100 Euro pro Einwohner seit KriegsbeginnDeutschland ist mit Abstand größter Geldgeber für Putins Kriegskasse

ARCHIV - 03.05.2006, Thüringen, Eischleben: In einer Verdichterstation des Erdgasversorgers Wingas überwacht ein Mitarbeiter den Betriebsablauf. Die Anlage ist Teil der "Sachsen-Thüringen-Erdgas-Anbindungsleitung - STEGAL". Wingas ist eines der führenden Gashandelsunternehmen in Deutschland und eine 100-prozentige Tochter des russischen Erdgasproduzenten Gazprom. Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) setzt die Bundesnetzagentur als Treuhänderin für die deutsche Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom ein. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
9,1 Milliarden Euro hat Deutschland seit Kriegsbeginn für russische Energie gezahlt.
lrei fdt, dpa, Martin Schutt

Russische Energieexporte tragen zu einem extrem großen Teil zur Finanzierung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine bei. Indirekt finanzieren also Staaten, die Energie aus Russland kaufen, Putins Krieg in der Ukraine. Wie viel Geld seit Kriegsbeginn wirklich nach Russland geflossen ist, war bisher nicht klar.
Eine neue Studie hat diese Daten jetzt detailliert aufgeschlüsselt. Und es zeigt sich: Deutschland ist mit Abstand der größte Geldgeber für Putins Kriegskasse!
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63 Milliarden Euro für russische Energie

Deutschland importiert – trotz Sanktionen – immer noch einen großen Teil seiner Energie aus Russland. Auch wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck alles daran setzt, Deutschland möglichst schnell unabhängig von russischem Öl und Gas zu machen. Doch aktuell finanzieren auch wir den Krieg von Putin mit, denn in die militärische Aufrüstung Russlands geht ein großer Geldanteil der Einnahmen aus den russischen Energieexporten.

Eine aktuelle Studie der unabhängigen Forschungsstation „Centre for Research on Energy and Clean Air“ (CREA) macht nun eindrücklich deutlich, wie viel Geld Russland durch fossile Energieexporte wirklich seit Kriegsbeginn eingenommen hat.

Im Vergleich zu den Vorjahren sind diese Einnahmen sogar noch gestiegen: Insgesamt 63 Milliarden Euro hat Russland im Zeitraum 24. Februar bis 24. April eingenommen, so die Studie.

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Rechnung: 100 Euro pro Deutscher gingen seit Kriegsbeginn an Russland

Von den 63 Milliarden Euro für Energieexporte erhielt Russland 71 Prozent aus der EU, also in etwa 44 Milliarden Euro. Mit Abstand größter Energieimporteur russischer Energie ist dabei Deutschland mit 9,1 Milliarden Euro:

  • 6,4 Milliarden Euro für Pipeline-Gas,

  • 2,0 Milliarden Euro für Rohöl,

  • 644 Millionen Euro für Ölprodukte und

  • 92,6 Millionen Euro für Kohle.

Abnehmer russischer Kohle ist laut Studie beispielsweise RWE. Rechnet man diese Ausgaben einmal auf einen Tag oder pro Kopf um, wird die Zahl noch einmal etwas deutlicher: Die Ausgaben entsprechen ca. 150 Mio. Euro pro Tag bzw. insgesamt mehr als 100 Euro pro Einwohner in Deutschland seit Kriegsbeginn.

„Fortgesetzte Energieimporte sind die größte Lücke in den gegen Russland verhängten Sanktionen. Jeder, der diese fossilen Brennstoffe kauft, macht sich mitschuldig an den abscheulichen Verletzungen des Völkerrechts durch das russische Militärs", sagte Lauri Myllyvirta, leitender Analyst bei CREA.

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Liste Importeure von russischer Energie seit dem 24. Februar.
Das sind die größten Importeure von russischer Energie seit Kriegsbeginn.
RTL, Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA)

EU-Energieembargo hätte große Auswirkungen auf Russland

Deutschland belegt Platz eins der Energieimporteure sogar mit großem Vorsprung, gefolgt von Italien (6,9 Mrd. Euro), China (6,7 Mrd. Euro), den Niederlanden (5,6 Mrd. Euro), der Türkei (4,1 Mrd. Euro) und Frankreich (3,8 Mrd. Euro).

Laut der Studie hätte ein Importstopp russischer Energie in diesen EU-Ländern einen großen Effekt auf Russland. Schon jetzt zeige sich, dass Rohöllieferungen aus Russland an ausländische Häfen in den ersten drei Aprilwochen um 20 Prozent zurückgegangen sind, verglichen mit den beiden Monaten vor dem Angriff. Zwar seien dadurch andere Länder, wie Indien oder Ägypten mehr in den Fokus gerückt, doch den Rückgang der Exporte aus der EU konnte Russland so nicht komplett ausgleichen.

"Wir ermutigen alle Regierungen und Unternehmen, die russische fossile Brennstoffe kaufen, ihre Käufe zu beenden [...]. Alle Importe fossiler Brennstoffe können mittelfristig durch saubere, nicht-fossile Energie und Energieeffizienzmaßnahmen ersetzt werden, wenn wir heute damit beginnen,“ erklärt Lauri Myllyvirta, leitender Analyst der Studie. (khe)

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