EBV-Vakzine vermeiden.
Umso hoffnungsvoller stimmt das Ergebnis einer aktuellen Studie mit einem Proteinimpfstoff. Australische Wissenschaftler konnten in Versuchen mit Mäusen eine umfangreiche Immunantwort des Impfstoffs nachweisen. Einerseits hinsichtlich der Zahl der gebildeten Antikörper, anderseits auch bei den spezifischen T-Zellen, die eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr spielen. Ihre Ergebnisse haben die Forscher nun im Wissenschaftsmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
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Weitere Studien nötig
Obwohl im Rahmen der Studie nicht untersucht wurd, wie wirkungsvoll die Impfung vor einer EBV-Infektion schützt, sehen Experten in ihr einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem Impfstoff. Weitere Forschungen seien jedoch nötig: „Der nächste Schritt zur Überprüfung der präklinischen Experimente sind klinische Studien am Menschen, um zunächst die Sicherheit und dann die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten (in Kombination mit dem Adjuvans) zu testen, sowie eine qualitätsgesicherte Herstellung zu initiieren“, fasst Prof. Dr. Wolfgang Hammerschmidt, Leiter der Gruppe Genvektoren am Helmholtz Zentrum München zusammen.
Seiner Meinung nach ist es „wahrscheinlich möglich“, einen guten prophylaktischen Impfstoff gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber und seine Folgeerkrankungen zu entwickeln. Unsicher sei jedoch, ob damit auch durch das EBV ausgelöste Tumorerkrankungen verhindert werden können. Auch „ob es gelingt, die Fälle von Multipler Sklerose mit einem prophylaktischen Impfstoff zu reduzieren, bleibt abzuwarten“. (nri)
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