Operation hat ihr Leben verändertAnna (25) ließ sich Bein abnehmen: "Ich habe die Amputation nicht einen Tag bereut!"

Anna Osicki ist erst 25 Jahre alt und musste bereits eine Entscheidung treffen, die viele von uns womöglich in eine tiefe Sinnkrise gestürzt hätte. Nach jahrelangen Beschwerden fasste sie gemeinsam mit ihren Ärzten letztes Jahr den Entschluss: Ich lasse mir mein Bein abnehmen. Unzufriedenheit? Reue? Fehlanzeige! Nach der Operation ist die junge Frau aus Nürnberg motivierter als je zuvor, blickt positiv in die Zukunft. Auch ein Jahr später hat sich an dieser bemerkenswerten Einstellung kaum etwas verändert. „Das war das schönste Jahr überhaupt“, erzählt sie im RTL-Interview. Warum? Das hat sie uns ebenfalls erzählt.
Anna nach Amputation: "Das war das schönste Jahr meines Lebens!"
Aufstehen, zur Toilette gehen, die Kaffeemaschine anschmeißen, mit dem Hund spazieren oder joggen gehen – so oder so ähnlich dürfte die Morgenroutine vieler Menschen aussehen. Haben Sie sich dabei jedoch schon mal gefragt, wie selbstverständlich wir das eigentlich nehmen? Unsere Beine bringen uns genau an den Ort, an dem wir sein wollen. Wenn man jahrelang Schmerzen hat, dass man sogar den Entschluss fasst, sich ein Bein abnehmen zu lassen, dann wird aus einer vermeintlich banalen Alltäglichkeit eine große Sache. Anna Osicki aus Nürnberg kann davon ein Lied singen. Doch trotz ihres Schicksalsschlags und der lebensverändernden Operation hat sie sich nie unterkriegen lassen. Im Gegenteil!
„Meine Amputation ist jetzt so ziemlich genau ein Jahr her. Und ich kann sagen, dass das das schönste Jahr überhaupt war! Ich bin noch immer sehr happy mit meiner Entscheidung, denn ich konnte das Leben noch einmal neu kennenlernen“, sagt die 25-Jährige gegenüber RTL. Auch wenn privat und auch mental viel passiert sei, wachse sie mit den Herausforderungen und fange mit den kleinen Dingen an. Nachdem sie ihre langersehnte Beinprothese erhalten hat, musste sie das Laufen neu erlernen und wieder von vorn anfangen. Anstatt die Sache demotiviert anzugehen, hat sich Anna stets auf das Positive fokussiert: „Ich war einfach nur froh und dankbar darüber, dass ich überhaupt wieder gehen konnte und keine Schmerzen mehr hatte. Denn das konnte ich vorher, mit meinem steifen Bein nicht annähernd so gut.“
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Was Anna noch alles unternommen hat? Auch wenn es zunächst etwas schwierig war mit einem Bein: Sie ist Einrad gefahren, um die halbe Welt gereist, hat sich in Stand-up-Paddling versucht und insgesamt so viel Neues gemacht, dass sie gar nicht wisse, wo sie anfangen solle, erzählt sie. Und der mit Abstand schönste Moment? „Als ich einfach drauf loslaufen durfte. Vor einer Woche durfte ich eine Sportprothese testen und ich bin einfach gerannt. Dabei ist mir bewusst geworden, was ich verloren – und aber wieder neu dazugewonnen habe. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper, denn das war das, was mir noch gefehlt hat“, erzählt die Nürnbergerin. „Darauf habe ich so lange gewartet. Und ohne die Amputation hätte ich so nicht laufen können. Da wusste ich: ‘Jetzt bin ich im Leben angekommen!’“
Anna blickt einer rosigen Zukunft entgegen
Auch mit Social Media hat sie weiter gemacht, ihr Account auf Instagram ist noch größer geworden. Sie motiviert Menschen, aber umgekehrt natürlich auch: „Ich habe eine solch liebe Community, auch meine Follower erzählen mir regelmäßig ihre Geschichten. Der Austausch freut mich sehr.“
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Doch woher nimmt Anna eigentlich ihre mentale Stärke? „Ich denke schon oft über die Vergangenheit nach. Aber nicht im negativen Sinne, ich vergleiche das eher. Im Prinzip ist es jetzt genauso wie vorher.“ Die 25-Jährige erklärt, dass einige Dinge zwar mit mehr Planung verbunden seien, zum Beispiel, ob die Prothese passt oder sie in nächster Zeit angepasst werden muss, aber sonst gehe es ihr gut, die Amputation habe sie nicht einen Tag bereut. Mit ihrer großen Stütze, Freund Patrick (25), ist Anna noch immer zusammen. Und: Bald geht’s in Richtung erste gemeinsame Wohnung! Ein neues Abenteuer steht also auch schon in den Startlöchern.
Und auch in Bezug auf Annas endgültige Prothese könnte es bald gute Neuigkeiten geben: „Noch teste ich ja verschiedene Prothesen, die immer wieder beim Techniker angepasst werden müssen. Wir wollen einfach, dass ich das bestmögliche Gefühl bekomme. Sie wurde jetzt zum Glück genehmigt, meine finale Probeprothese habe ich schon und dann sitzt hoffentlich bald alles.“

Im Video: Wie es zu Annas Amputation kam
Was sich Anna für ihre Zukunft wünscht
Die gelernte Krankenschwester hat allerdings noch einen Herzenswunsch, der sich bisher noch nicht erfüllen konnte: „Ich würde liebend gerne wieder als Krankenschwester arbeiten. Doch den Alltag als Schwester kann ich aktuell nicht bewältigen, weswegen ich momentan auch nicht arbeite.“ Erst einmal, so erzählt sie, müsse sie nämlich ihre finale Beinprothese bekommen, die ihr am Ende auch zu hundert Prozent passt. „Selbst dann wird sich aber erst noch herausstellen, ob ich die Arbeit auf Station schaffe oder ob ich überhaupt darf. Im Notfall kann ich nämlich trotz allem nicht rennen – und das sind alles so Punkte, die man beachten muss. Das Wohl vom Patienten geht da natürlich vor.“ Sie liebe den Beruf, möchte Menschen helfen und unbedingt wieder zurückkommen. „Ich wäre dankbar dafür, wenn es klappt.“
Am Ende hat Anna schließlich schon einmal – und sie tut es noch immer – bewiesen, dass auch schlechte Momente sich zum Guten wenden können, wenn man nur positiv bleibt und nicht aufgibt. „Zu kämpfen lohnt und zahlt sich immer aus.“