Dermatologe im RTL-Interview
Millionen Menschen in Deutschland leiden an Hyperhidrose – was hilft gegen das krankhafte Schwitzen?

Schwitzen ist normal – jedenfalls bis zu einem bestimmten Punkt ...
Denn Schwitzen kann auch krankhaft sein. Woher kommt Hyperhidrose und was kann man dagegen tun? Dermatologe Dr. Afschin Fatemi verrät, was Patienten helfen kann, das Schwitzen in den Griff zu bekommen!
Übermäßiges Schwitzen: Was ist Hyperhidrose und wo kommt sie her?
Übermäßiges, krankhaftes Schwitzen hat einen Namen: Hyperhidrose. Und das sei laut Dermatologe Dr. Afschin Fatemi nicht bloß eine kosmetische Angelegenheit, „Hyperhidrose ist eine anerkannte Erkrankung”, erklärt er im RTL-Interview.
Normalerweise, so erklärt er, seien die Schweißdrüsen „einzig und allein dafür da, den Körper runterzukühlen, wenn es irgendwie warm ist von außen – Sonne, Sauna – oder warm ist von innen, also Muskelaktivität”.
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Aber „viele Menschen schwitzen halt unabhängig von Hitze – völlig unkontrolliert”. Tatsächlich betreffe Hyperhidrose „mehr Menschen, als man denkt”. „In Deutschland meint man, so fünf bis sechs Millionen haben Hyperhidrose auf die ein oder andere Art”, so Dr. Fatemi.
Doch woher kommt die Schwitz-Krankheit? Gründe können laut des Experten hormonelle Veränderungen, beispielsweise die Pubertät oder eine Schwangerschaft, sein. Aber ob ein Mensch Hyperhidrose bekommt, sei genetisch veranlagt.
Wenn Schwitzen den Alltag bestimmt: Das bedeutet Hyperhidrose für Betroffene
Für Betroffene bedeutet die Diagnose Hyperhidrose eine enorme psychische Belastung. „Die Patienten überlegen die ganze Zeit ‘was ziehe ich denn jetzt an’, die müssen richtig planen. ‘Ich ziehe jetzt das und das an, ich lege mir vielleicht Einlagen da rein, damit der Schweiß direkt eingefangen wird und man das nicht sieht’”, erklärt Dr. Fatemi die täglichen Herausforderungen von Hyperhidrose-Patienten. Andere Betroffene würden regelmäßige Bad-Pausen regelrecht einplanen, um sich immer wieder den Schweiß abzutupfen.
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Doch die Stresskomponente sei noch noch lange nicht alles, „das hat auch eine medizinische Komponente”. Bedeutet: Da das Schwitzen nicht von Wärme abhängt, schwitzen Betroffene auch im Winter viel. Das begünstige beispielsweise Erkältungen. Im Sommer – bei Wärme – würde hingegen die Gefahr bestehen, dass sich an den immer nassen Stellen Pilze bilden.
Kann das übermäßige Schwitzen mit der Zeit wieder von alleine weggehen? „Wenn man Glück hat, wird das mit 70, 80 besser, wenn alle Drüsen am Körper die Arbeitsleistung anfangen, zu reduzieren.”
Das Gute: Man muss nicht darauf warten, dass der Körper im Alter nach und nach seine Aktivität reduziert. Schon früher kann man etwas gegen das übermäßige Schwitzen tun!
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Übermäßiges Schwitzen kann behandelt werden – diese Therapien helfen bei Hyperhidrose
Laut Dr. Fatemi gibt es verschiedene Wege, die Hyperhidrose in den Griff zu bekommen.
Aluminiumchlorid: Dieser Stoff in in manchen Deos enthalten, er birgt aber auch Gefahren. Aluminiumchlorid könne beispielsweise Ekzeme und Entzündungen auf der Haut verursachen. Außerdem könne sich ein Gewöhnungseffekt einstellen, sodass auch diese Deos Betroffenen irgendwann nicht mehr helfen. Und zu guter Letzt bestehe die Vermutung, dass Aluminiumchlorid Brustkrebs begünstigen kann.
Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox könne ebenfalls helfen, die Schweißproduktion einzudämmen. Allerdings sei der Effekt nur von kurzer Dauer. Nach rund einem halben Jahr müsse man die Behandlung wiederholen. Und werden die nicht von der Krankenkasse übernommen, ist das auf Dauer ganz schön teuer.
Traditionelle Operation: „Früher hat man halt die Achselhöhle einfach komplett rausgeschnitten, also ein Loch in die Achsel gemacht.” Ein Eingriff, der große Narben hinterlasse, aber von der Krankenkasse übernommen werde.
Mikrowellen-Behandlung: Eine nicht-operative Behandlung, die ähnlich wie ein Laser funktioniere. „Die Schweißdrüsen werden verödet, die werden also zerstört.” Und: „Schweißdrüsen, die einmal weg sind, kommen nicht wieder.” Eine Mikrowellen-Behandlung habe daher einen dauerhaften Effekt.