Gefährliche Alltagsgegenstände verschluckt? Was Eltern wissen sollten
Krankenhaus schickt Kind (1) weg - doch in seinem Körper tickt eine Zeitbombe
Einmal kurz nicht hingeguckt, schon steckt sich das Kind einen scharfkantigen Schlüssel, spitze Lego-Steine oder andere gefährliche Dinge in den Mund. Kommt Ihnen das bekannt vor? In den allermeisten Fällen geht das neugierige Genuckel gut aus, doch im Falle eines Mädchens aus Australien hat ein kurzer Moment der Unachtsamkeit zu inneren Verätzungen geführt. Die einjährige Amity Buchanan hatte eine Knopfbatterie verschluckt – und musste anschließend ins künstliche Koma versetzt werden. Die dramatische Geschichte und wie Eltern im Notfall reagieren sollten.
Eine Knopfbatterie verätzte Amitys (1) Speiseröhre
Amity Buchanan wurde am 13. März mit Erbrechen, Würgen, ständigem Schlucken und Sabbern in das Mackay Base Hospital in Australien gebracht. Weil der Arzt nur auf eine Magenverstimmung wegen etwas verschlucktem Styropor tippte, machte er keine Röntgenaufnahme – und schickte Eltern und Kind wieder nach Hause.
Ein Fehler, wie sich später herausstellte. Denn: Amitys Zustand verschlechterte sich über Nacht, sodass der Allgemeinmediziner, den die Familie um Hilfe bat, sie erneut in die Notaufnahme schickte und ihnen riet, eine Röntgenaufnahme zu verlangen.
Zum Glück! Denn es stellte sich heraus, dass eine verschluckte Knopfbatterie bereits ein acht Zentimeter großes Loch in die Speiseröhre des Kindes gebrannt hatte. Nach einer zweistündigen Operation wurde die kleine Amity schließlich ins Krankenhaus in Brisbane geflogen und dort ins künstliche Koma versetzt.
Am Donnerstagabend dann die erlösende Nachricht: Amity ist aus dem Koma aufgewacht und atmet selbstständig, wie „Daily Mail“ berichtet. Wie sich die Verätzung langfristig auf ihre Gesundheit auswirkt, bleibt allerdings abzuwarten. Das Mädchen darf in den kommenden vier bis sechs Wochen nichts essen, es wird über eine Sonde ernährt.
Das Krankenhaus erklärt die nicht gemacht Röntgenaufnahme damit, dass die erste Vermutung war, dass das Kind Styropor verschluckt hatte, was beim Röntgen nicht zu erkennen gewesen wäre. „Wir führen nicht routinemäßig Röntgenuntersuchungen bei Kindern durch, die einen radiotransparenten Fremdkörper verschluckt haben, wenn ihr klinischer Zustand normal ist“, heißt es weiter.
Fünfjähriger Junge hat schlimmen Husten - aber niemand macht etwas
Auch bei einem Jungen aus Paraquay führte ein fremder Gegenstand zu schweren Verletzungen. Der Fünfjährige hatte unbemerkt eine Metallfeder verschluckt, lebte drei Monate lang mit dem Gegenstand in seiner Lunge.
Im Dezember vergangenen Jahres bekommt der kleine Junge plötzlich einen schlimmen Husten. Als der nach drei Monaten immer noch nicht besser ist, gehen seine Eltern mit ihm ins Krankenhaus. Die Ärzte untersuchen den Jungen, führen verschiedene Tests durch. Nach dem Röntgen dann der Schock: In der Lunge des Fünfjährigen steckt eine Metallfede! Der Fünfjährige kommt sofort als Notfall in eine Klinik für Atemwegserkrankungen, am nächsten Morgen wird die Feder entfernt. Die Operation ist kompliziert: Weil die Feder so lange in der Lunge war, hat sie dort Schaden angerichtet, die Lungenleistung des Jungen ist bereits deutlich reduziert.
Doch der behandelnde Arzt Dr. Morinigo ist zuversichtlich, mit der Zeit wird sich der Zustand wieder bessern. Der Mediziner versteht nicht, warum die Eltern nicht früher gehandelt haben. „Drei Monate mit Husten“, schreibt er in einem Social Media Post. „Er wurde vorher nicht zum Arzt gebracht. Armes kleines Ding.“ Er appelliert an alle Eltern, aufmerksam zu sein – wenn ein Problem dauerhaft ist, sollten sie mit dem Kind einen Arzt konsultieren.
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Aus Versehen verschluckt! Kleine Batterie explodiert in Dylans (2) Bauch
Bei Dylan Alejandro aus Mexiko ist eine ähnliche Situation sogar noch übler ausgegangen. Wegen einer unbemerkt verschluckten Batterie kämpfte der zweijährige Junge aus Cananena (Nord-Mexiko) um sein Leben. Was war passiert? Die Eltern ahnen zunächst nichts Böses, aber als ihr Sohn starke Atembeschwerden bekommt, bringen sie Dylan ins Krankenhaus. Wie „MSN“ berichtete, sind die Ärzte zunächst ratlos, was dem Jungen fehlt – bis ein Röntgenbild zeigt, dass der Kleine eine Batterie verschluckt hat. Die tragische Konsequenz: Im Magen ist das Teil durch eine chemische Reaktion mit der Magensäure „explodiert“.
Die Chemikalien verätzen die Lunge und Speiseröhre des Zweijährigen, Dylan schwebt in Lebensgefahr, doch das Krankenhaus kann ihm nicht helfen, da dort die Ausstattung fehlt. Daher muss der Junge in ein 200 Kilometer entferntes Krankenhaus verlegt werden. Dort angekommen wird sofort operiert, aber sein Zustand bleibt kritisch. Als wäre das nicht schon genug, folgt der nächste Schock: Dylans Eltern haben keine Krankenversicherung. Die Mutter des Jungen setzt alles daran, dass ihr Sohn die nötige medizinische Versorgung bekommt und startet einen Aufruf in den sozialen Netzwerken. Und tatsächlich: Viele wollen helfen und spenden der Familie Geld. Immer noch kämpft Dylan um sein Leben, seine Mutter weicht ihm dabei nicht von der Seite.
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Batterien verursachen Verätzungen und Verbrennungen im Körper
Die kleinen, leistungsstarken Batterieknopfzellen gehören mit zu den gefährlichsten Gegenständen, die Kinder verschlucken können. Nach dem Verschlucken entladen sie sich in wenigen Minuten, was in der Speiseröhre zu schweren Verbrennungen und Verätzungen führen kann. Es bleibt wenig Zeit, um schwere Folgeschäden zu verhindern. Die Gefahr: Wegen ihrer Form erinnern die Batterien an Bonbons, weshalb sie schnell im Kindermund landen.
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Konin (2) verschluckt magnetische Kugeln: Not-OP!
Zu schweren Schäden kann auch das Verschlucken von kleinen Magnetkugeln führen – eine Situation, in die der zweijährige Konin aus Orlando (USA) geriet. Mit den Kugeln kann man verschiedene Figuren und Formen basteln, in einem kleinen Kinderkörper sind sie lebensgefährlich. Dr. Christoph Specht: „Darmschlingen können sich verlegen und verschließen. Dann hat man keine Darmpassage mehr. Das ist ein medizinischer Notfall. Denn: Der Darm wird löchrig, Darminhalt und damit auch Bakterien treten in die Bauchhöhle aus.“ Bis das passiert, bleiben nur ein paar Stunden für eine Notoperation. Bei Konin ging die Sache zum Glück gut aus: Die Ärzte konnten sein Leben retten und entfernten 16 dieser Kugeln aus seinem Körper.
IM VIDEO: Alisa verschluckte als Kleinkind eine Knopfbatterie
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Batterie oder Bonbon? Vorsicht bei bunten Kleinteilen!
Generell gilt festzuhalten, dass Gegenstände, die in Form und Farbe an Süßigkeiten erinnern, außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden sollten. Das gilt vor allem für Waschmittel-Tabs – 500 Vergiftungsfälle pro Jahr gibt es, weil sich Kinder die bunten Päckchen in den Mund stecken.
Lese-Tipp: Vergiftungen bei Kindern – So verhalten Sie sich richtig
Birgit Knoll ist Krankenschwester und weiß genau, was alles in Kinderkörpern landen kann: „Stiele von Lutschern, Ketten, diverse kleine Spielzeuge, Ohrringe, Fingerringe, Bleistifte – alles, was man sich vorstellen kann.“ Sie appelliert an die Eltern, aufmerksam zu sein und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
Gefährliche Dinge im Haushalt: Eine Faustregel für Eltern
Kleine, spitze Teilchen wie Kleinteile von Lego oder Playmobil können beim Verschlucken zu Verletzungen in der Darmwand oder der Speiseröhre führen. Auch Gegenstände mit glatter Oberfläche, wie beispielsweise Murmeln, werden schnell verschluckt und können in die Luftröhre gelangen.
Eine Faustregel, die sich Eltern verinnerlichen sollten: Gegenstände, die durch das Loch in der Mitte einer Klorolle passen, außerhalb der Reichweite von Babys und Kleinkindern aufbewahren. Dazu gehören auch:
- klein geschnittenes, hartes Obst
- Erdnüsse
- Weintrauben
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Was tun, wenn sich ein Kind verschluckt hat?
Ein plötzlicher auftretender Husten oder Würgereiz können Anzeichen dafür sein, dass das Baby etwas verschluckt hat. Läuft das Gesicht des Babys oder Kindes blau an, besteht Erstickungsgefahr. Achtung! Eine Beatmung darf erst erfolgen, wenn der Gegenstand entfernt wurde.
Wenn ein Gegenstand oder ein Lebensmittel die Atemwege blockiert, sollten Sie möglichst schnell reagieren, denn jede Sekunde zählt.
- Den Krankenwagen rufen! Bis die Rettungskräfte eintreffen, versuchen Sie Folgendes:
- Setzen Sie sich mit geschlossenen Beinen auf einen Stuhl und legen Sie Ihr Kind mit dem Gesicht nach unten auf Ihren Schoß. Achten Sie dabei darauf, dass der Oberkörper Ihres Kindes auf Ihren Knien liegt.
- Schlagen Sie Ihrem Kind mit der Hand ein paar Mal vorsichtig auf die Rückenmitte.
- Sollte dieses Vorgehen nicht helfen, drehen Sie Ihr Kind herum, sodass es mit dem Gesicht nach oben liegt und klopfen Sie nun ein paar Mal mit der Handmitte auf den Brustkorb. Weitermachen, bis die Rettungskräfte da sind.
Sollte sich der Zustand nach fünf Schlägen nicht verbessern, dann versuchen Sie es mit dem Heimlich-Handgriff (Hier erklären wir, wie er funktioniert).
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Gehen Sie mit Ihrem Kind zum Arzt!
Auch wenn Sie den Gegenstand erfolgreich entfernt haben, sollten Sie später mit Ihrem Kind zum Arzt gehen. Dieser sollte überprüfen, ob noch Lebensmittelreste in der Lunge sind oder ob möglicherweise Verletzungen im Bauchraum verursacht wurden. (fge/pdr/sli/akr)