Pfleger spricht sensibles Thema an„Schäme mich ehrlich gesagt sehr“– Ricardo Lange (43) kämpft mit Hautkrankheit

Dieser Mann traut sich was!
Wir kennen Intensivpfleger Ricardo Lange (43) seit der Corona-Pandemie, in der er regelmäßig auf Missstände im Gesundheitswesen aufmerksam gemacht hat. Doch mit diesem Foto an die Öffentlichkeit zu gehen, ist dem Berliner zunächst nicht leichtgefallen. Auf welches Problem er jetzt aufmerksam machen will, hat er uns im RTL-Interview erzählt.
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„Wollte ehrlich sein”: Pfleger öffnet sich auf Instagram

Spätestens seit Pfleger Ricardo Lange 2020 an der Seite des damaligen Gesundheitsministers Jens Spahn in der Bundespressekonferenz gesessen und Klartext über das Coronavirus gesprochen hat, kannte ihn ganz Deutschland! Danach trat der Berliner immer wieder in TV-Talkshows auf, war in allen Medien präsent und wurde berühmt.

Im RTL-Interview schildert er nun, dass er aber noch nie so viel Aufmerksamkeit bekommen hat, wie für seine Instagram-Story zur Hautkrankheit Rosacea. „Für Reels und andere Posts habe ich die Rosacea immer überschminkt. Ich habe das Make-up meiner Freundin und Instagram-Filter genutzt. Doch es wurde immer schlimmer und nichts half mehr“, schildert Ricardo Lange.

Also habe er den Entschluss gefasst, sich mit seinem ungeschminkten Gesicht zu zeigen. Er wolle zeigen, „dass nicht immer alles glattläuft. Ich wollte ehrlich sein.“ Einfach sei dieser Schritt jedoch nicht gewesen.

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Pfleger genervt: „Werde häufig gefragt, ob ich mich schäme“

Dabei ist Rosacea gar nicht mal selten.

Allein in Deutschland sind nach Schätzungen des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD) rund zehn Millionen Menschen davon betroffen. Trotzdem ist die besonders ausgeprägte Symptomatik vielen Patienten unangenehm. Das ist auch bei Ricardo Lange der Fall.

„Ich schäme mich ehrlich gesagt sehr dafür. In dieser oberflächlichen Gesellschaft ist das Gesicht der Hauptpunkt.“ Auch auf Social Media sei Makellosigkeit immer noch omnipräsent. Mit seinem Tabubruch habe er auch anderen Betroffenen zeigen wollen, dass er nicht perfekt ist. Sein rotes Gesicht sei in Thema, auf das Lange oft angesprochen wird, wenn er es offen zeigt. Doch nicht wenige Reaktionen haben den resoluten Pfleger verärgert. „Vielen fehlt es hier an Sensibilität. Ich werde häufig gefragt, ob ich mich schäme, weil mein Gesicht so rot ist. Das geht mir auf den Keks“, kritisiert Lange.

Schließlich seien die Symptome oft genug schon schwer auszuhalten. Seit 2020 habe sich die Hauterkrankung bei ihm plötzlich stärker gezeigt und sei regelmäßig aufgeblüht. „Wenn die Sonne stark scheint und ich Stress habe, körperlich oder seelisch, dann tritt meine Rosacea besonders stark auf.“

Die Hautkrankheit zeigt sich dann optisch als starke Rötung im Gesicht. Bei Lange kommen noch andere Symptome dazu.

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Ricardo Lange: „Man glaubt gar nicht, wie sehr Rosacea wehtun kann“

„Oft habe ich dann Schmerzen im Gesicht. Man glaubt gar nicht, wie sehr Rosacea wehtun kann! Die ganze Haut brennt. Und an der Stirn oder den Wangen bilden sich Verhärtungen und Knoten. Manche Stellen werden schuppig und es kommt zu Juckreiz“, schildert Lange.

Durch seinen Beruf muss er zudem ständig einen Mundschutz tragen, was seine Symptome im Gesicht wohl zusätzlich verstärkt. Doch als er letzte Woche am Telefon einen Termin beim Hautarzt ausmachen will, um akut Hilfe zu erhalten, bietet ihm das Praxisteam erst einen Termin für Dezember oder Januar an.

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Ricardo Lange prangert Zwei-Klassen-Medizin an

Als Lange dann wegen seiner starken Beschwerden anbietet, den Termin privat zu zahlen, funktioniert es plötzlich besser.

Er bekommt einen Hautarzttermin am nächsten Morgen um 8:10 Uhr angeboten. Ein Szenario, das er scharf kritisiert. „Nicht jeder kann sich das leisten und 79 Euro beim Hautarzt extra zahlen. Ich prangere das an, das kann so mit der Zwei-Klassen-Medizin nicht weitergehen, hier muss sich etwas ändern“, fordert der Intensivpfleger.

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Wie kommen Kassenpatienten frühzeitig an Termine?

Auch Dr. Uwe Schwichtenberg vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen und mit eigener Praxis in Bremen kennt das Terminproblem.

Leider habe er aufgrund der Gesetzeslage gar nicht die Möglichkeit, immer zeitnah Termine zur Verfügung zu stellen. „Hier regiert das Bundesgesundheitsministerium in die Praxis hinein. Wir Hautärzte sind in der Terminvergabe nicht so frei, wie wir es gerne wären. Bei uns ist täglich schon ein ganzer Schwung an Terminen weg, der zum Beispiel von Patienten mit starker Schuppenflechte oder Rosacea genutzt wird, die regelmäßig kommen müssen. Und dann gibt es weitere Terminslots, die wir für Hausarztvermittlungsfälle und die Terminservicestelle freihalten müssen“, erklärt der Dermatologe.

Daher rät der Arzt Kassenpatienten, die kurzfristig einen Termin benötigen, dazu, den „Hausarztvermittlungsfall auszulösen“.

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„Das heißt, Sie rufen bei Ihrem Hausarzt an und der kann einen freien Termin beim zuständigen Facharzt vermitteln“, rät der Dermatologe. Eine weitere Möglichkeit sei über den Patientenservice und die Telefonnummer 116117 die Beschwerden zu schildern und dann Termine und somit Hilfe zu bekommen. „Der Haken ist allerdings, dass das nicht der Facharzt Ihrer Wahl ist, aber Sie bekommen in dringenden Fällen dann sogar noch am selben Tag einen Termin“, weiß der Dermatologe.

Pfleger kämpft mit Rosacea-Symptomen und Krebsvorstufe

Als Ricardo Lange seinen Termin dann erhalten hat, stellt der Hautarzt bei ihm zudem eine Krebsvorstufe auf der Kopfhaut fest.

„Durch Sonneneinstrahlung habe ich am Kopf veränderte Hautareale. Das ist noch kein Hautkrebs, aber die Stelle muss man im Auge behalten“, erklärt Lange. Jetzt müsste er sich verstärkt mit Sonnencreme eincremen und Base Caps tragen, um sich zu schützen.

Der Hautarztbesuch hat Lange auch dabei geholfen, seine Rosacea in den Griff zu bekommen. Ihm wurde ein Medikament verschrieben, das eigentlich gegen eine schwere Form der Akne hilft (Isotretinoin), da er gegen Antibiotika allergisch ist. Auch einige Pflegetipps für die Gesichtshaut haben ihm geholfen.

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„Jetzt will ich anderen Mut machen”

Ricardo Lange hat jetzt auch selbst ein paar Tipps für andere Betroffene parat:

  • In fachkundige Hände begeben (Besuch beim Dermatologen)

  • Starke Sonneneinstrahlung meiden

  • Stress reduzieren

  • Kein zu warmes oder zu kaltes Wasser nutzen

  • Gesichtspflege am besten seifenfrei (und parfumfrei)

  • Gesicht nur abtupfen, nicht rubbeln

Lange ist jetzt vor allen Dingen froh, dass es ihm endlich besser geht. „Ich hoffe, dass ich mit meinem Schritt an die Öffentlichkeit auch anderen Mut machen kann, weil man wirklich unter der Krankheit leidet“, appelliert der Pfleger abschließend. Er hofft auch, dass er bei Instagram auch von anderen nun häufiger „ehrliche Fotos“ zu sehen bekommt. (ubr)