Ihre Babys sollen an seltener Genkrankheit gestorben sein

„Schlimmste Kindermörderin Australiens“: Kathleen Folbigg saß 20 Jahre unschuldig im Knast

Sie verlor ihre Kinder und musste dafür auch noch ins Gefängnis!
Sie galt lange als „schlimmste Kindermörderin Australiens“, doch jetzt wurde sie begnadigt. Neue Beweise deuteten darauf hin, dass Kathleen Folbigg ihre vier Kinder doch nicht getötet hat.

Der Fall Kathleen Folbigg: Die Australierin wurde beschuldigt, ihre Kinder erstickt zu haben

Die heute 55-Jährige wurde nach 20 Jahren Gefängnis begnadigt. 2003 trat sie ihre 30 Jahre lange Haftstrafe wegen Mordes an, da sie beschuldigt wurde, ihre vier Kinder getötet zu haben. Sie hätte mindestens bis 2028 hinter Gittern bleiben müssen, doch eine neue Beweisaufnahme sorgte dafür, dass die Australierin bereits jetzt wieder in Freiheit ist. Kathleen Folbigg plädierte damals schon auf „nicht schuldig“.

Kathleens Kinder, Laura, Sarah, Caleb und Patrick sind alle im Zeitraum von 1989 und 1999 im Alter zwischen 19 Tagen und 19 Monaten verstorben. Die Staatsanwaltschaft warf ihr damals vor, dass sie ihre Kinder erstickt haben soll. Eine neue Beweislage ändert ihre Situation jedoch drastisch.

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Neue Beweise: Eine Genmutation soll die wahre Todesursache gewesen sein

05.06.2023, Australien, Sydney: Michael Daley, Generalstaatsanwalt von New South Wales, spricht bei einer Pressekonferenz über den Sonderuntersuchungsausschuss zur Verurteilung von Kathleen Folbigg. Folbigg war 2003 für schuldig befunden worden, ihre vier Kinder getötet zu haben. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse hätten nun aber ergeben, dass die zwei Jungen und zwei Mädchen möglicherweise wirklich eines natürlichen Todes gestorben seien, wie Folbigg stets behauptet hatte, sagte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates New South Wales, Michael Daley. Foto: Bianca De Marchi/AAP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Generalstaatsanwalt Michael Daley spricht in einer Pressekonferenz über die Begnadigung von Kathleen Folbigg.
bdm nwi, dpa, Bianca De Marchi

Nach neuen Erkenntnissen gehen Wissenschaftler nun davon aus, dass die Kinder an einer seltenen Genkrankheit gestorben sind, erklärt der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates New South Wales, Michael Daley.

Die neue Untersuchung war eingeleitet worden, nachdem festgestellt wurde, dass die Frau ihren beiden Töchtern eine seltene genetische Mutation vererbt hatte, berichtet die dpa. Die Mutation kann dazu führen, dass es zu Herzrhythmusstörungen und dann zum plötzlichen Tod kommt. Bei den beiden Söhnen wurde ebenfalls eine Genmutation gefunden, die bei Mäusen mit plötzlich auftretender Epilepsie in Zusammenhang steht. Durch eine Petition, die etwa 100 Wissenschaftler und Ärzte unterstützten, wurde der Fall neu aufgerollt. Es wurden mögliche medizinische Gründe für jeden der vier Todesfälle aufgeführt.

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Verurteilung von Kathleen Folbigg: Tagebücher spielten eine Rolle

Der ursprüngliche Prozess im Jahr 2003 war ein reines Indizienverfahren, bei dem sich die Experten nicht einig waren, berichtet die dpa. Damals hielt die Anklage es für unwahrscheinlich, dass die vier Kinder in kürzester Zeit auf natürliche Weise starben.

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Ihre Tagebucheinträge wurden Kathleen Folbigg zum Verhängnis. Sie wurden als Schuldeingeständnis gewertet. Dort hieß es zum Beispiel über ihre Tochter Laura: „Ich bin sehr deprimiert, wütend und aufgewühlt. Ich habe es getan. Ich bin ihretwegen durchgedreht“, so Folbigg im Jahr 1999. Nun werden diese Einträge als Ventil einer trauernden und verzweifelten Mutter gewertet, die einfach nicht mehr weiterwusste und sich selbst die Schuld gab.

Kathleen Folbigg ist „so glücklich“, wieder zu Hause zu sein

Auch wenn sie weiß, dass „man nicht einfach mit dem Zauberstab wedeln kann und alles ist wieder, wie es war“ ist Kathleen Folbigg „so glücklich“, endlich wieder heimkehren zu können, berichtet The Guardian. Die 55-Jährige wird sehr wahrscheinlich für ihre Zeit im Gefängnis eine Entschädigung in Millionenhöhe einfordern. „Entschädigung ist eine Angelegenheit, die wir zu gegebener Zeit mit dem Staat besprechen werden“, sagt Kathleens Freund und Unterstützer Peter Yates der Zeitung. (amp)

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