Schleichendes Vergessen
Alzheimer-Forschung: Bringt ein Bluttest den Durchbruch?
Über die Faktoren, die zu einer Alzheimer-Erkrankung führen, sind sich Forscher nach wie vor nicht einig. Ein Bluttest könnte jedoch schon in naher Zukunft Aufschluss darüber geben, ob eine Person daran erkranken wird – viele Jahre im Voraus. Aber warum sollte man das wissen wollen? Schließlich gilt die Krankheit bisher als unheilbar. Was dabei genau passiert und warum Alzheimer so zerstörerisch im Gehirn wirkt, sehen Sie im Video.
Bluttest spart nicht nur Kosten, sondern auch Leid
Der Bluttest, der jetzt von US-Forschern im Fachjournal „Neurology“ vorgestellt wurde, ist nicht der erste Vorstoß in Sachen Alzheimer-Früherkennung: Auch deutsche Wissenschaftler arbeiten seit längerer Zeit an einer ganz ähnlichen Methode. Beide Ansätze basieren auf der Beobachtung, dass sich bei betroffenen Patienten ein bestimmtes Eiweiß im Gehirn ablagert, dort Klumpen bildet und so Nervenzellen zerstören kann. So nimmt die Funktionsfähigkeit immer mehr ab, und es treten die typischen Symptome auf, darunter Gedächtnisschwäche, Verwirrung und starke Stimmungsschwankungen.
Bisher waren Gehirn-Scans oder die Untersuchung des Nervenwassers im Bereich der Wirbelsäule die einzigen Methoden, um das übermäßige Vorkommen des Proteins namens Amyloid festzustellen. Beides ist nicht nur mit hohen Kosten verbunden, sondern auch für die Patienten sehr unangenehm. Mit dem Bluttest könnten die Eiweiß-Klumpen zukünftig ohne großen Aufwand innerhalb kürzester Zeit aufgespürt werden.
„Man kann Patienten nichts anbieten“
Doch bis auf Weiteres ist die neue Methode ausschließlich für die Forschung wichtig, wenn es „um die Erprobung und die Wirksamkeit von Medikamenten geht“, so Prof. Dr. Notger Müller, Arbeitsgruppenleiter im deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen in Leipzig. „In der klinischen Routine werden die Tests in absehbarer Zeit keine Rolle spielen: Einmal, weil sie nicht hundertprozentig genau sind, und der wichtigere Grund ist, weil man den Patienten dann keine Therapie anbieten kann, die eine Heilung bringen würde.“
Im Video: Demenz - was ist das?
Alzheimer-Risiko senken – mit Tanzen
Direkt vorbeugen kann man einer Alzheimer-Demenz nicht, mit einer gesunden Lebensweise kann das jedoch vermindert werden. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und „Gehirnsport“ sind hier die wichtigsten Pfeiler – und im Idealfall alles auf einmal. Prof. Dr. Müller erklärt: „Man sollte möglichst eine Kombination von verschiedenen Aktivitäten haben – nicht nur Sport machen, nicht nur Kreuzworträtsel lösen, sondern viele Dinge gleichzeitig.“
Eine geeignete Methode, die auch noch Spaß macht, ist Tanzen: „Wenn man neue Schritte lernt, muss man beides machen: sich bewegen und nachdenken. Zusätzlich haben Sie noch eine soziale und emotionale Komponente. Deshalb glauben wir, dass solche Beschäftigungen besonders geeignet sind, um das Demenzrisiko zu senken“, so der Spezialist.